Ladenburg. Kinder für Sprache begeistern: Das ist das Ziel von Jörg Schreiner aus Walldorf. Deshalb schreibt er seit vielen Jahren Kinderbücher und eingängige Lieder zum Mitsingen. Seine Helden heißen Theo Tollpatsch und Kalle Kompass. Songtitel lauten „Hallo, hallo, hallo, sag´ mal, wer bist Du?“ oder „Ich würd´ gern wissen, was Regenwürmer essen“. Als während der Coronakrise absehbar war, dass die Zahl der Mädchen und Jungen mit Sprachstörungen stärker zunehmen würde, gründete Schreiner zusammen mit dem Heidelberger Sieer Angar das Unternehmen eloquio. Es bringt Musikschaffende als „Sprachzünder“ an Kindergärten und Schulen, um sprachliche Fähigkeiten von Kindern zu fördern. Wie gut das klappt, lässt sich im kommunalen Kindergarten „Römernest“ in Ladenburg beobachten.
„Die Kinder laufen singend durchs Haus, erzählen zu Hause von Theo und Kalle – und die Eltern sind begeistert“, berichtet Einrichtungsleiterin Jenny Reinemuth. Es sind Ohrwürmer, die Schreiner schreibt – und in Ladenburg von Robin Carpe gesungen werden. Der Sänger, Gitarrist und Songwriter – Sohn des Wieslocher Musikers Olli Roth – steht seit vielen Jahren für gute Laune und handgemachte Musik. Der Heidelberger ist möglicherweise bekannt aus der TV-Talentshow „Voice of Germany“. Dass alle 100 Drei- bis Sechsjährigen im „Römernest“ nun eineinhalb Jahre lang in den Genuss von Robins Auftritten kommen, ist der Kahane-Stiftung zu verdanken, die in Ladenburg schon mehrfach Gutes bewirkt hat. Mit 30.000 Euro unterstützt die mit der in Ladenburg ansässigen Firma Jungbunzlauer verbundene Einrichtung eineinhalb Jahre lang das „Sprachzünder“-Projekt.
Sprachförderung durch Musik und Kunst im Aufwind
Damit befindet sich der Ladenburger Kindergarten in guter Gesellschaft. Als Partner des Startchancen-Programms der Landesregierung, das in den kommenden zehn Jahren 20 Milliarden Euro zur Verfügung stellt, gibt es „Sprachzünder“ bald an mehr als 40 Schulen im Südwesten. Darunter sind bereits zwölf allein in Mannheim. Bundesweit folgen weitere. „Das ist ein Riesenerfolg“, so Schreiner. Sein eloquio-Team bringt eigens dafür geschulte Profimusiker und Künstlerinnen an die pädagogischen Einrichtungen, um dort die Sprachkompetenz der Kinder wöchentlich bei 30-minütigen Auftritten spielerisch zu fördern. Ein Mitglied des Betreuungsteams der Einrichtung sei stets beobachtend und begleitend mit dabei.
Stiftung und „Sprachzünder“-Konzert
- Die mit der Firma Jungbunzlauer verbundene Kahane-Stiftung , benannt nach der Eigentümerfamilie der Holding, hat in den Regionen ihrer Betriebsstandorte bereits viele soziale Projekte unterstützt .
- In Ladenburg gehören das Blindentastmodell am Carl-Benz-Platz , der Mittagstisch in der Löwenscheuer und die „LA Corona School“-Hilfe für benachteiligte Schüler an allen Schulen dazu.
- Am Samstagnachmittag, 6. Dezember, tritt „Sprachzünder“ Jörg Schreiner mit seiner Band „Rock4kids“, Kindern und Künstlern aus dem Sprachförderprojekt in der Ladenburger Pflastermühle (Wallstadter Straße 36-38) auf.
Dass „Sprache der Schüssel zur Welt“ ist, weiß „Römernest“-Leiterin Reinemuth genau. Sie erlebt etwa bislang eher ruhige oder schüchterne Kinder plötzlich offener, seit Robin Carpe im Haus ist. Für Schreiner ist das kein Wunder: „Alle bisherigen Förderprogramme waren auf die sowieso schon stark belasteten Fachkräfte ausgelegt, aber wenn wir die Häuser nach unseren Auftritten verlassen, ist der Sprachzünder-Funken übergesprungen und können die Kinder an den Themen weiterarbeiten.“ Es gehe darum, Selbstbewusstsein zu stärken, Bildungschancen zu erhöhen, Teilhabe zu verbessern und Integration zu ermöglichen.
Angebot künftig in noch mehr Kitas und Grundschulen bringen
„Das Mitmachprogramm weckt Neugier auf Sprache, und der Wortschatz wächst“, sagt Erzieherin Reinemuth nach der Auftaktphase. Das „tolle Projekt“ lobt auch Bürgermeister Stefan Schmutz. Er hat bereits selbst einmal im „Römernest“ miterlebt, „wie aufmerksam da gelauscht und mit wie viel Spaß da mitgemacht wird“. Melanie Zanger aus dem Fachbereich Kinder, Jugend und Bildung im Rathaus hatte erfolgreich den Förderantrag gestellt. Die „Sprachzünder“-Idee, wonach Spracherwerb Begeisterung braucht, und kaum etwas mehr begeistert als Musik, leuchtete auch der entscheidenden Jury der Kahane-Stiftung ein. Diese unterstützt laut Jungbunzlauer-Geschäftsführer Vincent van Buren „Projekte im Bereich Migration und Integration, um schwächere Gruppen in der Gesellschaft zu fördern.“ Das deckt sich mit den Zielen von Schreiner und eloquio, nämlich „mehr Chancengleichheit für alle Kinder und damit eine inklusivere und gerechtere Gesellschaft von morgen“ zu erreichen.
Der Singer-Songwriter und Kinderbuchautor Schreiner und Mehrfach-Gründer Angar wollen ihr Angebot künftig in noch mehr Kitas und Grundschulen bringen sowie auch Unternehmen für eine Zusammenarbeit begeistern. Dass sie 2024 von der Bundesregierung im Programm der „Kultur- und Kreativpiloten“ ausgezeichnet worden und jetzt Teil des Landesprogramms „Startchancen BW“ sind, würdigt das Potenzial der „Sprachzünder“-Reihe, Kinder für Sprache zu begeistern und den Mut, „das traditionelle Bildungssystem neu zu denken“, so Schreiner.
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