Nahversorgung

Wenn der Automat den Verkäufer ersetzt – Shop nun auch in Ladenburg

Der neue Snackmaster 24/7 in Ladenburg zieht mit Automaten und buntem Design vor allem junge Kunden an.

Von 
Jasper Rothfels
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Blick in den Automaten-Kiosk in Ladenburg, der rund um die Uhr ("24/7") geöffnet hat. © Jasper Rothfels

Rhein-Neckar. Mit seiner grellen Aufmachung hebt sich das neue Geschäft in Ladenburg deutlich von der Umgebung ab. „Snackmaster 24/7“ steht über dem Eingang, den bunte Tafeln einrahmen, und bunt geht es auch drinnen weiter, wo Deckenlampen die farbigen Wände anstrahlen. In dem rund um die Uhr geöffneten Laden nahe der Altstadt gibt es keinen Verkäufer, die Ware kommt aus Automaten – so wie in einem ähnlichen Shop in Heddesheim. Das Sortiment erweckt den Eindruck, dass es vor allem für Jüngere gedacht ist: Neben Limonaden und Softdrinks gibt es Schokoriegel und -kugeln, Kaubonbons, Würstchen, Kaffee und Popcorn. E-Zigaretten gibt es auch, aber der Automat ist gerade außer Betrieb.

Der Kiosk, der bereits 2024 öffnete, werde gut angenommen und trage sich selbst, sagt Betreiber Sokol Zekirovski, der nach eigenen Angaben auch in Hemsbach einen solchen Laden betreibt. Kunden kämen zum Beispiel abends, wenn man nirgendwo mehr etwas bekomme. Die Stadt hat nach Angaben von Sprecherin Nicole Hoffmann keine Informationen, wie der Kiosk angenommen wird. Für Kontrollen, etwa wegen des Jugendschutzes, sei der Verbraucherschutz des Rhein-Neckar-Kreises zuständig. Dessen Sprecherin Silke Hartmann berichtet, dass Warenautomaten aller Art – auch im Zusammenhang mit Einzelhandel und Landwirtschaft – „durchaus zunehmen“.

Das Gesuchte ist nicht immer zu finden

„Das ist an sich ein gutes Konzept“, sagt ein 32 Jahre alter Passant aus Mannheim, der früher in Ladenburg wohnte, über den Shop. Man könne sich dort abends verabreden. Aber es hänge auch davon ab, wer hingehe. Und er wisse nicht, wie es bei den E-Zigaretten um den Jugendschutz stehe. Der ist laut Zekirovski gegeben, weil der Ausweis eingelesen werden muss. Ein 58-Jähriger aus Schriesheim, der sich im Laden vergeblich bei den E-Zigaretten umtut, sagt, er finde solche Läden gut – wenn sie das hätten, was man wolle. Eine 23-jährige Passantin sagt: „Ich benutze das nicht.“

Blick auf einen Warenautomaten, der seit Oktober 2023 an der B3 in Schriesheim steht.. © Jasper Rothfels

In Heddesheim kommen gerade zwei 15-jährige Schülerinnen aus dem Automaten-Laden. Sie träfen dort auch andere Jugendliche, sagen sie. „Das macht Spaß.“ Und was wird so gekauft? Das meiste Geld werde für ein Greifspiel ausgegeben, aber auch für „Durstlöscher“. Hier gibt es auch einen Automaten für E-Zigaretten, zudem Alkoholika. Die Mädchen holen sich etwas im nahen Supermarkt und verschwinden dann wieder im Laden, der im März 2024 öffnete.

Eine 75-Jährige und ihr Begleiter finden den Laden „richtig gut“, aber ein 60-Jähriger sagt, wenn er abends hier vorbeikomme, sei „immer Betrieb“. Bei Kälte seien die Jugendlichen im Laden, aber wenn es warm sei, säßen sie auf der anderen Straßenseite, und auf dem Supermarktparkplatz dahinter werde Fußball gespielt. „Es gibt auch Anwohner!“, gibt er zu bedenken. Eine 65-Jährige sagt: „Irgendwo müssen sie hin.“ Aber für die Anwohner sei es nicht so toll, ergänzt sie, und eine 77-Jährige stimmt zu.

Ein von der Seite aufgenommener Warenautomat an der B3 in Schriesheim. Zur Sicherheit wird er mit einer Kamera überwacht. © Jasper Rothfels

Es habe „anfangs eine Beschwerde“ gegeben, teilt das Ordnungsamt mit, „mehr ist bei der Gemeinde nicht angekommen“. Ein Zusammenhang im Sommer werde vermutet, sei aber nicht nachweisbar. Zum Thema Jugendschutz heißt es, es sei bei Eröffnung geprüft worden, „ob die erforderlichen Altersnachweise verlangt werden, dies wird von Zeit zu Zeit wiederholt“. Die Laden-Betreiber antworten nicht auf Fragen.

In Heddesheim gibt es auch drei einzelne Automaten auf privaten Flächen, in Schriesheim zwei, einer davon gehört dem Ladenburger Unternehmer Daniel van Lierop. Das Angebot bestehe zu 70 Prozent aus „Standardware“ wie an Tankstellen und zu vergleichbaren Preisen, die leicht höher seien. Der Rest sei ausländische Ware, die wegen Beschaffungsaufwands etwas mehr koste, etwa vier Euro für Chips. Van Lierop, der im Oktober 2023 begonnen hat und inzwischen sieben Automaten mit der Bezeichnung „Snackbar 24/7“ betreibt, warnt vor der Annahme, dass man damit das schnelle Geld machen könne. Die Behörden kontrollierten mehr, was mehr Aufwand bedeute. Den scheue mancher. Er beobachtet nach eigenen Angaben, dass sich der Markt „von der Anzahl der Betreiber“ her ausdünnt. In Weinheim gibt es laut Stadtsprecher Roland Kern noch einen von zwei 24-Stunden-Kioske, der andere ist möglicherweise wegen wiederholter Vandalismusschäden zu. Vor etwa zwei Jahren habe die Stadt zu solchen Läden viele Anfragen gehabt, „der Trend geht im Moment wieder zurück“, so Kern.

Landwirte bieten Marmelade, Obst, Dosenwurst oder Eier an

In Schriesheim, Ilvesheim und Edingen-Neckarhausen sind keine Pläne für solche Läden bekannt. In Edingen-Neckarhausen gebe es bereits eine „breite Automatenlandschaft“, so Pressesprecherin Lisa Schoofs. Dank Landwirten kommen hier unter anderem sogar Eier- und Dosenwurst sowie Obst und Marmelade aus Automaten. Der Gemeinde Ilvesheim sei wichtig, dass es verschiedene Einkaufsmöglichkeiten gebe, wofür unter anderem Supermärkte und kleinere Geschäfte stünden, so Sprecherin Maren Brysch-Enghofer. Für einen Automaten-Laden spreche, dass damit ein Angebot außerhalb der Öffnungszeiten entstehe. Dagegen könne unter anderem potentieller Vandalismus sprechen. Die Schriesheimer Sprecherin Vanessa Schwierz teilt mit, man sehe angesichts der bekannten Sortimente zwar keinen Bedarf. „Je nach Befüllung der Automaten könnten aber Bedarfe, gerade in den Ortsteilen, gedeckt werden.“

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