Geschichte

Zerbrechliche Macht: Speyerer Museum zeigt Caesar und Kleopatra

Nur vier Jahre soll die von Mythen überlagerte Liaison zwischen Kleopatra und Caesar Bestand gehabt haben. Eine Schau im Historischen Museum der Pfalz beschreibt das Ende einer Epoche.

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S. Alfter und W. Jung (dpa)
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Eine Mitarbeiterin des Speyerer Museums steht vor einer Statue Kleopatras VII. (51-30 v. Chr.). Am Sonntag wird die Ausstellung Caesar und Kleopatra offiziell eröffnet. © Uwe Anspach/dpa

Speyer. Es war – wie heute – eine Zeitenwende. In Rom ging die Republik zu Ende, die ins Kaiserreich mündete. Gleichzeitig verlor das für seine frühe Hochkultur bekannte Ägypten seine Unabhängigkeit und wurde zu einer Provinz Roms. An der Geschichte, die sich für mehr als 2000 Jahren abspielte, lässt sich bereits ablesen, wie brüchig politische Macht sein kann.

Die Protagonisten heute heißen Trump, Netanjahu, Selenskji oder Trudeau. Früher hießen sie Caesar und Kleopatra. Die neueste Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer hat insofern eine unfreiwillige Aktualität, weil sie das Ende einer Epoche in zwei prägenden Imperien beschreibt.

In der Schau in Speyer geht es um Macht, Reichtum – und große Gefühle: Die Geschichte von Julius Caesar und Kleopatra hat alle Aspekte eines mitreißenden Dramas. Die Beziehung des römischen Feldherrn und der ägyptischen Königin steht im Fokus der reichhaltigen Ausstellung, die am Sonntag, 13. April, eröffnet wird und bis 26. Oktober zu sehen ist. Sie reiht sich ein in die großen weltgeschichtlichen Darstellungen der vergangenen Jahre.

„War es eine leidenschaftliche Liaison, oder war es politisches Kalkül? Jedenfalls ist es eine der spannendsten Episoden der Weltgeschichte“, sagte Museumsdirektor Alexander Schubert bei der Präsentation von „Caesar und Kleopatra“. Nicht zuletzt deshalb wurde sie vielfach zum Stoff von Büchern und Filmen.

Wie kam Kleopatra zu Caesar? Im Teppich oder im Wäschesack?

Es beginnt mit einem Teppich und endet mit einer Schlange. Eingerollt in den Stoff soll Kleopatra zu Caesar gebracht worden sein, das ist nur eine von vielen Legenden. Die Ausstellung zeigt, dass die Königin den Transport im Bodenbelag kaum überlebt hätte – und sie bietet einen Wäschesack als Alternative an. In einem der letzten Räume zeigt dann eine Kobrastatue ihre Giftzähne. Hat sich Kleopatra tatsächlich von der Natter töten lassen? Auch hier melden Forschung und Ausstellung Zweifel an. Der Legende scheint das aber nicht zu schaden.

Insgesamt besteht die Schau aus mehr als 240 Exponaten von mehr als 30 Leihgebern, darunter der Louvre in Paris und die Kapitolinischen Museen in Rom. Ein großer logistischer Aufwand, der viele Monate Recherche und Planung in Anspruch nahm, ging der Ausstellung voran. Zu sehen sind etwa Reliefs und Büsten aus Marmor sowie eine Sphinx aus Kalkstein, aber auch Hintergrundwissen: etwa über die „alten Männer“ – den Senat, der die Römische Republik regierte – und Kleopatras mutmaßliche Kleider.

Hollywood-„Cleopatra“ Elizabeth Taylor

Präsentiert werden historischer Schmuck, zum Beispiel Delfinohrringe mit Smaragden und ein Schlangenarmreif mit Gold, sowie virtuelle Rekonstruktionen von Rom und Alexandria, den Heimatstädten der Protagonisten. Die Schau bietet zudem aktuelle Bezüge, etwa über den Nil als Wirtschaftsfaktor. Auch ein augenzwinkernder Verweis auf den Filmklassiker „Cleopatra“ (1963) mit Elizabeth Taylor und Richard Burton fehlt nicht.

Kleopatra (69-30 v. Chr.) war die letzte Königin aus dem Geschlecht der Ptolemäer, das fast 300 Jahre lang Ägypten beherrschte. Caesar (100-44 v. Chr.) traf sie im Jahr 48 vor der Zeitenwende. „Diese dramatische Epoche des ersten Jahrhunderts vor Christus war geprägt vom Untergang der Römischen Republik, dem Ende des Ptolemäerreichs in Ägypten und dem Aufstieg des ersten römischen Kaisers Augustus“, erklärte Direktor Schubert.

In dieser ereignisreichen Zeit spiele die Geschichte von Caesar und Kleopatra eine entscheidende Rolle. „Durch ihre Verbindung bündelte sich die Macht Roms mit dem Reichtum des ptolemäischen Ägypten. Die Ermordung Caesars bedeutet daher nicht nur das Ende einer Liebesgeschichte, sondern leitete sowohl den Übergang von der Römischen Republik zum Kaiserreich ein, wie auch den Untergang der ptolemäischen Dynastie“, betonte er.

Die Liaison von Caesar und Kleopatra beflügelte schon immer die Fantasie. Das Historische Museum lotet die Beziehung aus. © Uwe Anspach/dpa

Kurator Lars Börner sagte, wohl jeder habe ein bestimmtes Bild des historischen Glamourpaars Caesar und Kleopatra im Kopf. „Wie grenzen wir uns von anderen Ausstellungen zum Thema ab? Wir wollen nicht alle die gleiche Suppe kochen“, sagte Börner. Die Schau nehme den Mythos zwar als Aufhänger, es gehe aber nicht nur um die vier Jahre lange Liebesgeschichte.

Museum kooperiert mit Arte für Begleitprogramm

Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Unter anderem sind für Freitag 26. September zwei ARTE-Dokumentationen mit moderiertem Publikumsgespräch geplant. „Frauen, die Geschichte machten: Kleopatra“ (2013) sowie „Die Königinnen vom Nil: Die Tochter der Kleopatra“. Eine Anmeldung unter reservierung@museum.speyer.de ist notwendig. Am Samstag, 27. September, um 19 Uhr, zeigt das Museum den 240-minütigen Klassiker „Cleopatra“ (1963) mit Elizabeth Taylor und Richard Burton.

Infos zur Ausstellung : museum.speyer.de

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