Porträt

Was die neue Dekanin des Kirchenbezirks Neckar-Bergstraße vorhat

Ute Jäger-Fleming hat viel Zeit in Schottland verbracht, jetzt ist sie Dekanin des Evangelischen Kirchenbezirks Neckar-Bergstraße. Wir stellen die gebürtige Lützelsachsenerin vor

Von 
Jürgen Drawitsch
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Ute Jäger-Fleming, die neue Dekanin des Evangelischen Kirchenbezirks Neckar-Bergstraße, in ihrem Büro in der Weinheimer Scheffelstraße. © Thomas Rittelmann

Neckar-Bergstraße. Ein kleiner Blumenstrauß und eine hübsche Karte stehen auf dem Schreibtisch in ihrem neuen Büro in der Weinheimer Scheffelstraße und zeugen vom herzlichen Empfang, der Ute Jäger-Fleming schon bereitet wurde. Am 28. Februar wurde sie zur neuen Dekanin des Evangelischen Kirchenbezirks Neckar-Bergstraße gewählt. Am 1. Juli begann ihre Amtszeit, jetzt wurde sie bei einem Gottesdienst in der Weinheimer Peterskirche von Landesbischöfin Heike Springhart offiziell in ihr Amt eingeführt. Wer allerdings glaubt, die Leitung des Dekanats fühle sich für die gebürtige Lützelsachsenerin wie eine Heimkehr an, der irrt. „Es ist ein Teil meines Weges“, sagt sie.

Ihre Masterarbeit schrieb sie in Aberdeen

Für die spannenden Zeiten und die Veränderungen, die im Kirchenbezirk in den kommenden Jahren bei der Umsetzung des Strukturprozesses der Landeskirche anstehen, bringt die neue Dekanin durch thematische Schwerpunkte ihres beruflichen Werdegangs gute Voraussetzungen mit. In ihrer Masterarbeit, die sie zum Abschluss ihres Theologiestudiums 1992 im schottischen Aberdeen schrieb, beschäftigt sie sich mit der Ausübung von kirchlichen Ämtern im gemeinschaftlichen Miteinander von Laien und Hauptamtlichen.

Als Kirchenfrau auf allen Kanälen präsent

„Kirche in der modernen Welt“ war ebenfalls schon in ihrer Zeit in Schottland Thema, wo sie 1990 zudem eine Ausbildung in Klinikseelsorge erfuhr. Den Schwerpunkt Liturgie hatte sie bereits 1988 und 1989 an der Kirchlichen Hochschule Berlin durchlaufen, und 1988 in Heidelberg ihr 1983 begonnenes Grundstudium unter Prof. Dr. Dietrich Ritschl abgeschlossen. Zum Theologiestudium angeregt wurde sie vom damaligen Schuldekan Albrecht Lohrbächer, als sie 1983 am Weinheimer Gymnasium, dem heutigen Werner-Heisenberg-Gymnasium, ihr Abitur ablegte.

„Wir gehen miteinander Wege und begleiten Menschen“, sagt Ute Jäger-Fleming. Bei der Vermittlung durch das Leben geistlicher und kirchlicher Werte geht es ihr niemals um Vereinnahmung, sondern immer um Begleitung, um Angebote und das Schaffen neuer Begegnungsräume in einer zunehmend säkularisierten Welt. Auf der Suche nach dem, was Menschen anspricht, gilt es nicht nur, aufmerksam gesellschaftliche Entwicklungen und aktuelle Themen zu verfolgen, sondern auch auf allen Kanälen präsent zu sein. Die moderne Kirche kommt auch über soziale Medien im Internet zu den Menschen. „Obwohl nichts über die echte Präsenz unter Menschen geht, ist es unverzichtbar, auch in Facebook oder Instagram präsent zu sein“, sagt die Dekanin. „Zukunft gestalten, Weichen stellen, offener werden“: So möchte sie die Aufgaben anpacken, die sich in den kommenden Monaten und Jahren im Kirchenbezirk konkret stellen. Die Entscheidungen wurden bezüglich der Klassifizierung der Gebäude und der künftigen Stellenbesetzung getroffen, um trotz rückläufiger Mitgliederzahlen in der Evangelischen Kirche zukunftsfähig zu bleiben.

„Jetzt werden wir die Umsetzung begleiten“, sagt die Dekanin und setzt dabei vor allem auf neue Kooperationsräume, in denen Pfarrerinnen und Pfarrer zusammen mit Ehrenamtlichen Teams bilden und eine neue Form gemeindeübergreifenden Zusammenwirkens gestalten. Auch Ideen für neue Angebote, neue Formen der Glaubensvermittlung und des Miteinanders sind gefragt.

Ohne Brexit wäre sie in Schottland geblieben

Ihrem Konfirmationsspruch „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,6) konnte Ute Jäger-Fleming folgen und gute Entscheidungen treffen, wenn es den einen oder anderen Wegweiser im Leben gab. Hätte es beispielsweise den Brexit nicht gegeben, wäre sie vermutlich zusammen mit ihrem schottischen Ehemann, Pfarrer Dr. Kenneth Fleming, in Schottland geblieben. So aber führte sie der Weg zur Paulusgemeinde in Baden-Baden, so wurde sie kommissarische Leiterin des Dekanats Baden-Baden und Rastatt und schließlich Dekanin des Kirchenbezirks Neckar-Bergstraße, während ihr Ehemann nun Pfarrer in der Kirchengemeinde Großsachsen ist. „Vom herzlichen Willkommen, das mir an vielen Stellen schon entgegengebracht wurde, bin ich sehr angetan.“

Ihre Einführungsrunde wird sie in den kommenden Wochen weiter durch Gemeinden, Gremien und Einrichtungen wie das Verwaltungs- und Serviceamt des Kirchenbezirks in Weinheim führen. Gemeinsam wird es im Dekanat auch darum gehen, den wichtigen Stellenwert der Kirche für die Gesellschaft zu vermitteln. Der Titel des Buches „Ohne Ruder – ablegen in das Leben als Pilgerweg“ von Wesley Granberg-Michaelson, das sie gerade liest, klingt in diesem Zusammenhang passend, weil in ihm das Vertrauen mitschwingt, das die Vermittlung christlicher Werte ohne vereinnahmende Steuerung braucht.

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