Biblis. Die Plätze für Zuschauer im Bibliser Bauausschuss waren so gut wie alle belegt. Es waren die Anwohner der Klostergewannstraße, die ihren Unmut über das geplante Bauprojekt auf dem freien Grundstück der Evangelischen Kirche äußern wollten. Umso enttäuschter waren sie, als sie durch Vorsitzenden Nobert Redermeier erfuhren, dass sie kein Rederecht im Ausschuss haben.
Die Evangelische Kirche möchte sich von einem Teil des Grundstücks mit der Hausnummer 6 trennen und plant, es an zwei Entwickler zu verkaufen. Diese waren vor Ort und stellten ihre Pläne für das Mehrfamilienhaus vor. Einer der beiden, Andreas Thiessen, erläuterte, was sie auf dem hinteren Teil des Grundstücks vorhaben, also weg vom Kirchengebäude. Hier könnte in L-Form auf rund 1.650 Quadratmeter ein zweigeschossiges Haus mit 16 Wohnungen entstehen, die größtenteils barrierearm sind. Sie hatten nicht den Begriff barrierefrei gewählt, denn damit sind gesetzliche Auflagen verbunden, die erfüllt werden müssen.
Anwohner reagieren im Ausschuss geschockt
Dem Wunsch der Kirche nach sozialem Wohnraum, Gemeinschaft und Kommunikation werde durch einen Gemeinschaftsraum samt Dachterrasse, die von allen genutzt werden könnten, Rechnung getragen. Auf dem Grundstück sind 16 Parkplätze samt genügend Stellplätzen für Fahrräder vorgesehen, und es gibt zwei Einfahrten. Die möglichen Mieter oder Käufer würden zentrumsnah und schön wohnen, so Thiessen. Im Ausschuss selbst stieß dieses Vorhaben nicht auf große Begeisterung.
CDU-Fraktionsvorsitzender Christopher Wetzel erwähnte, dass diese Fläche noch 2023 als potenzieller Kita-Standort vorgesehen war. „Wieso kauft die Gemeinde nicht das Grundstück zu einem sozialen Zweck? Dann wären wir in der Lage, einem Bauherren Vorgaben zu machen“, lautete sein Vorschlag. Urs Scheib von der Liste Scheib meinte, es wäre sehr schwer, den sozialen Zweck der Gemeinde festzulegen. Auf jeden Fall könnten sich dann aber die Anwohner einbringen. Diese reagierten geschockt auf das Vorhaben, weil sich der freie Blick für einige damit erledigt hätte, und es die kleine Naturoase nicht mehr geben würde.
CDU schlägt vor, dass die Gemeinde das Grundstück kauft
„Die Evangelische Kirche hat ganz klare Ansagen gemacht, was sie hier haben möchte. Nämlich keine Einfamilien- oder Reihenhäuser, sondern soziales Wohnen mit Kommunikationscharakter“, erklärte Bürgermeister Volker Scheib. Wetzel meinte, dass die CDU nicht Wohnungsbau verhindern wolle, sondern den Fokus auf aktive Bürgerbeteiligung lege: „Wenn die Gemeinde das Grundstück erwirbt, wäre sie einmalig in einer Position, um den Bau in die richtige Richtung zu lenken.“
Bürgermeisterkandidat Konstantin Großmann (CDU) wäre ebenfalls direkt von einem Neubau betroffen, da er in direkter Nachbarschaft wohnt. Großmann hielt sich aus der Diskussion heraus. Redermeier schlug vor, dass die Anwohner sich in einer Arbeitsgemeinschaft einbringen könnten. Im Ausschuss wurde mehrheitlich empfohlen, mit der Kirche in Kontakt zu treten, ob ein Ankauf möglich wäre und zu welchen Konditionen. Das Ergebnis solle in einer der nächsten Sitzungen präsentiert werden. Die Investoren sagten, dass die Gemeinde über den Bebauungsplan und die Umsetzung des Projekts entscheide.
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