Biblis. Ein Casting in der Kirche? Bei der Vorstellung der Bibliser Firmlinge prüft tatsächlich eine Jury die "Bewerber" auf Textfestigkeit und den richtigen Tonfall. Der Jugendliturgiekreis hat sich diesmal etwas ganz Besonderes ausgedacht, um den Gottesdienst in der St. Bartholomäuskirche zu gestalten.
"Was wollen die bei dem Casting von uns wissen?", fragt einer der Mitglieder des Jugendliturgiekreises. "Sollen wir das Vater Unser aufsagen oder das Glaubensbekenntnis?", sinniert dessen Freund weiter und überlegt auch, was wohl seine Familie dazu sagen würde, wenn er beim Casting durchfällt und nicht zur Firmung gehen darf. "Keine Panik", meint der andere locker: "Bisher haben sie bei der Firmung schon jeden genommen". Hier hakt Pfarrer Ludger M. Reichert ein: "Ja, Gott ist für alle da."
Jury thront vor dem Altar
Doch der Jugendliturgiekreis stellt trotzdem eine Jury, die vor dem Altar thront und die Castingbewerber begutachtet. "Hallo, ich bin der Max, ich kann kein Gebet auswendig, singen klappt auch nicht so gut", meint dieser. "Na, dann zeig uns mal, wie du betest", lautet die Antwort eines Jurors. Kritisch schauen sie jetzt zu. "Dein Kreuzzeichen kommt überzeugend rüber", äußert sich ein Juror, ein anderer sagt, dass ihm gefällt, dass Max beim Beten kniet. "Aber, da muss noch mehr kommen, so können wir dich nicht zur Firmung zulassen", lautet das Urteil der Jury, die noch weiter Bewerber ablehnen.
Kirche ist für alle da
"Wer ist würdig, gefirmt zu werden?", greift Pastoralassistent Michael Langer das Geschehen auf und wirft in Sachen Casting ein: "Verlierer werden aussortiert." Aber genau so sei es in der Kirche eben nicht: "Die Kirche ist für alle da." Im Firmunterricht beschäftigten sich die jungen Leute mit sich selbst. "Es geht um Austausch, eure spezifische Beziehung zu Gott, um christliche Praktiken, um eure besonderen Talente", fasst Langer für die 31 zukünftigen Firmlinge zusammen.
Diese haben sich vorher schon getroffen und darüber nachgedacht, was sie mit dem Heiligen Geist verbinden. Und so stellen sich dann alle Firmlinge persönlich der Gemeinde vor und sagen, wo sich ihrer Meinung nach Gott zeigt: in der Hoffnung, Liebe, Freundschaft, den Kleinigkeiten, der Verbindung zwischen Menschen und der Natur. Dann heften sie alle kleine, weiße Papiertauben als Symbol an ein Bild, das vor dem Altar steht.
Musikalisch gestalten die vier Musiker und Sänger der Gruppe "4one" den Gottesdinest mit - mit Liedern, die zum Nachdenken anregen. str
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/biblis_artikel,-biblis-aussortieren-wie-beim-casting-gibts-nicht-_arid,426358.html