Weinheim. Durch die Gitterstäbe erspäht Uhu Uwe schon die Bäume und die grüne Lichtung des Spelzengrunds – die große Freiheit ist zum Greifen nahe. Aber warum sind hier so viele Menschen mit Kameras? Endlich wird die Tür des blaugelben Käfigs geöffnet und der Vogel vorsichtig an dem roten Geschirr, das um seine Beine befestigt ist, hinausgezogen. Nervös flatternd verwechselt Uwe kurzzeitig oben und unten – und will bereits Richtung Boden abheben.
Ein Schubser als Starthilfe: Uhu Uwe erhebt sich in die Luft
Florian Fath hebt den Uhu sachte hoch und dreht die Eule in die richtige Position zurück – mit den Krallen nach unten. Ruhig beobachtet er, wie sich Falkner Karsten Fath das Geschirr löst. Dann endlich, mit einem Schubser als Starthilfe, schlägt Uwe mit seinen kräftigen Schwingen. Kleine Windstöße fliegen den menschlichen Beobachtern entgegen und Uwe erhebt sich in die Luft.
„Lange sah es für unseren Patienten nicht gut aus“, sagt Karsten Fath. Der 57-Jährige pflegte den zweieinhalb Kilogramm schweren Raubvogel, nachdem er sich in der Weinheimer Nordstadt in einem Wohnhaus verirrt hatte. Weinheimer Nordstadt in einem Wohnhaus verirrt hatte. Er brauchte wirklich lange, um sich von seinem Anflugstrauma zu erholen“, erzählt der Falkner.

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Ein Schrecken am Morgen: Uhu Uwe sitzt im Schlafzimmer
Das Trauma ereignete sich am Morgen des 15. Juli –und nicht nur für den Uhu begann er mit einem Schrecken. Weinheimerin Gerlinde Wild nutzte an diesem Tag nämlich die kühleren Morgenstunden, um etwas in der Wohnung zu lüften. Kaum kehrte sie ins Schlafzimmer zurück, saß da schon Uhu Uwe, der sie verdutzt mit seinen kugelrunden Augen anschaute. Im Gegensatz zu Gerlinde Wild blieb die Eule gelassen in der fremden Umgebung.
„Er saß dort wie angeklebt und hat sich gar nicht bewegt“, sagt die Weinheimerin. Zusammen mit ihrem Mann wohnt sie im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses. „Ich habe mich gewundert, was ein nachtaktives Tier morgens in meinem Schlafzimmer zu suchen hat“, fügt sie hinzu.
Die Feuerwehr Weinheim war schon kurz vor Wilds Anruf informiert worden, dass ein Uhu in Weinheim gesichtet wurde. Zuerst entdeckte man Uwe auf dem Gelände der Firma Freudenberg. „Wir vermuten, dass er dort immer wieder gegen die Glasfronten geflogen ist und sich dadurch verletzt hat“, sagt Fath. Kein Wunder also, dass es das Wildtier nicht weit schaffte und sich in der Kapellenstraße verirrte.
Fath ist hauptberuflich Feuerwehrmann – was ein Glück, dass er nebenbei auch als Falkner tätig ist und so genau wusste, wie er das Tier versorgen muss. „Zuerst war der Uhu in einer Kiste untergebracht, weil er die ganze Zeit umgefallen ist“, erklärt Fath. Als es dem Tier besser ging, konnte es nach zweieinhalb Wochen in eine Foliere umziehen.
Traumberuf Falkner: Florian Fath
„Schon als Kind träumte ich davon, Falkner zu werden“, erzählt Fath. Doch erst mit 45 Jahren wagte er den ersten Schritt, um sich diesen Traum zu erfüllen, und machte den Jagdschein. Sechs Jahre später konnte er sich offiziell Falkner nennen. „Seit mein Vater den ersten Vogel geholt hatte, war ich dann auch dabei“, sagt Florian Fath. Obwohl er früher Angst vor dem damaligen Papagei der Familie hatte, unterstützt er seinen Vater bei der Betreuung der Vögel. „Den Schein habe ich allerdings noch nicht“, gibt der 32-Jährige zu.
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Familie Fath kümmert sich aktuell um drei weitere Greifvögel: Wüstenbussard Thor, Falke Freya und Schleiereule Coco. „Wir gehen öfter mit den Tieren in Schulen und erklären den Kindern etwas über die Wildvögel“, erzählt Florian Fath.
Zurück in die Wildnis - nach vier Wochen in Obhut der Falkner
Vier Wochen war Uwe in der Obhut der Falkner – doch jetzt war es endlich so weit und er konnte wieder in die Wildnis entlassen werden. Vor einem kleinen Publikum auf dem Sulzbacher Parkplatz Spelzengrund erhob er sich mit seinen mächtigen Flügeln und segelte in Richtung Baumkronen davon.
Der Uhu war übrigens nicht das einzige Tier, das der Weinheimer Feuerwehr dieses Jahr über den Weg lief. „Wir hatten schon Enten, zwei Pferde, ein Reh und natürlich Katzen“, erzählt Kommandant Ralf Mittelbach.
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