VR Bank Kur- und Rheinpfalz

Vor 50 Jahren haben sie die Banklehre begonnen – jetzt treffen sie sich wieder

Bei Banken beginnt am 1. August das neue Ausbildungsjahr. Bei der VR Bank in Speyer trafen sich vier Frauen und Männer, die vor genau 50 Jahren begonnen hatten.

Von 
Jürgen Gruler
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Vorstandsvorsitzender Till Meßmer (v.l.) begrüßt zum 50-jährigen Ausbildungsjubiläum Ingrid Ullmer, Theofried Schmidbauer, Ute von Wolffersdorff und Renate Rölle. Mit auf dem Bild ist Personalleiterin Heike Lommel. © Jürgen Gruler

Speyer. Das hat Tradition bei deutschen Banken: Zum 1. August beginnt hier die Ausbildung – so ist das 2025 und so war das auch schon am 1. August 1975. Sechs Azubis haben damals ihre Banklehre bei der Volksbank Speyer angefangen. Und seit einiger Zeit treffen sie sich ab und an mal zum Plaudern. Vier von ihnen hatten Zeit dafür, zum 50-jährigen Ausbildungsbeginn in der Zentrale der heutigen VR Bank Kur- und Rheinpfalz zusammenzukommen. Vorstandsvorsitzender Till Meßmer hatte sie zu Sekt und Butterbrezeln eingeladen und die Zeitung durfte auch dabei sein. Die vier Azubis, die heute im verdienten Ruhestand sind, plauderten aus dem Nähkästchen.

Überrascht waren Ingrid Ullmer, Theofried Schmidbauer, Ute von Wolffersdorff und Renate Rölle schon gleich zu Beginn. Denn der Besprechungsraum, der für den Termin hergerichtet worden war, hat seine ganz eigene Geschichte. „Hier hat uns der damalige Direktor Oskar Köhler, der damals selbst erst drei Jahre in diesem Amt war, sein Ja-Wort gegeben“, erzählt Theofried Schmidbauer und lacht. Das Büro war gediegen, ganz wie man es sich damals von einem Bankdirektor erwartet hat – mit schwerem Holzschreibtisch und Kunst an den Wänden. „Er hat mir hier die Zusage gegeben, dass ich die Ausbildung beginnen darf. Der Vertrag wurde dann an die Eltern geschickt, schließlich war keiner von uns damals schon volljährig“, erzählt er. Bei Ute von Wolffersdorff war sogar der Vater beim Vorstellungsgespräch mit dabei. Damals war das durchaus noch üblich. „Wir waren drei Jungs und drei Mädels, die damals die Lehre begonnen haben“, erinnert sich Renate Rölle. „Wer von der Handelsschule kam, musste zwei Jahre lernen, die vom Gymnasium brauchten vier Jahre, weil ihnen ja Fächer wie Buchhaltung und Betriebswirtschaft fehlten“, sagt Ingrid Ullmer.

„Wir waren stolz bei einer großen Bank lernen zu dürfen“

Vorstandschef Till Meßmer verglich anhand einiger Zahlen die damalige mit der heutigen Genossenschaftsbank. 1975 lag die Bilanzsumme bei etwa 200 Millionen D-Mark (heute 100 Millionen Euro). Jetzt sind wir bei 7 Milliarden Euro. Und doch war damals die Volksbank Speyer schon die größte Genossenschaftsbank in der Pfalz. „Wir hatten 90 Mitarbeiter und wenn wir irgendwo bei Kursen auswärts waren, konnten wir immer stolz drauf blicken, dass wir zu den großen Banken gehört haben“, erinnert sich Theofried Schmidbauer.

Es habe zwar eine klare Hirarchie gegeben, aber sie habe die Atmosphäre als sehr familiär empfunden, sagt Renate Rölle: „Ich habe hier sogar meinen Mann kennengelernt und meine Tochter hat später auch hier Ausbildung gemacht“, erzählt sie uns. Für Theofried Schmidbauer war übrigens schon als Zehnjähriger klar, dass er mal zur Bank geht: „Mich hat das beeindruckt, dass ich in Harthausen mit meiner Mutter mein ,Sparkässle‘ lehren durfte, das Geld genau gezählt wurde und dann auf meinem Sparbuch eingetragen wurde.“ Er hat sich dann auch gleich bei mehreren Banken beworben. Als er persönlich mit seinen Bewerbungen rumgegangen sei, sei ihm bei der Volksbank gleich aufgefallen, dass man ihn freundlich gegrüßt habe und sich jemand um sein Anliegen gekümmert hat. „Die Freundlichkeit war immer unsere Stärke in diesem Haus“, sagt auch Ingrid Ullmer: „Ich habe mich jeden einzelnen Tag auf die Arbeit gefreut und für mich war es immer schön, wenn Kunden zufrieden aus der Bank gegangen sind, weil wir ihnen helfen konnten“, sagt sie.

Technik steckte in den 1970er Jahren noch in den Kinderschuhen

Klar, dass die Zeiten damals andere waren: Die Technik steckte noch in den Kinderschuhen, der erste Bankautomat wurde erst zehn Jahre später 1985 installiert. Und längst noch nicht alle Kunden hatten Telefon. Man mussten dann halt einen Brief schreiben. Und es gab noch viel Papier, das bewegt werden musste. So kam man auch von den Zweigstellen aus quasi täglich ins Haus, um Verträge und Buchungsbelege in die einzelnen Abteilungen zu schaffen – quasi ins Backoffice. Oder wie es damals noch hieß in die Abwicklung. Dort schaffte es Ute von Wolffersdorff bis zur Abteilungsleiterin – sie blieb 46 Jahre lang bei der Speyerer Volksbank, durchlebte alle Fusionen und Neuerungen und sagt heute: „Ich hab auch mal überlegt, ob ich nach Frankfurt gehen soll, Karriere machen. Aber hier hatte ich meine Freunde und meine Familie, das war mir wichtiger“, sagt sie.

In trauter Runde plauderten die vier Ehemaligen, die vor 50 Jahren ihre Ausbildung begonnen hatten, mit Vorstandschef Till Meßmer. © Jürgen Gruler

Dass man heute so mit dem Direktor zusammensitzen kann – ganz ohne Krawatte – und locker plaudert, das war vor 50 Jahren natürlich noch anders. Es gab eine klare Kleiderordnung. „Jungs kamen in Anzug und Krawatte – auch im Hochsommer“, sagt Theofried Schmidbauer. „Und die Frauen mit Kostüm, im Kleid oder mit ordentlichen Hosen, Bluse und Jackett. Und nie nackte Beine, immer mit Nylonstrumpfhose“, sagt Ingrid Ullmer. „Jeans waren absolut tabu und von Tattoos ahnte man damals noch gar nichts als Bankangestellter“, meint Rölle.

Die Gemeinschaft gepflegt habe man damals quer durch die Abteilungen. Unter den Azubis hat man sich geduzt und hat auch nach Feierabend mal was zusammen unternommen. Andere Mitarbeiter wurden gesiezt und trotzdem habe man Spaß miteinander gehabt bei Betriebsausflügen, wenn Geburtstage oder Jubiläen gefeiert wurden oder nach dem Tischtennis oder dem Fußballtraining unter der Woche. Verabredet hat man sich persönlich in der Bank oder in der Berufsschule, die übrigens in Ludwigshafen war, wie auch sonst so ganz ohne Handy, Whatsapp und anderen Hilfsmitteln.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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