Neckar-Bergstraße - Auflösung der „Rätselei“ / Bäkowiese in Neckarhausen vor der Bebauung

Wiese wird zum grünen Quartier

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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© Marcus Schwetasch

Neckar-Bergstraße. Noch liegt sie grün da, von Seckenheim kommend am Ortseingang: die Bäko-Wiese in Neckarhausen. So wird sie genannt, weil sie sich just gegenüber des gleichnamigen Unternehmens befindet, das Bäcker und Konditoren mit Material beliefert. Doch damit zu tun hat sie eigentlich nichts. Oder in gewisser Weise doch. Denn als das Neubaugebiet Wingertsäcker erschlossen wurde, blieb diese grüne Fläche außen vor.

Warum, darüber gehen die Erinnerungen auseinander. In der Diskussion eines größeren Gesamtpakets sei das Vorhaben Mitte der 1990er Jahre als Kompromiss zurückgestellt worden, um es in Reserve zu behalten, sagte der frühere Bürgermeister Roland Marsch 2019. Es sei vor allem darum gegangen, das Entree von Neckarhausen offen zu gestalten, erzählte dagegen der frühere Gemeinderat Walter Köhler. Seine ehemalige Kollegin Heidi Gade wiederum meinte sich zu erinnern, dass auch damals schon der Lärmschutz und Bäko Argumente gewesen seien.

Denn das Unternehmen musste in der Vergangenheit investieren, weil die Wohnbebauung immer näher rückte. Als Bäko 1997 seinen Frischdienst erneuerte und in ein Kühllager investierte, gab es von den Bewohnern der Reihenhäuser jenseits der Straße massive Einwendungen dagegen, wie die Geschäftsführer 20 Jahre später rückblickend feststellten. Massive Schallschutzmaßnahmen und ein 600 000 Euro teurer Lkw-Hof waren die Folge. Als die Gemeinde dann 2016 die Pläne zur Bebauung der Wiese wieder aus der Schublade zog, hatte Bäko zunächst große Bedenken. Im Laufe der Zeit näherten sich Kommune und Unternehmen aber an, der Bebauungsplan konnte aufgestellt werden.

Hier in den Wingertsäckern in Neckarhausen, wo unser „Rätselei“ gestern platziert war, soll spätestens 2023 der Neubau von 24 Häusern beginnen. © Marcus Schwetasch

Den Verkauf des Geländes lobte die Gemeinde mit der Suche nach den besten Ideen aus. Das Interesse war groß. Insgesamt 13 Investoren und Architekten reichten für den Wettbewerb ihre Pläne und Modelle ein, gleich zwei von ihnen nahm das Preisgericht in die engere Wahl. Einer der beiden Sieger ist das Frankfurter Architektenbüro Bilger Fellmeth, das sich mit Conceptaplan und Kalkmann Wohnwerte Dossenheim um eine Realisierung bewarb und in einer weiteren Runde am Ende auch zum Zuge kam. Ihr Entwurf hat einen grünen Akzent und sieht eine Gartenpassage zwischen den Gebäuden vor.

Um den Lärmschutz sicherzustellen, setzt er auf einen besonderen Reihenhaustyp – abweichend vom ursprünglichen Bebauungsplan. Alle schutzbedürftigen Aufenthaltsräume sind dabei Richtung Süden orientiert, wo sich auch ein Grünstreifen befindet. Im obersten Geschoss der dreistöckigen Häuser gibt es außerdem Dachterrassen, ebenfalls in Richtung Grün.

Bänke, Beete und Bäume

Die Gartenpassage soll nach den Vorstellungen der Planer kleine Nischen mit Bänken, Beeten und Staudenpflanzungen erhalten, die zum Verweilen einladen, außerdem ein paar Bäume. „Alle Häuser verfügen über einen eigenen, attraktiven Garten, der durch standortgerechte Hecken eingefasst wird“, schreiben die Architekten zur Erläuterung. Das energetische Konzept sieht dezentrale Wärmepumpen und eine Fußbodenheizung (Niedertemperatur) vor, die im Sommer auch zum Kühlen eingesetzt werden kann. Die 24 Häuser können vier bis sechs Zimmer haben und dabei 120 bis 170 Quadratmeter groß sein. Die kompakten Reihenhäuser (120 Quadratmeter) sollen in Verbindung mit dem Einheimischenmodell „auch für weniger einkommensstarke Familien geeignet sein“. Mit voraussichtlich rund 500 000 Euro sind sie trotzdem kein Schnäppchen. Im Laufe des Jahres sollen Vermarktung und Erschließung beginnen.

In den Startlöchern steht auch Edeka Südwest. Der Handelsriese will ebenfalls auf der grünen Wiese einen rund 1200 Quadratmeter großen Markt bauen. Der auserkorene Bauplatz liegt zwischen der Rudolf-Diesel-Straße (ebenfalls gegenüber Bäko) und der künftigen L 597 mit neuer Neckarbrücke bei Ladenburg. Über diese Ansiedlung steht die kommunalpolitische Diskussion allerdings noch ganz am Anfang.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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