Herausforderungen - Inklusion funktioniert noch nicht in allen Kitas / Vorgezogener Einschulungstermin erschwert Bedarfsplanung

Fachkräftemangel bereitet Kommunen Sorgen

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Anja Görlitz
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Aller Kita-Ausbau nützt nichts, wenn das Personal fehlt. © dpa

Gesellschaft verändert sich – und damit die Herausforderungen bei der Kinderbetreuung. Zu den aktuellen Themen zählt das Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises etwa die Inklusion. „Manche Tageseinrichtungen können Kinder mit besonderen Förderbedarfen gut in die Gruppen integrieren, in anderen Einrichtungen geht das weniger gut“, erfuhren die Kreisräte im November im Jugendhilfeausschuss.

Verschiedene Faktoren spielen demnach bei den Bemühungen eine Rolle: das pädagogische Personal und das fachliche Umfeld mit Kinderärzten, Heilpädagogen oder Frühförderzentren. Von den befragten Gemeinden gaben bei der Erhebung 14 an, Kinder mit erhöhtem Förderbedarf bei der Planung explizit zu berücksichtigen. „Das kann bedeuten, dass in Gruppen mit diesen Kindern eine Reduzierung der Gruppenstärke erfolgt, dass die Beantragung einer Integrationskraft beim Rhein-Neckar-Kreis angeregt wird oder dass Kooperationen mit der Frühförderstelle initiiert werden“, erläutert das Jugendamt dazu.

Land fördert Ausbildung

Ein zentrales Thema ist seit längerem der Fachkräftemangel. „Hieran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts wesentlich ändern“, prognostiziert die Behörde. Helfen sollen diverse Förderprogramme und Konzepte, die auf die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern oder den Quereinstieg abzielen. 2019 hat das Land mit den Kommunen den „Pakt für gute Bildung und Betreuung“ geschlossen. Inhalt ist neben Inklusion oder Sprachförderung unter anderem eine Ausbildungsoffensive für Fachkräfte. Bis 2024 sollen dafür etwa 30 Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt werden, schreibt das Kultusministerium.

„Auch wir betrachten die Entwicklung auf dem Fachkräftemarkt generell mit Sorge“, heißt es von der Stadtverwaltung Mannheim. Um dem entgegenzuwirken, würden unter anderem bereits Schülern Praktika angeboten. Der Bedarf ist offensichtlich – man muss nur einen Blick auf den Stellenmarkt werfen. Bei der Erhebung des Rhein-Neckar-Kreises gaben 28 Gemeinden „kleine zeitliche Verzögerungen“ bei der Besetzung von Stellen an. In 16 Gemeinden blieben Arbeitsplätze drei Monaten und länger leer. Vier Kommunen mussten wegen unbesetzter Stellen bereits Öffnungszeiten verkürzen.

Die Bedarfsplanung in den kommenden Jahren erschweren könnte auch die vom Land geplante Vorverlegung des Einschulungsstichtags: Dieser soll ab dem kommenden Schuljahr stufenweise vom 30. September auf den 30. Juni vorverlegt werden. Heißt: die Schulpflicht beginnt später, etliche Kinder werden dadurch vermutlich ein Jahr länger als zunächst angenommen im Kindergarten bleiben. Aber wie viele werden es sein? Der Einfluss auf die bisherige Bedarfsplanung der Gemeinden ist schwer abzuschätzen. Im Rhein-Neckar-Kreis sind von der Regelung in diesem Jahr bis zu 400 Kinder betroffen.

Redaktion Stellvertretende Nachrichtenchefin

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