Ladenburg. „Handbreit“, das wünschen sich Paddler gegenseitig gerne. Gemeint ist genügend Wassertiefe unter dem Kiel. So begrüßt auch Jörg Ringer sogenannte „Falter“ und alle, die es werden wollen. Denn er ist „Der Flusswanderer“. Spezialisiert auf Faltboote, bietet der gelernte Binnenschiffer in seinem Verein sowie auf seiner Werft bei Neckarkilometer 14,1 in Ladenburg alles, was das Herz von Wassersportfreunden und Naturliebhabern auf der Suche nach Alternativen zum üblichen Touren und Reisen begehrt.
Als wir den Flusswanderer besuchen, bessert er zusammen mit Leon Griesmann, einem der jüngeren Mitglieder, das Vereinsboot „Graureiher“ auf. Augenblicklich erschließt sich dem Laien, was für Ringer die „Noblesse des Faltboots“ ausmacht, wie er es im Podcast auf seiner Netzseite formuliert: „Das Schöne sind keine glänzenden Carbonflächen, sondern die matte Textilie und die Ebenmäßigkeit seiner Webung.“ Die Rede ist von der Leinenbespannung über dem Gerüst aus „zähem Holz“. So bezeichnet der ausgebildete Kanu-Touristiker, Breitensporttrainer des Deutschen Kanuverbands und Fachautor das Grundmaterial aus einer 40 Jahre alten kanadischen Gebirgsesche.
„Der Flusswanderer“
- Öffnungs- und Anrufzeiten: Täglich von 9 bis 21 Uhr.
- Preise: Der rund dreistündige Anfängerkurs im Faltboot kostet 50 Euro für Erwachsene und Jugendliche ab etwa 14. Danach gilt: Freie Fahrt auf dem Neckar. Anfragen und Tourenpreise per Telefon oder Mail.
- Telefon: 06203/8 39 00 17
- E-Mail: derflusswanderer@posteo.de; Internet: (mit Podcast) www.derflusswanderer.de
- Adresse: Neckarstraße 60 (direkt am Freibad in Ladenburg).
- Am Freitag, 20. August, ist der Flusswanderer in der SWR-Reihe „Expedition in die Heimat“ im Fernsehen (20.15 Uhr) zu sehen
Nachhaltigkeit als Thema
„Das still und dezent gestaltete Faltboot möchte Teil von Fluss, Natur und Ufer sein“, sagt Ringer und fügt hinzu: „Diese Einheit sucht auch der Falter.“ Nachhaltigkeit ist ein großes Thema für den Flusswanderer. Deshalb stellt er nicht nur allerlei Nützliches für die Kajaktour aus alten Oberverdecken, sondern restauriert auch Faltboot-Oldtimer mit Liebe und Sorgfalt.
„Es lohnt sich, bis zu 100 Jahre alte Faltboote samt Gerüsten zu erhalten, denn so hohe Holzqualität gibt es in den heutigen Forsten nirgendswo mehr“, findet Ringer. Er bewahrt eine alte Tradition, besonders hierzulande: Einfach transportierbare Faltkanadier wurden einst in rund 70 deutschen Werften gebaut und haben ihren Ursprung in der Wandervogelbewegung, die um 1900 mit Wandern, Abenteuerlust und dem Ausleben von Individualität autoritären Einflüssen begegneten.
Beinahe ertrunken
„Man spürt, wie die Wellen gehen und wie die Strömung kommt und erlebt Naturverbundenheit ohne viel Geld“, schwärmt Ringer von den Vorzügen des stoffbespannten Rumpfgestänges. Das Aufbauen eines Faltboots ist freilich eine Kunst für sich, aber laut Ringer kein Hexenwerk. Die „Aufbaureihenfolge“ ist ebenso Thema seiner Anfängerkurse wie Erste Hilfe, Wetterkunde und Verkehrsregeln auf der Wasserstraße Neckar. In Aufbaulehrgängen macht Ringer aber auch fit für die Erkundung von Rhein, Bodensee und Meeresküsten. Ringer hat schon erlebt, dass Leute etwa nach einer Urlaubskanutour auf dem kanadischen Yukon-Strom behaupteten, sie könnten paddeln. Dann habe sich gezeigt, dass sie nicht in der Lage seien, ein Boot gerade zu halten und Gefahren durch Neckarschiffe oder Schwäne zu erkennen.
Ringer weiß, wovon er spricht: Ist er doch vor vielen Jahren selbst beinahe im Neckar ertrunken. „Danach habe ich mir die Paddelregeln intensiver vorgenommen“, erzählt er. Seine Frau Jane hatte ihn aufs Faltboot gebracht, war schon als Kind mit den Eltern auf dem Wasser unterwegs. Diesen Erfahrungsschatz bei Kursen sowie Touren bis ins benachbarte Ausland anzuzapfen, lohnt sich für neugierige Naturfreunde.
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