Speyer. Das Wort vom „Wunderkind“ ist schnell zur Hand, wenn man sich den bisherigen künstlerischen Werdegang von Justus Friedrich Eichhorn betrachtet. Denn seine Pianistenkarriere hat der Jugendliche bereits mit zehn Jahren begonnen. Und nun, vier Jahre später, veröffentlicht er sein erstes Album. Gleichzeitig ist Justus vor allem ein „aufgeweckter und fröhlicher Junge“, wie sein Vater, Friedemann Eichhorn, im gemeinsamen Gespräch mit dem Saarländischen Rundfunk betont.
Doch der aus Speyer stammende Geiger und in Weimar lehrende Musikprofessor weiß natürlich, dass sein Sohn mindestens ein Ausnahmetalent ist. In einer Entwicklungsstufe, in der Gleichaltrige sich für gewöhnlich erst noch finden müssen, bringt Justus ein beachtliches Maß an Ausdauer und Disziplin auf, um auf den schwarzen und weißen Tasten ein Virtuose zu werden. Das Durchhaltevermögen hat er vom Sport; an der Tischtennisplatte oder auf dem Fußballplatz tobt sich der 14-Jährige ebenso gerne aus, wie er am Flügel hartnäckig Tonleitern übt.
2002 als einer der jüngsten Violin-Professoren Deutschlands an die Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar berufen, ist der 1971 in Münster geborene und in Speyer aufgewachsene Friedemann Eichhorn selbst ein Musiker von hohem Rang. Sohn Justus wuchs zu Hause mit klassischer Musik auf. Doch es zog ihn nicht zu den Streichinstrumenten, sondern zum Zauberkasten des Klaviers. An diesem Instrument hat er 2020 als Zehnjähriger in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche zusammen mit seinen Eltern Alexia und Friedemann Eichhorn ein Konzert mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester gegeben, bei dem er das D-Dur-Klavierkonzert von Joseph Haydn aufführte.
Dieses Werk findet sich auch auf seiner Debüt-CD; doch den Schwerpunkt nehmen das zweite sowie das dritte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven ein. Ihnen widmet sich Justus Friedrich Eichhorn mit Mozartschem Überschwang. Mit ungestümen Tempi, energischer Griffigkeit, himmelwärts perlenden Läufen und bedeutungsschwerem Donnergrollen in den Bässen präsentiert der Jungstar seinen Hörern einen unbekümmert und jugendlich wirkenden Beethoven – ganz ohne grimmige Attitüde und misanthropische Eintrübungen. Doch in den langsamen Binnensätzen lässt der Pianist romantisches Empfinden walten, das – mit 14 Jahren! – differenzierte Einblicke in emotionale Tiefen verrät.
Unterricht bei Musikgrößen
Dahingegen klingt Erik Saties erste seiner drei „Gnossiennes“ geradezu abgeklärt und ohne impressionistische Transzendenzwirkungen, vielmehr als Zeugnis einer künstlerischen Präsenz, die mit Vorliebe dem Diesseits zuspricht. Eine kleine eigene Komposition namens „Skyscrapers in New York“ bezeugt die Neigung des jungen Pianisten, das klassische Repertoire zu erweitern und dem Wohlklang auf improvisatorische Weise zu frönen. Mit Johann Sebastian Bachs d-Moll-Präludium (BWV 935) dokumentiert Justus Eichhorn eine beachtliche stilistische Bandbreite; zugleich legt diese Zugabe nahe, dass es sich lohnen könnte, sich als Interpret verstärkt dem Werk des barocken Komponisten zuzuwenden.
Mittlerweile hat der Jugendliche bereits in Konzertsälen wie der Laeiszhalle Hamburg, der Tonhalle Zürich und dem Seoul Arts Center Korea seine Visitenkarte abgegeben. Er ist darüber hinaus Sieger in etlichen Klavierwettbewerben. Justus drückt am Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar die Schulbank und studiert bei Grigory Gruzman an der dortigen Musikhochschule. Bei Musikgrößen wie András Schiff und Christoph Eschenbach bekommt er hin und wieder Unterricht, kürzlich hat er Daniel Barenboim vorgespielt.
Doch der Domstadt bleibt Justus Eichhorn treu. Vier Jahre nach seinem Auftritt in Speyer gibt der junge Pianist am Samstag, 25. Januar, 19 Uhr, abermals in der Dreifaltigkeitskirche ein Konzert. Auf dem Programm stehen das erste Klavierkonzert in C-Dur von Beethoven und Edvard Griegs Peer-Gynt-Suiten. Begleitet wird Justus Eichhorn von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Der Erlös dieses Gala-Konzerts, das die Speyerer Rotarier präsentieren, soll Kindern in Kenia zugute kommen, deren Eltern das Schulgeld nicht bezahlen können.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-speyer-ausnahmetalent-an-den-tasten-_arid,2277552.html