Biblis. „Es war eine Generationen-Entscheidung: Weiter so oder Mut zur Veränderung“, sagt Konstantin Großmann am Sonntagabend im Rathaus, und Applaus brandet auf. Biblis hat sich für den Wechsel entschieden, und zwar deutlich: Gut 60 Prozent der Wähler stimmten für den 40 Jahre alten CDU-Kandidaten, was seine Anhänger lautstark bejubeln. Amtsinhaber Volker Scheib (parteilos), der auf knapp 40 Prozent kommt, zieht sich direkt aus dem Saal zurück, nachdem er dem Gewinner gratuliert hat.
Bürgermeisterwahl in Biblis: Großmann macht das Rennen
Dass Großmann das Rennen macht, zeichnet sich schon ab, als die ersten Ergebnisse im Sitzungssaal angezeigt werden. Während sich um Großmann rasch die Menschen scharen, bleibt es eher still am Tisch von Scheibs Familie und Anhängern. Enttäuscht sei er schon, gibt der 63 Jahre alte amtierende Bürgermeister zu und sagt gleich: „Mein Nachfolger wird eine angenehme Amtszeit haben und vieles einweihen können, was jetzt vorbereitet worden ist.“ Sein Start vor sechs Jahren hingegen sei schwierig gewesen und fiel direkt in den ersten Lockdown der Corona-Pandemie. Zudem habe er vieles, was liegengeblieben war, aufarbeiten müssen.
Seine Ehefrau Heike Trunk-Scheib wirkt gelassen und meint: „Es hat alles Vor- und Nachteile. Mein Mann hat sich nichts vorzuwerfen, er war viel da für die Bürger und hat hart gearbeitet.“ Letztlich sei es eine Persönlichkeitswahl, meint sie schulterzuckend, und die Bevölkerung habe sich offensichtlich für den jungen, dynamischen Kandidaten entschieden. „Das Leben geht weiter. Mein Mann findet wieder eine Aufgabe, die ihn ausfüllt.“
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Neuer Bürgermeister in Biblis: Stimme des Siegers bricht bei Dankesrede fast weg
Großmann selbst wirkt überwältigt, die große Anspannung ist ihm anzumerken. Bei seiner kleinen, emotionalen Ansprache bleibt ihm fast die Stimme weg. Er dankt vor allem seiner Familie und den Freunden für die enorme Unterstützung „quasi Tag und Nacht“. In den vergangenen sechs Wochen habe er an allen Haustüren der Gemeinde geklingelt und mit seiner Wahlwerbung Taschentücher, Kugelschreiber und kleine Gläser Nordheimer Honig verteilt. „So sollte Wahlkampf aussehen. Er hat sich richtig reingekniet“, lobt Alexander Bauer, CDU-Landtagsabgeordneter aus Bürstadt, Großmanns Engagement.
Für einen ausgiebigen Wahlkampf fehlte Amtsinhaber Scheib dagegen die Zeit, sagt er selbst. „Ich hatte keinen Urlaub“, meint er schulterzuckend am Sonntagabend im Rathaus. Selbst am Wahlsonntag sei er von einem Termin zum anderen geeilt, vom Jubiläum der evangelischen Kirche noch zum Feuerwehreinsatz und später schließlich ins Rathaus. Dass der 63-Jährige „sehr fleißig war“ in seiner Amtszeit, würdigt auch Herbert Ritzert, Beigeordneter der CDU in der Gemeinde, am Ende. „Das ist Demokratie, wir hatten zwei gute Bewerber, am Ende hat der Jüngere gewonnen.“
Dass es so ein klares Ergebnis gibt, freut Karsten Krug (SPD), Groß-Rohrheims Rathauschef. „Es ist immer von Vorteil, mit Rückenwind in so ein Amt zu gehen.“ Das sagt auch Josef Fiedler, SPD-Urgestein in Biblis. „Ich hoffe, dass sich die Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister so entwickelt, dass wir die Gemeinde positiv weiterentwickeln können.“ Auch auf übergeordneter Ebene, etwa mit dem Landratsamt, erwartet Fiedler eine gute Kooperation - ebenso wie auf interkommunaler Ebene.
Im Ried gibt es nun einige neue Rathauschefs. Das bestätigt Boris Wenz (SPD) nickend. Er ist seit Juli in Bürstadt im Amt. Neben ihm im Saal steht Alexander Scholl (CDU), der im Dezember den Chefsessel im Lampertheimer Rathaus übernimmt. Beide freuen sich auf die Zusammenarbeit mit Großmann. „Wir alle kennen uns schon lange, das ist eine gute Grundlage, um interkommunal auf der Riedschiene etwas zu bewegen“, meint Scholl.
Nur mit der Wahlbeteiligung ist Lampertheims Noch-Bürgermeister Gottfried Störmer insgesamt nicht zufrieden. „Die Leute meckern gern, aber wenn sie etwas mitentscheiden dürfen, dann macht das nur noch gut jeder Zweite. Das ist einfach schade.“ 59 Prozent der Wahlberechtigten sind in Biblis an die Urne gegangen. Vor sechs Jahren waren es drei Prozent mehr - bei vier Kandidaten. Da hatte sich Scheib als Politik-Neuling mit 59,2 Prozent der Stimmen klar durchgesetzt - gegen Amtsinhaber Felix Kusicka mit 29,9 Prozent, den die CDU unterstützt hatte. Keine Rolle hatte damals Ralph Bühler (AfD) gespielt, der von der Freien Liste Biblis unterstützt wurde. Er kam auf 6,3 Prozent. Ewald Gleich (SPD) landete bei 4,6 Prozent.
Die FLB hat diesmal Großmann unterstützt. Scheib ist überzeugt, dass dem CDU-Kandidaten das geholfen hat. Großmann selbst sieht das anders. Der 40-Jährige will jetzt nach vorne blicken. Als sich die Reihe seiner Gratulanten lichtet, atmet er durch und meint: „Wir müssen jetzt schauen, was Priorität hat in Biblis und das angehen.“ An eine Klausur mit dem Parlament denkt der 40-Jährige, um über die Ziele zu sprechen. „Interessant wird sein, wie sich die Übergabe und Einarbeitung entwickeln.“ Sein Amt tritt er im April an.
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