Was versteht man unter Zähneknirschen?
Beim Bruxismus reiben Ober- und Unterkiefer unbewusst aufeinander. Meist passiert dies nachts, doch auch tagsüber kann es vorkommen. Der Druck, der dabei auf die Zähne wirkt, übersteigt den normalen Kaudruck um ein Vielfaches. Dadurch können über längere Zeit Schäden an Zähnen und Kiefer entstehen.
Mögliche Folgen
Das ständige Mahlen hinterlässt deutliche Spuren:
- Abnutzung der Zähne: Zahnschmelz nutzt sich ab, feine Risse oder sogar Frakturen können entstehen.
- Beschädigung von Zahnersatz: Kronen, Brücken oder Füllungen werden durch die Belastung in Mitleidenschaft gezogen.
- Kiefer- und Muskelbeschwerden: Verspannungen, eingeschränkte Beweglichkeit, Knacken im Kiefergelenk.
- Körperliche Begleiterscheinungen: Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen sowie in manchen Fällen Tinnitus.
Wer ist besonders betroffen?
Besonders häufig tritt Bruxismus zwischen dem 30. und 45. Lebensjahr auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Bei Babys und Kleinkindern ist Knirschen während des Zahnens zunächst unbedenklich, da es Teil der natürlichen Entwicklung ist. Problematisch wird es jedoch, wenn ältere Kinder oder Jugendliche betroffen sind – dann liegen in der Regel ähnliche Ursachen wie bei Erwachsenen vor.
Woher kommt das Zähneknirschen?
Stress gilt als einer der Hauptauslöser. Viele verarbeiten unbewältigte Probleme im Schlaf – und das oft buchstäblich „mit den Zähnen“. Neben psychischer Belastung können aber auch andere Faktoren eine Rolle spielen:
- Zahnfehlstellungen oder schlecht sitzender Zahnersatz
- Schlafstörungen wie Schlafapnoe
- bestimmte Medikamente
- Fehlhaltungen oder Verletzungen
- ungesunde Lebensgewohnheiten
Woran erkenne ich das Problem?
Oft macht ein Partner oder eine Partnerin auf die nächtlichen Geräusche aufmerksam. Anzeichen können sein: morgendliche Verspannungen im Kiefer, Kopfschmerzen oder ein unausgeruhtes Gefühl trotz langem Schlaf. Zahnärzte erkennen Bruxismus unter anderem an abgeschliffenen Kauflächen, feinen Schmelzrissen oder empfindlichen Zähnen. Auch eine vergrößerte Kaumuskulatur kann ein Hinweis sein.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie richtet sich nach den Ursachen. Meist wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt:
- Aufbissschiene: Ein individuell gefertigter Kunststoffschutz, der die Zähne in der Nacht vor Abrieb bewahrt.
- Physiotherapie: Übungen, Massagen und Wärmebehandlungen lockern verspannte Muskeln und verbessern die Beweglichkeit des Kiefers.
- Psychologische Unterstützung: Bei stressbedingtem Bruxismus können Entspannungsübungen, Psychotherapie oder sogar Hypnose hilfreich sein.
- Medikamente: In Einzelfällen kommen Schmerzmittel oder muskelentspannende Präparate zum Einsatz – jedoch nur zeitlich begrenzt.
- Biofeedback: Mit speziellen Geräten wird das Knirschen bewusst wahrgenommen, sodass man aktiv gegensteuern kann.
Was Sie selbst tun können
Neben professioneller Hilfe gibt es praktische Tipps, die den Alltag erleichtern:
- Dehnübungen: Bestimmte Kieferübungen können die Muskulatur lockern.
- Selbstmassage: Mit sanften, kreisenden Bewegungen entlang des Kieferknochens lassen sich Verspannungen lösen.
- Routinen am Abend: Entspannungsrituale wie Meditation, ein warmes Bad oder ruhige Musik helfen, Stress vor dem Schlafengehen abzubauen.
- Tagebuch führen: Wer Gedanken und Sorgen notiert, kann sie leichter loslassen.
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