Soziales - Informationstafel zu Organspenden im Bibliser Rathaus / Gesundheitsdezernentin Diana Stolz wirbt für mehr Aufklärung

Anna Lugert genießt ihre Lebensqualität

Von 
Michael Burmeister
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Bei der Übergabe der Organspendetafel: Sophie Mohr (v.l.), Riunda Schaub, Volker Scheib, Diana Stolz, Dr. Panagiotis Porikis und Anna Lugert. © Michael Burmeister

Biblis. Als fünfte Gemeinde im Kreis hat Biblis eine Organausweis-Informationstafel erhalten. Dazu traf sich Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz mit zwei Studentinnen von der Uni Heidelberg, dem Bibliser Hausarzt Dr. Panagiotis Porikis sowie der Bibliserin Anna Lugert, die vor Jahren eine Organspende erhalten hat, mit Bürgermeister Volker Scheib am Rathaus.

„Das Wichtigste bei diesem sensiblen Thema ist die Aufklärung und auch die Freiwilligkeit. Man muss sich bewusst werden, dass dieses Thema jeden treffen kann“, sagte Diana Stolz. Den Hinterbliebenen die Entscheidung über die Organspende zu überlassen, hält sie nicht für sinnvoll. „Selbstbestimmt und bei klarem Verstand sollte jeder sich rechtzeitig selbst Gedanken darüber machen, ob man seine Organe spenden möchte oder nicht“, so Stolz. Dabei geht es auch um das Thema Tod. Und genau hier sei der Besitz eines Organspendeausweises sinnvoll und hilfreich. Hier kann man ja selbst bestimmen, ob und welche Organe man spenden möchte. Vor allem junge Menschen ließen sich recht einfach sensibilisieren. Das zeige die Erfahrung etwa an Schulen, so die Kreisbeigeordnete.

„Und die Schüler wiederum kommen dann nach Hause und fragen ihre Eltern und Großeltern“, so Stolz. Immerhin kann man sich bereits ab einem Alter von 16 Jahren entscheiden. „Es sind immer wieder die gleichen Vorurteile, die Menschen uns gegenüber zum Thema äußern“, fügte Riunda Schaub von der studentischen Arbeitsgruppe „Aufklärung Organspende“ an. „Ich lebe seit 20 Jahren mit einer Organspende. Das sind 20 Jahre Lebensqualität“, sagte Anna Lugert. Der Bibliserin wurden damals eine Bauchspeicheldrüse sowie eine Niere transplantiert. Sie lebe selbstbestimmter, seit die Dialyse weggefallen ist. Und sie sieht das Leben nach einem solchen Eingriff mit anderen Augen: „Ich passe mehr auf mich auf.“ Das spürte Lugert vor allem in der Pandemie. Trotz Dreifach-Impfung geht sie nur an bestimmte Orte. Im vergangenen Jahr traute sie sich gar nicht aus dem Haus.

„Meine Tochter war besser informiert als ich. Im Alltagsgeschäft geht leider so manches Thema ein wenig unter“, gab Panagiotis Porikis zu. Der Bibliser Allgemeinmediziner versprach, sich mehr diesem Thema zu widmen. Er will Infobroschüren mit den kleinen Ausweiskärtchen in seiner Praxis auslegen. Aufklärung sei schließlich das A und O, ergänzte Stolz und betonte, dass laut einer Umfrage vier Fünftel aller Deutschen die Organspende eigentlich befürworten. Doch weit weniger trügen einen Organspende-Ausweis mit sich. Vor ein paar Jahren, als ein Skandal um die Warteliste für Organspenden kurz für Unruhe sorgte, sei die Bereitschaft rückläufig gewesen. Das habe sich aber wieder normalisiert, so Stolz.

Laut dem Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz beträgt die durchschnittliche Wartezeit für eine Niere momentan fünf bis sechs Jahre, für eine Leber oder ein Herz sechs bis 24 Monate. Im vergangenen Jahr wurden fast 3000 Organe von rund 1000 Personen gespendet. Die Infotafel mit den Ausweisen, die sich jeder kostenlos mitnehmen kann, steht nun im Foyer des Rathauses Biblis. mibu

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