Schriesheim - Konzert mit Werken von Bach in der katholischen Stadtkirche / Michael Hahn erntet stürmischen Beifall

Arzt am Klavier begeistert das Publikum

Von 
Gerlinde Gregor
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Michael Hahn begeisterte beim Klavierkonzert mit Werken von Bach, die teils andere Komponisten für Klavier übertragen hatten. © Gerlinde Gregor

Schriesheim. Kompositionen von Johann Sebastian Bach zählen fraglos zu den wichtigsten musikalischen Werken, mit denen sich auch andere Komponisten auseinandergesetzt und diese für Transkriptionen genutzt haben. Passend zur Vorbereitung auf das Osterfest widmete sich auch der jüngste Klavierabend in der katholischen Stadtkirche in Schriesheim dem Komponisten Bach und dessen Werken.

Gebannt lauschten die Musikfreunde dabei dem Pianisten Michael Hahn, der seinen Zuhörern einen unvergesslichen musikalischen Abend schenkte, der unter die Haut ging. 1983 in Karlsruhe geboren, entdeckte Hahn schon früh seine Leidenschaft für das Klavierspiel – und für Bach. Bei „Jugend musiziert“ gewann er zahlreiche Preise, und im Rahmen seines Wehrdienstes tat er sich als Klavierbegleiter beim Ausbildungschor der Bundeswehr hervor. Obgleich er sich für den Beruf des Arztes entschied, blieb er dem Klavierspiel treu.

Wäre er nicht Arzt geworden, wäre Hahn „mit Sicherheit ein großer Pianist geworden“, mutmaßte eine Besucherin nach dem Konzert. Und eine weitere bemerkte in Anspielung auf Kantor Martin Fitzer: „Jetzt hat die evangelische Gemeinde gleich zwei Ärzte, die auch Musiker sind.“

Musik zur Passionszeit

Bevor sich Michael Hahn zu Beginn des Abends an den Flügel setzte, der vor dem Altar unter dem großen Lichterkranz aufgestellt war, verriet er dem Publikum, es werde keine heitere und fröhliche musikalische Unterhaltung, sondern ein gefühlvoller Musikabend – eben passend zur Passionszeit. In seiner Einführung erklärte er, dass man unter Transkription die Übertragung eines Musikstücks in eine andere Besetzung verstehe – etwa für Klavier.

Zu Beginn des Konzerts spielte Hahn den „Contrapunctus“ in d-moll aus der „Kunst der Fuge“, die vom Tod erzählt und von Bach nie vollendet worden war. Er spielte dieses Werk mit einer außergewöhnlichen Sensibilität und Tiefe. Das Präludium und die Fuge in c-dur für Orgel wurde von Franz Liszt umgesetzt, wobei dieser dem Original treu geblieben war.

Zu den komplexen Orgelwerken gehört Bachs Fuge in e-moll, die von Liszt für Klavier arrangiert wurde. Hahns Darbietung ließ das Publikum Verzweiflung und Dramatik des Stücks heraushören: Er spielte gefühlvoll, aber auch wuchtig und begeisterte mit schwindelerregend schnellen Passagen. Nach der Pause interpretierte er unter anderem die Arie „Erbarme dich“ aus der Matthäus-Passion, die Mitte des 20. Jahrhunderts von Frederic Chiu arrangiert und von Hahn selbst bearbeitet wurde. Den Abschluss des Konzerts bildete das Prelude aus der Partita für Violine, arrangiert von Sergei Rachmaninoff – ein Stück, das von Bach selbst transkribiert worden war. Das Publikum spendete stürmischen und langanhaltenden Applaus. Der Bitte um eine Spende für einen neuen – oder restaurierten – Flügel für die Kirchengemeinde kamen die Gäste gerne nach.

Freie Autorin

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