Hirschberg - Bläser-Quartett gibt Konzert in Leutershausen / Im Juni erscheint CD

"Saxshop" gastiert in der Kirche

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Virtuoses Spiel (von links): Christian Seeger (Altsax), Paul Stoltze (Tenorsax), Sebastian Nagler (Baritonsax) und Nicolai Pfisterer (Sopran- und Tenorsax).

© Fritz

Einen schwungvollen Ausklang der Ostertage - das gewährte das Jazz-Bläser-Quartett "Saxshop" seinen Gästen in der evangelischen Kirche in Leutershausen. Die vier Vollblut-Saxofonisten aus dem Raum Heidelberg und Mannheim waren der Einladung der evangelischen Pfarrerin Dr. Tanja Schmidt gefolgt, um mit einem Auftritt in der besonderen optischen und akustischen Atmosphäre des Gotteshauses ein virtuoses und kompositorisches Schlaglicht zu werfen.

Dass das junge Saxofonquartett mit ihren Instrumentalisten Nicolai Pfisterer am Sopran- und Tenorsaxofon, Christian Seeger am Altsaxofon, Paul Stoltze am Tenorsaxofon und Sebastian Nagler am Baritonsaxofon damit überhaupt keine Probleme hat, zeigten die größtenteils mit einem abgeschlossenen Jazz-Musikstudium ausgebildeten Top-Instrumentalisten von Beginn an bei ihrem Konzert, das ausschließlich aus Eigenkompositionen bestand. Beim Aufmacher-Stück "Blechschaden" der stilvoll gekleideten Männer war der Titel Programm.

Kurz dem Publikum vorgestellt

Das Basis-Thema des groovigen, flotten Stückes diente als Teppich für die Improvisationen, mit denen jeder der Musiker sich und das besondere Charakteristikum seines Instrumentes kurz dem Publikum vorstellte. Augenschließen und die Gefühle flanieren lassen, diese Gelegenheit gab das ruhigere, aber an die Rhythmik der Drum-and-Bass-Pop-Musik angelehnte Stück "Mood" aus der Feder von Paul Stolze.

Bandleader Nicolai Pfisterer begrüßte im Anschluss mit Worten statt Tönen das Publikum zu diesem siebten Auftritt im Rahmen der "Master-Tour" der Band. Der Grund für die Konzertserie bestehe aus der praktischen Arbeit, die Pfisterer zum Erreichen des Masterabschlusses seines Studiums des Jazzarrangements und der Komposition an der Hochschule für Musik in Nürnberg zu erfüllen habe. Diese Arbeit wird zu einem Teil eben aus den an diesem Tag präsentierten Kompositionen bestehen, die ab Juni auch auf einem Tonträger erhältlich sein wird.

Und dass auf diesem der hörbare Beweis getan wird, dass sich traditionelle orientalische Musik und Jazz auf wundersame Weise die Hand reichen können, das wurde in dem Stück "Samai" deutlich. In diesem hatte sich das Quartett eine traditionelle orientalische Bauchtanzrhythmik, bei der sich ein Dreiviertel- und ein Zweivierteltakt abwechseln, zugrunde gelegt, auf dem Pfisterer ein herausragendes Solo am Sophran-Saxofon spielte. Dabei nutzte er die Besonderheit der klassischen orientalischen Musik, in deren Tonsprache bis zu 24 Intervalle auf der Tonleiter statt der zwölf Intervalle der abendländischen Tonsprache zur Verfügung stehen. Diesen Ausflug in den musikalischen Orient unternahm die Kapelle auch bei ihren Werken "Wüstenschiff" und "Three Arabs in Dubai", bei dem die Musiker ihre Saxofone in die Ecke stellten und mit Bass-Klarinette und Querflöten eine muntere Jazz-Fatamorgana zauberten.

Einen flotten Ausflug in die lateinamerikanische Musik unternahmen die vier bei dem ebenfalls von Pfisterer komponierten Stück "Pfiasko", das Salsa und Mamboklänge im Gotteshaus erklingen ließ. Nach all diesen Reisen in ferne musikalische Welten und rhythmische Kulturen war bei Stücken wie "Remember it" und dem acht Minuten Jazz-Epos "Visions" Gelegenheit zum Verschnaufen. Denn hier waren es die gefühlvollen ruhigen Slow-Jazz-Passagen, die den Ton angaben und die viel Raum für die gefühlvollen Interpretationen der Holzblas-Virtuosen boten. Viel Wert legt das Saxshop-Quartett aber auf ihre kompositorischen Künste. Dass verdeutlichte die Nummer "Lichtblick", bei der sich getragene, in Moll gehaltenen melancholischen Passagen mit fröhlichen Dur-Sequenzen abwechselten.

Dass für tonale Überraschungen wohl gesorgt ist, ist bei Konzerten von "Saxshop" normal. Schließlich haben sich die vier Musiker, die auch bei diesem Konzert gänzlich ohne elektrische Verstärkung auftraten und stattdessen Jazz-Blasmusik der Spitzenklasse pur boten, längst in der Region einen Namen gemacht und einen festen Anhängerkreis gefunden. Die neuen Stücke der Formation sind gelungene Leckerbissen für Feinschmecker dieser Musikform, die sich getrost auf den Juni und das neue Album der vier freuen dürfen. uf

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