Speyer/Region. Der Verabschiedungsreigen für den langjährigen Vorstandssprecher der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz Rudolf Müller erlebte am Freitag seinen Höhepunkt. Im Historischen Museum der Pfalz kamen 200 Weggefährten aus dem genossenschaftlichen Bankenverbund, Aufsichtsrat, aus Politik und die führenden Mitarbeiter der Bank zusammen, um den Übergang vom scheidenden Rudolf Müller zum Nachfolger Till Meßmer zu feiern. Müllers Resümee: „Es stimmt fast alles, was gesagt wurde.“
Und ausnahmsweise wollte er weder etwas verbessern, noch etwas ergänzen, sondern einfach nur Danke sagen: „An das Vorstandsteam, den Aufsichtsrat, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Gremien des Genossenschaftsverbandes – „der besten Bankengruppe Deutschlands. Müller sagte, man sei glücklich, wenn Freunde, Beruf und Familie stimmen. Bei ihm sei das der Fall: Seine Frau Heike habe ihm Kraft und Energie gegeben für all seine Aufgaben, dafür liebe er sie.
Moderatorin Bernadette Schoog wollte im Interview wissen, was er künftig mache: „Reisen, Enkelkinder betreuen und mal ein gutes Buch lesen.“ Natürlich auch, wie es ihm jetzt beim Abschied gehe: „Mir ist sehr warm ums Herz geworden. Bernd Fischer und ich haben 1998 die richtige Entscheidung getroffen, die Raiffeisenbank Hassloch in die damalige Volksbank zu überführen. Ich bin froh, in den 23 Jahren in Speyer zu einem guten Rating der Bank beigetragen zu haben. Vertrauen gewinnt man nur, wenn man die Erwartungen auch erfüllt“, meinte Müller noch in Richtung der Neuen.
Der Nachfolger auf dem Posten des Vorstandssprechers Till Meßmer hatte vorher schon betont, dass er die menschliche Seite, das Coaching und die Hinweise auf mögliche Fehler an Rudolf Müller so geschätzt habe. Er wisse aber auch, dass sich die Weg schnell getrennt hätten, wenn er seinem Posten nicht gewachsen gewesen wäre. Für den Schwetzinger Meßmer beginnt am 1. Juli die Zeit der noch größeren Verantwortung.: „Wir haben eine Menge richtig gemacht. Aber die Ansprüche unserer Kunden verändern sich.
Deshalb müsse sich auch die Bank in einen Evolutionsprozess begeben. Man bleibe vor Ort, suche das persönliche Gespräch, werde sich aber auch dorthin begeben, wo junge Menschen heute Freunde treffen, in Social Media. Man fokussiere sich auf die Kundenwünsche, auf Mitarbeiterzufriedenheit, auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und auf eine verbesserte Kommunikation. Damit wolle man die Marktanteile halten und möglichst sogar ausbauen, sagt Meßmer. Er überraschte seinen Vorgänger dann noch mit einem Video, in dem treue Kunden über „Rudis“ Art, seine Stärken und die sportlichen Ambitionen beim Fußball und Golfen sprachen – echt witzig.
Verlieren ist nicht Müllers Sache
Apropos Golf: Es zog sich durch alle Lobreden auf den scheidenden VVR-Bankchef, dass er da nicht nur stark ist, sondern das Verlieren nicht gerade seine Stärke sei. Als Abschiedsgeschenk wurde ihm dann auch eine Golfreise nach Mauritius geschenkt. Selbst bei der Laudatio von Walter Weinkauf – der Müller ein wichtiger Mentor in der frühen Karriere beim Prüfverband gewesen ist – gab’s dazu eine Anekdote. Müller sei schließlich vom Mannschaftssport Fußball zum Individualsport Golf gewechselt, sei aber doch Teamspieler geblieben und kein absolutistischer Herrscher geworden. Als Bäckersohn sei ihm das Verständnis für den Mittelstand in die Wiege gelegt worden.
Es zeichne Müller aus, immer gut vorbereitet in Treffen zu gehen und auch die Details zu kennen. In seiner Zeit sei die Bank in Sachen Rating in die Spitze aller Genossenschaftsbanken bundesweit aufgestiegen. Viele Kollegen hätten neidvoll nach Speyer geschaut, weil auch das Team Müller/Oelbermann und danach Müller/Kappenstein so gut funktioniert habe, Aufsichtsrat und Vorstand hätte immer mit Respekt und klaren Worten zusammengewirkt. „Jetzt wechselst Du, lieber Rudi, den Aufsichtsratschef. Stecke also mit Deiner Frau Heike die Aufgaben ab und achte auf die Gewaltenteilung“, riet Weinkauf ihm noch scherzhaft.
Die Begrüßung hatte natürlich Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Kappenstein übernommen: „Einer gibt ab, der andere beginnt. Rudi Müller hat gewichtige Marken gesetzt in seinen fast 50 Berufsjahren. Mit Wehmut verabschieden wir ihn heute und mit Freude stellen wir Till Meßmer als Nachfolger vor“, so der frühere Ketscher Bürgermeister. Rudolf Müller sei nicht nur die gute Seele der VVR Bank gewesen, sonder n habe auch eine überragend starke Bank geformt, die durch stürmische Zeiten gesteuert – ein „richtiger Seebär“, scherzte Kappenstein. Müller liebe es, Menschen zusammenzubringen, in seinen Netzwerken vor Ort und auch auf Verbandsebene. Trotz des großen Erfolgs sei er immer auf dem Boden geblieben. „Sie waren die Idealbesetzung für unsere Bank und wir werden Sie vermissen“, so Kappenstein.
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„Wir brauchen aber auch neue Ideen und wollen neue Wege gehen. Deshalb sind wir sicher, dass wir mit Till Meßmer den bestmöglichen Nachfolger gefunden haben. Er ist seit 2015 im Vorstand und hat das Firmenkundengeschäft verantwortet“, sagte Kappenstein. Dann überreichte er Geschenke an Müller und Meßmer und Blumen an deren Frauen Heike und Katja.
Immer ein ehrlicher Ratgeber
Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler sprach von großen Fußstapfen, in die Meßmer trete: Er wird es sicherlich anders machen, aber bestimmt auch sehr gut“, sagte sie bei ihrem Grußwort. Ihr sei die Zusammenarbeit mit den Banken vor Ort sehr wichtig. Sie seien Garanten für die Festigung des Wirtschaftsstandortes Speyer. Auf Rudolf Müller habe man sich immer verlassen können. „Ihre Kommentare und Ratschläge waren immer ehrlich gemeint und sie haben uns als Stadt unterstützt und sich gesellschaftlich engagiert. Falls Sie zu viel Zeit haben, wir suchen immer Ehrenamtliche, rufen Sie an“, sagte sie mit einem Lächeln. Nachfolger Meßmer wünschte Seiler „Durchhaltevermögen und das notwendige Glück, das man auch ab und an brauche, um richtig zu entscheiden“.
Uwe Fröhlich von der DZ-Bank bemühte ein Golfzitat von Winston Churchill, der gesagt habe: „Golf ist ein Sport, bei dem man einen zu kleinen Ball in ein zu kleines Loch befördern muss – mit Geräten, die dazu denkbar ungeeignet sind.“ So ähnlich sei das manchmal im Bankgeschäft. Aber Rudolf Müller zeichne sich bei beiden Sparten dadurch aus, sich mit halben Sachen nicht zufriedenzugeben. Er sei stets fokussiert und ambitioniert, habe sich hohe Benchmarks gesetzt und die VVR Bank zur zweitgrößten Genossenschaftsbank in Rheinland-Pfalz gemacht, so Fröhlich weiter.
Für die Mitarbeiter sprach Philip Wagner, der ja gerade bei der Vertreterversammlung als neuer Generalbevollmächtigter vorgestellt wurde. Er erinnerte an die Espresso-Gespräche, die handschriftlichen Anmerkungen „B.R.“ und „Gr.“ – also „Bitte Rücksprache“, und „Gruß Müller“ – an manche Geduldsprobe in Sachen Pünktlichkeit. Vor allem sei Rudolf Müller aber Antreiber, Anreger und Spielmacher gewesen, immer fürs Team da, mit hoher Präsenz und „erster Repräsentant des Hauses. Souverän auf dem Platz und in der Lage, charmant den Finger in die Wunde zu legen, wenn es nötig war.
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