Biblis. Die Gemeindevertreter haben in ihrer jüngsten Sitzung mit der Mehrheit von SPD und FLB gegen einen Beschlussvorschlag der Verwaltung gestimmt. Darin geht es um einen Bauplatz in der Straße "Am Golfpark" in Wattenheim.
Seit sechs Jahren schon verhandelt die Gemeinde mit einem Paar, das dort ein Wohnhaus für zwei Familien bauen möchte. Das Paar hat sich den Bauplatz ausgesucht und nach Abschluss des Kaufvertrages einen Plan erarbeitet, der die Grenzen des sogenannten Baufensters im Bebauungsplan überschreitet. Der Nachbar habe zustimmen müssen, damit der Grenzabstand zwischen seinem und dem neuen Gebäude von vier auf drei Meter verringert werden konnte, heißt es in der Beschlussvorlage.
"Im Sinne der Gleichbehandlung"
Laut Plan ragen die Balkone auf der westlichen Seite des neuen Grundstückes um zwei Meter über die Baugrenze hinaus. Deshalb hat die Verwaltung nun in dem Beschlussvorschlag dazu geraten, dem Antrag nicht zuzustimmen, weil das "im Sinne der Gleichbehandlung aller Anlieger und im Interesse der geordneten Bauleitplanung" nicht sinnvoll sei. Auch andere Anwohner der Straße hatten schon Sonderwünsche geäußert. Diese waren seinerzeit aber jeweils abgewiesen worden.
Der Bauausschuss habe bereits intensiv und kontrovers über diesen Antrag diskutiert, berichtete Ausschussvorsitzender Dirk Müller der Bibliser Gemeindevertretung. Die CDU schloss sich dem Beschlussvorschlag der Verwaltung an: "Irgendwann ist es genug, das Ding war von Anfang an überplant", sagte Hans Michael Platz (CDU). Selbst das Kreisbauamt ziehe bei der Sache nicht mehr mit. "Die Planung ist nicht mehr nachvollziehbar."
Ewald Gleich von der SPD sah dies ganz anders. "Die Verwaltung hat den Bauherren immer wieder Zusagen und Hoffnungen gemacht", sagte er. Um weiteren Streit zu vermeiden und die Angelegenheit zu einem Ende zu bringen, wolle seine Partei dem Beschlussvorschlag nicht zustimmen und somit dem Paar das Traumhaus ermöglichen. Gleich hatte vor der Sitzung einen neuen Antrag eingereicht: Darin schlagen die Genossen vor, dem Antrag der Bauherren zuzustimmen. "Sie müssen alle Kosten selbst übernehmen", so Gleich.
Elf Gemeindevertreter stimmten dem Antrag der SPD schließlich zu, die CDU lehnte ihn geschlossen ab. Die Bauherren dürfen ihre Balkone nun bauen, das Baufenster im Plan wird um zwei weitere Meter erweitert.
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