Speyer. Trotz der Absage des Brezelfestes hat sich der Verkehrsverein Speyer etwas einfallen lassen. Bei Arbeiten am Vereinsarchiv fand Ehrenmitglied Fritz Hochreither Fotonegative. Obwohl diese unspektakulär wirkten und er sie fast entsorgt hätte, ließ Hochreither sie entwickeln. Und erhielt dabei Fotos von Zeichnungen, die sich mit Hilfe des Stadtarchivs und der dort gelagerten Originale als Zeichnungen der Brezelfest-Umzüge von 1911 bis 1914 herausstellten.
Bisher unentdecktes, unerforschtes und spektakuläres Material aus der Frühzeit des Verkehrsvereins und des Brezelfests, das als sogenannter Brezelmarkt 1910 erstmals gefeiert wurde, kamen zutage.
30 Meter Zeichnungen
Zur Vorbereitung der Umzüge, zur Festlegung der Zugfolge und der plakativen Darstellung wurden die Umzüge damals liebevoll gezeichnet. Fast 30 Meter an gezeichnetem Material, teils handkoloriert, wurden gesichtet und digital bearbeitet.
Diese möchte der Verein jetzt einem breiten Publikum als „digitalen Brezelfestumzug“ präsentieren. Am Donnerstag, 8. Juli, an dem die Eröffnung des Brezelfests stattgefunden hätte, starten die Organisatoren um 18 Uhr den virtuellen Umzug. Unter der Internetadresse www.speyerer-brezelfest.de finden Interessierte den Umzug samt musikalischer Umrahmung.
Ein Leporello mit vier Ansichtskarten und zwei Sonderdrucke mit Motiven aus dem Jahr 1914 gehen ab Donnerstag in den Verkauf. Über den Schausteller-Domgartenbummel wird dieses Stück Geschichte die nächsten Tage vor Ort verkauft und danach im Judenhof zu den üblichen Öffnungszeiten. Die Auflagen sind sehr klein und werden schnell vergriffen sein, „warnt“ Verkehrsvereinsvorsitzender Uwe Wöhlert die Brezelfestfans.
Wöhlert dankt seinem Ehrenmitglied (und langjährigen Zugkoordinator) Fritz Hochreither, dem Stadtarchiv Speyer und der Mediengestalterei von Roland Brönner für die Bergung der wertvollen Schätze zur Brezelfestgeschichte.
Altdekan predigt auf Kurpfälzisch
Eine weitere Tradition zur großen Speyerer Brauchtumsveranstaltung wird ebenfalls Corona zum Trotz gepflegt: Die Predigt auf Kurpfälzisch wird am Brezelfestsonntag, 11. Juli, um 10 Uhr in der Gedächtniskirche gehalten. Altdekan Friedhelm Jakob stellt sich als Gast der protestantischen Gedächtniskirchengemeinde der Frage: „Was glaabsch dann Du?“ Dabei wolle er auf launige Art und Weise den schmalen Grat zwischen Glaube und Hoffnung bearbeiten, heißt es in der Einladung an alle Interessierten.
Stattfinden wird diesmal auch die Versteigerung des Brezelfestbildes am Montag, 12. Juli, um 12 Uhr im Biergarten von Patrick Barth bei den Schaustellern im Domgarten durch den Serviceclub Round Table 63 (wir berichteten). Der Erlös geht – wie auch der des Brezelfestweinverkaufs – an das Kinder- und Jugendtheater Speyer. mm/zg
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