Es ist etwa 15 Uhr am Mittwochnachmittag, als diese Redaktion Alexander Föhr am Telefon erreicht. „Aktuell sitze ich am Schreibtisch in meinem Büro. Nachher gehe ich noch einmal rüber ins Plenum, weil dort ein wichtiger Tagesordnungspunkt beraten wird“, sagt der frischgebackene CDU-Abgeordnete des Wahlkreises Heidelberg/Weinheim. Zu diesem Wahlkreis gehören auch die Kommunen zwischen Neckar und Bergstraße.
Wenige Stunden zuvor ist Föhr von der Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU) als neuer Abgeordneter im Deutschen Bundestag begrüßt worden. Eine offizielle Vereidigung, wie man dies von Ministerinnen und Ministern kennt, gab es nicht. „Die Bundestagsvizepräsidentin begrüßte mich mit Namen im Plenum, und das war’s.“
Gleich eine Befragung miterlebt
Er sei danach noch etwas im Plenum sitzen geblieben. Es lief zu diesem Zeitpunkt nämlich noch eine Befragung zweier Minister durch den Bundestag. Finanzminister Christian Lindner (FPD) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) stellten sich dabei den Fragen der Abgeordneten.
Mit Föhrs Amtsantritt ist der Wahlkreis Heidelberg/Weinheim mit insgesamt drei Mandatsträgern im Bundestag vertreten. Neben Föhr sind das die direkt gewählte Abgeordnete Franziska Brantner (Grüne) und der über die Landesliste eingezogene Malte Kaufmann (AfD). Zu verdanken hat Föhr sein Mandat dem vorzeitigen Ausscheiden von Michael Hennrich aus Nürtingen. Er verlässt den Bundestag, um eine Geschäftsführerposition in Berlin zu übernehmen. Föhr ist aktuell noch Mitglied des Heidelberger Gemeinderats, will aber spätestens bis Juni ausscheiden.
Im Bundestag ist er nun ordentliches Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technik. Stellvertretend ist er im Innen- und im Gesundheitsausschuss tätig. Gerade Letzterer liegt dem dreifachen Familienvater sehr. Bisher war Föhr nämlich Leiter des Bereichs Kommunikation/Politik bei der AOK Baden-Württemberg.
Bereits Mails beantwortet
„Ich bin sehr freundlich und offenherzig aufgenommen worden“, berichtet Föhr. Von einigen Fraktionskollegen sei er auch schon zum Kaffeetrinken eingeladen worden. Sein Büro sei zwar noch nicht ganz fertig eingerichtet, aber die nötigen Arbeiten dafür gingen zügig voran. Den Computer hat er bereits, auch Mails kann er schon beantworten. „Wir sind schon arbeitsfähig“, bringt es der Abgeordnete auf den Punkt.
Den Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz habe er noch nicht persönlich kennengelernt. „Das kommt aber sicher noch bei der ersten Fraktionssitzung, bei der ich dann dabei bin“, ist Föhr überzeugt. Diese Woche sei zwar auch schon eine Sitzungswoche, aber am Anfang sei man noch mit einigen Formalitäten beschäftigt.
„Fast wie der erste Schultag“
Im Gespräch mit dem „MM“ erzählt der 42-Jährige auch von einem sehr ehrfürchtigen Moment: „Als ich heute um 8 Uhr morgens den Abgeordneten-Ausweis ausgehändigt bekommen habe, habe ich schon kurz geschluckt.“ Er sei sich über die Bedeutung des Amtes schon immer im Klaren gewesen, aber dieser Moment habe ihm das noch einmal ganz klar vor Augen geführt. „Es erinnert einen fast etwas an den ersten Schultag.“ Die Zusammenarbeit mit der Bundestagsverwaltung hat er bisher als sehr „korrekt, hilfreich und freundlich“ erlebt. Auch in seinem Team herrsche eine „sehr gute und motivierte“ Stimmung. In seinen ersten Tagen ist Föhr auch schon manchen Politikerinnen und Politikern begegnet, die man sonst nur aus dem Fernsehen kenne. „Das ist schon etwas besonderes“, betont der CDU-Mann. Man könne dieses Amt schon als Kindheitstraum bezeichnen, erklärt er und schlägt dabei den Bogen in die frühen 1990er-Jahre.
Früh an Politik interessiert
„Meine ersten Kindheitserinnerungen haben auch mit Politik zu tun“, erzählt der Neu-Abgeordnete. „Ich fand das damals so beeindruckend, besonders wenn man die Zeit des Mauerfalls betrachtet.“ Das habe ihm gezeigt, was Politik bewegen könne, wie glücklich man Menschen machen könne. „Es ist eine tolle Aufgabe, dass ich nun Teil dieses Betriebs sein darf“, sagt Föhr.
Sein Büro hat der Heidelberger in einem Gebäude direkt an der Spree. Der schnellste Weg ins Plenum führt ihn über einen schmalen Steg, der – hoch über dem Wasser – zwei Teile des Abgeordnetenhauses miteinander verbindet.
Umgezogen ist Föhr bisher noch nicht, eine Wohnung hat er aber schon. Er wird mit seinem Sinsheimer CDU-Kollegen Moritz Oppelt in einer Wohngemeinschaft leben. „Ich bin froh, dass das so geklappt hat“, sagt Föhr, der nach eigenen Angaben noch aus dem Studium WG-Erfahrung hat. Zwischen Wohnung und Arbeitsstätte sind es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur 20 Minuten. „Dazu passt ganz gut, dass ich von meinem Büro aus die Eisenbahnstrecke perfekt im Blick habe“, sagt der Abgeordnete.
Ohnehin bevorzugt Föhr die Bahn gegenüber anderen Verkehrsmitteln: „Es ist entspannter als Autofahren – außerdem kann ich während der Bahnfahrt arbeiten.“ Das Reisen zwischen Berlin und Heidelberg wird in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil von Föhrs Leben sein. „Ich bin sehr glücklich über mein Amt, ein weinendes Auge gibt es aber auch“, gibt der Familienvater zu. Im Dezember ist sein drittes Kind auf die Welt gekommen – und als Abgeordneter wird er nicht mehr so häufig bei der Familie sein können wie bisher.
„Ich will mich gar nicht beklagen, vielen anderen Menschen geht es ähnlich“, betont der CDU-Politiker. Ihm sei es aber weiter wichtig, auch seiner Rolle als Vater, Ehemann und Freund gerecht werden zu können.
Alexander Föhr
Geburtstag: 1. August 1980
Geburtsort: Heidelberg
Wohnort: HD-Ziegelhausen
Familie: verheiratet, drei Kinder
Beruf: Leiter Kommunikation/Politik bei der AOK Baden-Württemberg (bis Februar)
Werdegang: Abitur, Wehrdienst, Studium Politikwissenschaft, Öffentliches Recht, Geschichte
Internet: www.alexander-foehr.de
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