Reisen

Automuseum Ladenburg stellt Auto voller Unterschriften aus

Der Benz ist vollgeschrieben mit Grüßen aus der ganzen Welt. Ein Paar war mit ihrem Auto fünf Jahre auf Weltreise und das Museum Dr. Carl Benz stellt den Wagen jetzt aus. Welche Promis auch unterschrieben haben

Von 
Alena Kuhn
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Mit ihrem Mercedes voller Grußbotschaften waren Melanie und Stefan auf Weltreise. Das Auto steht aktuell im Ladenburger Automuseum. © Marcus Schwetasch

Ladenburg. „Travel well! from Seattle, USA“ (englisch für „Gute Reise! aus Seattle, USA“). „Saludos desde Colombia“ (spanisch für „Grüße aus Kolumbien“). „Ich hoffe, euch schmeckt die Marillenmarmelade. Liebe österreichische Grüße“. Diese Glückwünsche stehen mit vielen weiteren in bunten Farben auf dem alten Mercedes Benz 190 Diesel. Das Auto gehört Melanie Heitmann und Stefan Krallinger. Sie sind ein Paar und haben sich 2015 einen großen Traum erfüllt.

Fünf Jahre sind sie mit ihrem Mercedes auf Weltreise gegangen. „5c 100c“ steht auf den Seiten des Autos: „5 continents, 100 countries“ („fünf Kontinente, 100 Länder“). Das war der Plan. Am Ende wurden es sogar sechs Kontinente, etwa 60 Länder und Unterschriften von Personen aus zirka 100 Nationen.

„Wohlverdiente Rente“ für alten Benz im Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg

Nach 500 000 gefahrenen Kilometern - davon etwa 250 000 auf der Weltreise - tritt der Mercedes aus dem Jahr 1989 seine „wohlverdiente Rente“ an, wie Stefan es nennt. Und das im Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg. Denn vom 17. Mai bis zum 15. September wird der einzigartige Wagen bei einer Sonderausstellung mit dem Namen „Ein Auto, das Geschichte schrieb“ dem Publikum präsentiert.

Stefan und Melanie haben auf ihrer Weltreise auch Drohnenaufnahmen gemacht. © Stefan Krallinger

Die 41-jährige Melanie und der 42-jährige Stefan haben verschiedene Museen angefragt, das Dr. Carl Benz hat zugesagt. Denn Winfried A. Seidel, der Chef des Automuseums, ist begeistert von dem alten Mercedes mit den vielen Glückwünschen. Das zeigte sich schon, als er beim Abholen des Wagens das Garagentor öffnete: „Wir haben nicht nur ein Auto gesehen, wir haben eine Autogrammstunde erlebt“, erzählt Seidel bei der Eröffnung der Ausstellung. Deswegen sei er auch sehr froh, dass das Auto nun in seinem Museum steht.

Sie fuhren fünf Jahre lang „immer dem Mercedes-Stern hinterher“

Stefan wurde die Liebe zum Reisen in die Wiege gelegt, sagt er. Als er erwachsen ist, macht er dann bei der Dust-and-Diesel-Rallye mit - einer Rallye, bei der Interessierte mit Autos nach Westafrika fahren. Stefan entscheidet sich für einen Mercedes Benz 190 und verliebt sich schnell in das Modell.

Während der Reise entwickelt sich dann ein Traum: Irgendwann kauft er sich einen solchen Wagen und bereist die Welt damit. Seine damaligen Freundinnen sind von der Idee wenig begeistert. Dann trifft der Österreicher Stefan, der bis zu dem Zeitpunkt in der Gastronomie arbeitete, auf Melanie. Es dauert nicht lange, und sie gibt ihren Bürojob bei einem Fernreiseveranstalter auf und kündigt ihre Münchner Wohnung. Dann kaufen sie sich den lang ersehnten Mercedes Benz 190 für 2500 Euro und starten ins Abenteuer.

Der Mercedes Benz war auch in New York City unterwegs. © Melanie Heitmann

„Das einzig Schwierige ist der erste Schritt“, sagt Stefan. Bei den beiden war das im Jahr 2015, den Container nach Südamerika zu buchen. In ihm wurde der Mercedes an das andere Ende der Welt verschifft. Als das geschafft war, ging es für Melanie und Stefan - mit 30 000 Euro Erspartem in der Tasche - nach Süd- und Nordamerika, dann wieder nach Europa, Afrika und über Asien nach Australien. „Immer dem Mercedes-Stern hinterher“, erzählt Stefan.

Die gesamte Reise sind die beiden mit demselben Auto gefahren. Das sei besonders, denn die meisten Reisenden fliegen in das jeweilige Land und leihen sich dort einen Wagen, sagt Stefan. Er sieht aber große Vorteile bei seiner Art zu reisen: „Man sieht nicht nur die touristischen Orte, sondern auch den Übergang dahin. Und man lernt andere Leute kennen.“

Dieses Land fanden die Weltenbummler Melanie und Stefan am besten

Geschlafen haben Melanie und Stefan fünf Jahre lang in einem Zelt, das während der Fahrt in einem Anhänger verpackt war und nachts aufgeklappt werden konnte. Es hatte vier Schlafplätze, einen Tisch und eine kleine Küche. Die ersten drei Jahre hatten die beiden Weltenbummler die meiste Zeit kein Internet. „Das war die schönste Zeit, man war absolut frei“, schwärmt Melanie. Später vermieteten sie dann Stefans Haus in Österreich und mussten dafür erreichbar bleiben. Um mehr Geld zu verdienen, haben die beiden auch Videos für Campingplätze und Hotels gedreht, sagt Melanie.

Der Mercedes voller Unterschriften steht vor der Golden Gate Bridge in San Francisco. © Melanie Heitmann

Bei der Frage nach dem Lieblingsland sind sich beide einig: Kolumbien. Die Erwartungen seien sogar übertroffen worden, da die Kolumbianer so nett seien, erzählt Melanie. Einmal sei ein Autoteil kaputt gewesen, und eine Gruppe Kolumbianer habe es - umsonst und einfach so - aus ihrem eigenen Auto aus- und in das der beiden Weltenbummler eingebaut. Insgesamt seien sie auch nur zweimal abgeschleppt worden, sagt Stefan.

Diese Promis haben auf dem alten Mercedes Benz unterschrieben

Inzwischen haben in den fünf Jahren Weltreise schon zahlreiche Personen mit dem wasserfesten Stift auf dem Auto unterschrieben. Darunter sind Millionäre wie Unternehmer Sir Richard Branson und Zauberkünstler David Copperfield, aber auch arme Ananasbauern und Mechaniker, erzählen die beiden. Auch neue Freunde haben ihre Grußbotschaften auf dem Wagen verewigt. Manche von ihnen haben sie zufällig auf der anderen Seite der Erde wiedergetroffen, und auch bis heute besteht noch Kontakt.

Als Melanie und Stefan im Mai 2020 wieder zurück nach Hause kommen, setzt eine weitere besondere Person eine letzte Unterschrift, erzählt das Paar stolz: Der ehemalige Mercedes-Chef Dieter Zetsche. Heute leben die beiden im Land Salzburg in Österreich und sind auf der Suche nach dem nächsten großen Projekt. Eventuell wollen sie ein Haus bauen oder einen eigenen Campingplatz aufmachen. Das Land, in das sie ziehen wollen, steht allerdings noch nicht fest.

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