Weinheim. Das Ziel ist klar: 100 Prozent Emissionsfreiheit. Deshalb erprobt die BRN Busverkehr Rhein-Neckar GmbH zurzeit im Rhein-Neckar-Kreis einen mit Wasserstoff betriebenen Bus. Die Tochter der Bussparte der Deutschen Bahn will damit Pionierarbeit in Sachen grüner Mobilitätswende leisten. Denn Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft, der ohne Schadstoffemissionen verbrennt.
Von der „genialen Technik“ schwärmt Manfred Hovenjürgen, Geschäftsführer von Rhein-Neckar-Bus, bei einer Probefahrt zur Wachenburg. Schon am Busbahnhof sorgt der Wasserstoffbus für Aufsehen, als ein Blick unter die Motorhaube erlaubt ist. Hier wird durch eine Brennstoffzelle elektrische Energie aus Wasserstoff erzeugt. Einsteigen dürfen allerdings keine Passagiere, sondern nur Vertreter des Rhein-Neckar-Kreises und des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) sowie der Presse.
Die Serpentinen auf dem Weg zur Wachenburg sind als Teststrecke ideal. Dort kann der 250 PS-starke Elektromotor zeigen, dass er auch die nötige Anzugskraft für Steigungen hat. Auf ebener Strecke in der Grundelbachstraße gibt Busfahrer Michael Herrmann dann richtig Gas und beschleunigt den elf Meter langen, getriebelosen Bus des Herstellers Hyundai. Er ist begeistert: „Die Beschleunigung ist im Vergleich zu herkömmlichen dieselbetriebenen Bussen enorm.“ Seit einer Woche testet er das Leihfahrzeug zusammen mit zwei weiteren Kollegen unter nahezu realistischen Bedingungen im ganzen Kreisgebiet. Auch Fahrgäste wurden bereits befördert, um die Alltagstauglichkeit zu überprüfen.
„Bei Verkehrswende und Klimaschutz ist der Öffentliche Personennahverkehr ein bedeutender Faktor. Wir erproben deshalb, was unseren Verkehr noch umwelt- und klimafreundlicher macht“, erklärt Hovenjürgen und fügt hinzu: „Wasserstoff kann dabei für Regionalbusse eine wichtige Antriebstechnik werden.“ Und Volkhard Malik, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar bestätigt: „Nachhaltige, emissionsfreie Busverkehre sind zukunftsweisend und damit auch Investitionen in Neuerungen, die im öffentlichen Interesse liegen, die wir gerne unterstützen.“
Die Vorteile für die Umwelt liegen auf der Hand, aber auch der Fahrgast profitiert – zum Beispiel von einem leisen Betrieb. Mit seinem Elektromotor, der durch 34 Kilogramm Wasserstoff in sechs Tanks auf dem Dach und eine Brennstoffzelle betrieben wird, ist der Bus deutlich leiser unterwegs als Dieselfahrzeuge, durch den Verzicht auf ein Getriebe auch erschütterungsärmer. Für den Regionalverkehr bietet er sich durch seine Reichweite von rund 500 Kilometern an. Die Nachteile: Mit stattlichen 600 000 Euro Kosten ist der Wasserstoffbus dreimal so teuer wie ein Bus mit Dieselmotor. Und auch der tägliche Betrieb ist aktuell noch deutlich kostspieliger, weil Wasserstoff durch Herstellung der Lagerung teuer ist.
„Wir wollen bis 2030 über eine saubere Busflotte verfügen. Der gesamte ÖPNV soll elektrisch unterwegs sein“, setzt Volkhard Malik auf die Vorbildfunktion des VRN. Das Ziel ist ehrgeizig angesichts von aktuell nur rund 20 batteriebetriebenen von über 5000 Bussen im Verkehrsverbund. Einen Mitstreiter hat er dabei in Christopher Leo, Dezernent für Umwelt und Technik beim Rhein-Neckar-Kreis. Der hält den Preis für Anschaffung und Unterhalt zwar für „saftig“, hofft aber auf Gelder aus Förderprogrammen: „Dann wird’s vielleicht finanzierbar.“
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