Messe

Genussmomente rund um den Speyerer Dom

Auch die zehnte Auflage der Frühjahrsweinmesse „Wein am Dom“ kommt beim Publikum gut an.

Von 
Matthias Nowack
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Der Verein "Pfalzwein e.V." und die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz veranstalteten an sechs verschiedenen Orten in der Speyerer Innenstadt zum zehnten Mal die zweitägige Weinmesse "Wein am Dom“. Unser Bild zeigt den Stand des Weingut Brenneis-Koch aus Bad Dürkheim-Leistadt im Alten Stadtsaal. © Klaus Venus

Speyer. Es war eine Weinmesse nach Maß: frühsommerliche Temperaturen zum Auftakt am Samstag, gut gelaunte Wein-Flaneure in der Maximilianstraße an beiden Messetagen, zufriedene Winzer an den Messeständen und eine rundum wertschätzende Resonanz beim Publikum.

Dabei haben die Veranstalter, Landwirtschaftskammer und Pfalz-Wein-Werbung „nur“ an Bewährtem festgehalten: Sechs stilvolle Schauplätze in historischen Gebäuden im Zentrum der Stadt, kostenfreie Weinspaziergänge mit den Pfälzer Weinhoheiten, erneut eine Sortierung der Weingüter nach Winzerverbänden und eine gelungene Präsentation der Siegerweine im Wettbewerb. Das Thema Roséweine als Trendthema für den Frühling hat bei der diesjährigen Ausgabe der Messe erkennbar an Bedeutung gewonnen. Offensichtlich wollten die Veranstalter damit zeigen, was die Pfalz als größtes deutsches „Rosé-Anbaugebiet“ in diesem Segment zu bieten hat. Unzählige Grüppchen mit dem Weinglas in der Hand und dem Messekatalog unterm Arm prägten an beiden Tagen das Bild in der Maximilianstraße, darunter auch zahlreiche junge Erwachsene.

Schlangen vor der zentralen Gläserausgabe am Jakobspilger

Schon unmittelbar nach der Eröffnung am Samstag bildeten sich Schlangen vor der zentralen Gläserausgabe am Jakobspilger. Eine Stunde später, zur Mittagszeit, waren alle Wein-Locations gut gefüllt mit neugierigen Zechern und Messebesuchern. Der Samstag war schon vor Beginn der Veranstaltung ausverkauft, und auch am Sonntag drängten sich viele Weinliebhaber im „Terroir der Gelassenheit“, wie es die Weinwerbung gerne umschreibt.

Joseph Greilinger, Geschäftsführer der Pfalzweinwerbung, und „seine“ Winzer zeigten sich zufrieden mit der Resonanz auf die Messe. „Mit 3.500 Wein-Flaneuren haben wir die Besucherzahlen des letzten Jahres erreicht, sagt Greilinger, mehr war nicht angestrebt und aufgrund der vorhandenen räumlichen Kapazitäten in den sechs ausgewählten Gebäuden auch nicht machbar.“ Verschärfte Sicherheits- und Brandschutzvorschriften fordern auch bei der Weinmesse ihren Tribut. Im nächsten Jahr – hofft der Chef der Pfalzweinwerbung – wird voraussichtlich wieder das Forum im Historischen Museum der Pfalz mit dabei sein. Aufgrund der Ausstellungseröffnung von „Caesar & Kleopatra“ am Samstag im Historischen Museum war diese beliebte Location nicht verfügbar.

An den Ständen der 137 Weingüter waren ausschließlich positive Kommentare zu vernehmen. Das Weingut der Familie Sauer – es gehört zu den Bio-Weinbaupionieren in der Pfalz – ist seit zehn Jahren vertreten, also von Anfang an dabei. Albert Bzowka, im Vertrieb des Weingutes tätig, spricht von vielen Privatkunden aus Speyer, mit denen er sich am Messestand austauschen kann. Alljährlich könnten auf der Messe auch eine Reihe von Neukunden für das Weingut und die Vinothek in Landau-Nussdorf gewonnen werden. Es sind kurze, knackige Gespräche am Stand, in denen er viele Hintergrundinformationen über die Rebsorten und den Anbau der Sauer-Weine vermittelt. Die Weinmesse sei ein gutes Marketing-Instrument, das auch im Nachgang positive Effekte zeige, ist er überzeugt.

Siegerwein Pinot Noir Reserve bei „Wein am Dom“ besonders umschwärmt

Das Weingut Hundemer aus Hainfeld war zum dritten Mal in Speyer dabei. Sein Pinot Noir Réserve zählte zu den Siegerweinen im diesjährigen Wettbewerb und war deshalb besonders umschwärmt. Jungwinzer Fabio Hundemer lobte das weininteressierte Publikum und die guten Gespräche am Messestand. Auch er sprach von einer spürbaren positiven Resonanz während und nach der Messe. Markus Lange, Kellermeister im Weingut Pflüger in Bad Dürkheim, sprach von „zwei anstrengenden, aber auch sehr spaßigen Tagen“. Er schätzt in Speyer nicht nur die positive Publikumsresonanz, sondern auch den guten Kontakt zu den Kollegen, den die Messe ermögliche.

Ähnlich positiv äußerten sich die Messebesucher: Kim Klein aus Mechtersheim, regelmäßig Gast der Wein am Dom, berichtete von seinem kompletten Freundeskreis, der zur Messe nach Speyer pilgere. Mit Blick auf das Weinangebot sprach er von einer „starken Performance“. Aus Duisburg angereist war Thorsten Bollen. Die 800 Weine im Messeangebot werde er nicht schaffen, sagte er schmunzelnd, aber für ein gutes Pfälzer Tröpfchen sei er immer offen. Sigrid Boos, gebürtige Westfälin und seit ein paar Jahren in Speyer ansässig, schätzte gemeinsam mit ihrem Ehemann die Möglichkeit „neue Entdeckungen zu machen“. Ihr Interesse konzentrierte sich auf Burgunderweine und die Winewalks mit den Weinhoheiten. Die für den Tourismus zuständige Bürgermeisterin Monika Kabs, die vor 10 Jahren maßgeblich an der Ansiedlung der Wein am Dom in Speyer beteiligt war, weiß von wichtigen sekundären Effekten für die Hotellerie und die Gastronomie in der Domstadt, die mit der Messe verbunden sind.

“Wein am Dom“ in Speyer: Sinkende Absatzzahlen bereiten Weinbaubetrieben Sorgen

Es gibt aber auch Sorgen in den pfälzischen Weinanbaubetrieben angesichts sinkender Absatzzahlen, der Debatte über die gesundheitlichen Folgen von Alkoholgenuss und der kürzlich angezettelten Handelskriege durch US-Präsident Donald Trump. Das wurde insbesondere bei den Eröffnungsreden zur Weinmesse deutlich. „Wir befinden uns in einer herausfordernden Marktsituation, national wie international und wollen gerade mit einer Messe wie der Wein am Dom vor unserer Haustür ganz bewusst ein Zeichen setzen, für Genuss und für einen nachhaltigen Konsum eines der ältesten Kulturgüter dieser Welt“, sagte Joseph Greilinger. Die gute Laune und die Pfälzer Lebensfreude dominierten dennoch an diesem Wochenende. Die Wein am Dom bescherte ihren Flaneuren auch 2025 viele Genussmomente.

Bei der zweitägigen Weinmesse "Wein am Dom. Pfälzer Frühlingsweinmesse" gab es an sechs verschiedenen Orten in der Speyerer Innenstadt rund 800 Weine von ca. 140 Betrieben und Weingütern zum Probieren. © Klaus Venus

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