Nach dem Großbrand

Bibliser Familie verliert beim Brand alles und freut sich über riesige Hilfsbereitschaft

Bald 30 Jahre hat Gregor Fröhlich in der Hochschildstraße von Biblis gelebt. Vor fast zwei Wochen zerstörte ein Brand alles. Die Bibliser haben daraufhin so viel gespendet, dass er gar nicht alles annehmen kann

Von 
Corinna Busalt
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Seit seinem achten Lebensjahr hat Gregor Fröhlich hier gewohnt. Nach dem Brand vor knapp zwei Wochen ist das Haus in der Bibliser Ortsmitte unbewohnbar. © Berno Nix

Biblis/Bürstadt. Um 7.06 Uhr hat Familie Fröhlich vorige Woche Montag das Haus verlassen. „Zum Glück“, sagt Gregor Fröhlich heute. Er weiß es so genau, weil seine Frau auf die Uhr schaute, als sie ins Auto stiegen. Sie waren in Eile, wollten ihrer großen Tochter noch rasch ein Pausenbrot besorgen, bevor sie sie zur Schule brachten und dann mit dem kleinen Sohn weiter nach Mannheim zu seinem Arzttermin fuhren. Sie waren noch nicht ganz da, als der Schwager sie erreichte und von dem Großbrand in der Ortsmitte von Biblis berichtete. „Da waren wir noch nicht ganz sicher, ob’s bei uns ist“, erzählt der 35-Jährige. Er setzte seine Frau mit dem Dreijährigen ab und fuhr zurück nach Biblis. Dort brannte ihre Wohnung lichterloh.

„Augenzeugen haben schon um Viertel nach sieben Rauch gesehen. Der hätte aber auch aus dem Kamin sein können“, sagt Fröhlich. Um halb acht seien Flammen zu sehen gewesen, Minuten später die Feuerwehr alarmiert worden. So hat er es nachher erzählt bekommen. Als er in Biblis eintraf, waren rund 70 Einsatzkräfte dabei, die Flammen zu bekämpfen. Den Anblick des brennenden Dachstuhls wird Gregor Fröhlich nicht mehr vergessen. Der 35-Jährige hat bald 30 Jahre dort gelebt und ist schon als Kind mit seiner Mutter eingezogen. „Der Opa hat noch beim Renovieren geholfen“, erzählt er fassungslos. Es war nicht nur eine Wohnung, es war sein Zuhause, das er verloren hat. „Ich verbinde enorm viele Erinnerungen mit dieser Wohnung.“

Schon neue Wohnung gefunden

Zeit zu trauern und den Schock zu verdauen, bleibt Gregor Fröhlich in diesen Tagen kaum. Niedergeschlagen wirkt er, aber auch überwältigt. Denn in diesem Alptraum begegnet ihm und seinen Lieben viel Gutes: „Die Hilfsbereitschaft der Bibliser ist unglaublich. Wir sind total baff, dass uns so viele unterstützen. Mega!“ Nach dem Aufruf über die Facebook-Gruppe „Bibliser Willkommen“ von Administratorin Kristina Müller ist eine komplette Ausstattung für die neue Wohnung zusammen. „Wir können gar nicht alles annehmen, was uns angeboten wurde.“ Auch abholen könnten sie die Möbel und Gegenstände erst nach und nach.

„Betten, Nachttische, Kühlschrank, Küche, Fernseher, Garderobe, Töpfe, Pfannen, Besteck“, zählt Fröhlich auf. „Es ist einfach unglaublich!“ Nur eine Waschmaschine fehle noch. Deshalb hat Kristina Müller Kontakt zur Bürgerstiftung aufgenommen und hat schon erfahren, dass auch das klappt. Denn eine Hausratversicherung hatten Fröhlichs nicht abgeschlossen. Den Schaden ersetzt ihnen also keiner. „Dabei haben wir ja gar keine Schuld“, sagt der 35-Jährige. Die Kriminalpolizei ermittelt noch, schließt Brandstiftung bereits aus und vermutet, dass ein Kabelbrand das Feuer ausgelöst haben könnte.

„Die Gemeinde hatte uns eine Notunterkunft angeboten, aber wir kamen bei meinen Schwiegereltern unter.“ Bürgermeister Volker Scheib habe sich enorm eingesetzt, sagt Fröhlich dankbar. „Er hat sich ganz toll um uns gekümmert, uns Essen gebracht und mit Kaffee und Getränken versorgt. “ Und jetzt habe die Familie eine neue Wohnung in Bürstadt gefunden. „Sie ist groß genug für uns, und wir können darin bleiben“, sagt Fröhlich erleichtert. Gelungen sei das durch seine Kontakte bei den Geflügelfreunden. In dem Bürstädter Verein ist die ganze Familie aktiv.

In ein paar Tagen wollen sie von den Schwiegereltern in die neue Wohnung ziehen. Der dreijährige Sohn habe noch gar nicht recht realisiert, was passiert sei. Denn bei Oma und Opa sind sie ja öfter. Seine große Schwester dagegen trauere mehr, vor allem um die drei Katzen der Familie. Sie haben die giftigen Rauchgase nicht überlebt.

Umgewöhnen müssen sich die Kinder glücklicherweise nicht. Die Zwölfjährige geht schon in Bürstadt zur Schule und der Kleine dort in den Kindergarten. Denn langfristig wollten sie ohnehin nach Bürstadt ziehen – und raus aus dem alten Haus in der Ortsmitte.

Als Fröhlich am Freitag dort ankommt, erschrickt er. Nicht nur wegen des traurigen Anblicks. Eine Abrissfirma hat schon die Arbeit aufgenommen. Dabei wollte der 35-Jährige einige Sachen holen. Zwar sei alles nass und mit Ruß verschmiert, aber manches vielleicht noch brauchbar – wie das Dusch- und Putzzeug aus dem Bad. Auch Geräte will er trocknen lassen und schauen, ob sie noch funktionieren. Doch nun kommt er gar nicht ins Haus.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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