Neckar-Bergstraße - Nur wenige Hallenbäder öffnen / Große Sorge um Lehrangebot in Seckenheim und Friedrichsfeld

Neckar-Bergstraße: Viele Hallenbäder zu - große Sorge um Schwimmunterricht

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Neckar-Bergstraße. Franziska Schalm freut sich. Die Leiterin der Schwimmschule Flipper kann endlich wieder Kurse geben. Das Ilvesheimer Hallenbad, wo die Schule einen ihrer Standorte hat, ist seit Montag wieder für den Ausbildungsbetrieb geöffnet. „Hallenbäder sind besonders wichtig für den Schwimmunterricht“, weiß Schalm. Im Gegensatz zu Freibädern sei man unabhängig vom Wetter. So ist sichergestellt, dass die Kurse regelmäßig stattfinden: „Es ist sehr wichtig, dass man beim Schwimmenlernen dran bleibt.“

Und es gibt einen weiteren Aspekt, der beim Schwimmenlernen gegen die Freibäder spricht. „Bei gutem Wetter ist es dort so überfüllt, dass man sich schnell ins Gehege kommt“, sagt Schalm. Das kann über den Sommer im Ilvesheimer Hallenbad nicht passieren. Die Schwimmschule Flipper hat das Bad nämlich bis zum Beginn der regulären Hallenbadsaison im Oktober gemietet und wird Unterricht für insgesamt 750 Kinder anbieten. Für die Öffentlichkeit wird das Hallenbad voraussichtlich erst wieder im Oktober nutzbar sein, teilt Bürgermeister Andreas Metz mit.

Weitere Nutzer bis Oktober sind voraussichtlich die Volkshochschule (VHS) Ladenburg/Ilvesheim und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). „Wir sind derzeit in der Abstimmung, was an Angeboten möglich ist“, sagt der Vorsitzende des DLRG-Ortsverbandes, Tobias Pogadl. Man wolle allerdings das Angebot vorerst auf die Mitglieder beschränken und auch die eigenen Rettungsschwimmer trainieren.

Doch in vielen anderen Orten bleiben die für den Schwimmunterricht so wichtigen Hallenbäder über den Sommer zu. Das Problem: Durch die Corona-Pandemie sind viele mit dem Unterricht in Rückstand geraten. Ein kompletter Jahrgang konnte bisher gar nicht schwimmen lernen. Hier folgt ein Überblick, wie sich die Situation in den verschiedenen Orten darstellt.

Seckenheim/Friedrichsfeld

In den beiden Mannheimer Stadtteilen gibt es Aufregung um das Lehrschwimmbecken in Friedrichsfeld. Es wird ausschließlich von Schulen und Vereinen genutzt und soll über die Sommerferien geschlossen bleiben. „Es gibt keine Möglichkeit, das Lehrschwimmbecken über die Ferienzeit zu betreiben. Dies hätte Folgewirkungen für den regulären Schulbetrieb, der – bei allem Verständnis für die Vereinslandschaft – Vorrang hat“, teilt die Stadt Mannheim auf Anfrage dieser Redaktion mit. Grund dafür ist laut Verwaltung unter anderem, dass während der Ferienzeit eine Grundreinigung des Beckens und verschiedene technische Instandsetzungen nötig sind. Weil für Dritte wegen der Pandemie ein Betretungsverbot in Schulen galt, das nur „in besonderen Ausnahmesituationen“ aufhebbar war, „wurden alle Revisionsarbeiten im Zeitraum der Schließung auf das Notwendigste begrenzt“, so die Stadt.

Ein Verein, der das Lehrschwimmbecken gerne nutzen würde, ist die TSG Seckenheim. Dass dies nicht möglich ist, macht dem Vereinsvorsitzenden Andreas Hänssler große Sorgen: „Wir brauchen dringend Wasserflächen in einem Hallenbad in den Sommerferien“, sagt er. Ein Angebot der TSG, das Becken im entsprechenden Zeitraum selbst zu betreiben, habe die Stadt abgelehnt.

Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt die Verwaltung, dass unter anderem die „Anwesenheit von geeignetem Fachpersonal“ nötig sei. Der Betreiber habe hier eine besondere Verantwortung, die nicht auf Dritte übertragen werden könne. TSG-Chef Hänssler kann das nicht nachvollziehen, ihn macht eine solche Aussage wütend: „Das geeignete Fachpersonal ist mit meinen Vereinsmitarbeitern doch bereits vor Ort.“ Die „besondere Verantwortung“ habe er als Vereinsvorsitzender. Die Stadt hat dem Verein ein Kompensationsangebot gemacht, in den ersten beiden Augustwochen kann die TSG das Parkschwimmbad für einen Kompaktkurs nutzen. Das sieht der TSG-Vorsitzende „sehr positiv“, schränkt aber ein: „Die Kurse im Freibad sind wetterabhängig und wegen der Wassertemperatur nur für ältere Kinder durchführbar.“

In der Seckenheimer Lokalpolitik schlägt das Thema hohe Wellen. „Es braucht ganz dringend ein Angebot für diejenigen, die schwimmen lernen wollen“, sagt Stadträtin Marianne Seitz (CDU). „Der Unterricht ist schon so sehr in Rückstand und aktuell fehlt einfach Schwimmfläche.“ Sie hat sich an diese Redaktion gewandt, genauso wie Ralf Kittel, Bezirksbeirat der Grünen: „Ich bin fassungslos“, sagt Kittel. Die TSG werde von der Verwaltung im Stich gelassen. Der gesamte Bezirksbeirat hatte bereits im Mai ein Schreiben an die Verwaltung gerichtet.

Heddesheim

In Heddesheim ist das Hallenbad wegen des Umbaus ohnehin noch geschlossen. Der DLRG-Ortsverband plant, nach den Sommerferien wieder mit den Kursen zu beginnen. Dann ist das Hallenbad voraussichtlich wieder geöffnet. „Kinderschwimmkurse machen wir grundsätzlich nur im Hallenbad, am Badesee ist das wegen der Wassertemperatur und auch wegen des Andrangs nicht umsetzbar“, sagt Michael Haas, Vorsitzender der DLRG in Heddesheim.

Wie viele andere sieht er die Entwicklung bei den Nichtschwimmern mit Sorge. „Da das Bad bereits im März 2020 wegen des Lockdowns schließen musste, musste ein ganzer Jahrgang von Kindern das Lernen abbrechen. Bei den meisten werden wir da von vorne anfangen müssen“, sagt Haas. Schon jetzt sei auch die Warteliste für Kurse sehr lang. „Ich schätze, dass jemand, der sein Kind, jetzt anmeldet, mindestens ein bis zwei Jahre warten muss.“

Edingen-Neckarhausen

Im Freizeitbad in Neckarhausen wird der Betrieb voraussichtlich am Dienstag, 6. Juli, wieder aufgenommen. Wie Thea-Patricia Arras, Leiterin der Stabsstelle beim Bürgermeister, mitteilt, steht in der kommenden Woche die Befüllung der Becken an. Der Ticketverkauf ist aktuell noch nicht freigeschaltet. „Das wird voraussichtlich in der Woche vor der Eröffnung passieren“, sagt Arras weiter. Nach ihren Angaben dürfen erst einmal nur 50 Personen gleichzeitig ins Bad.

Bis im Freizeitbad wieder Schwimmkurse stattfinden, wird es noch etwas dauern. Da die Besucherzahl wegen der Pandemie aktuell eingeschränkt ist, wäre es schwierig, Kurse neben dem normalen Betrieb zu organisieren, erklärt Arras.

Im Lehrschwimmbecken Edingen, das ausschließlich für den Ausbildungsbetrieb zur Verfügung steht, laufen bereits wieder Kurse. Laut Arras ist das Becken seit Montag wieder freigegeben und wird von der Pestalozzi-Schule, unter deren Turnhalle es sich befindet, genutzt. „Wir haben auch schon mehrere Anfragen von Vereinen, die sich dort Zeiten buchen wollen“, erklärt Arras.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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