Nachhaltigkeit

Wie Sportvereine der Metropolregion die Umwelt schonen

Vom Geschirrmobil über die Sportklamottenbörse bis zu Olivenkernen auf Kunstrasen. Die Sportkreise Mannheim, Heidelberg und Sinsheim präsentieren in der Klima Arena ihr neues Nachhaltigkeitsprojekt  

Von 
Bernhard Zinke
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Die Sportkreise Manheim, Heidelberg und Sinsheim wollen nachhaltig agieren und die Umwelt schonen. © Bernd Weissbrod/dpa

Rhein-Neckar. Nicht alle Eltern müssen dem Nachwuchs in jeder Saison neue Trainingsklamotten kaufen, wenn sie den alten Trikots entwachsen sind. Deswegen bietet der SC 08 Reilingen regelmäßig eine Börse für Trainings- und Sportbekleidung, bei der sich junge Sportlerinnen und Sportler günstig einkleiden können.

Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt, indem weniger Klamotten produziert werden müssen, erläutert Sabine Hamann, Vorsitzende des Sportkreises Mannheim. Und die Flußwanderer aus Ladenburg reparieren alte Faltboote, erneuern die Bootshäute mit - bereits vorhandenen - PVC-Planen und Baumwollstoff. Auch das spart Kosten und wertvolle Ressourcen.

Das sind nur zwei von derzeit 26 Beispielen, mit denen Sportvereine der Region in Sachen Nachhaltigkeit vorangehen. Gesammelt und präsentiert wird dies alles auf einer neuen Internet-Seite nachhaltig-vereint.de. Die Sportkreise Manheim, Heidelberg und Sinsheim haben das Projekt am Freitag in der Klima Arena in Sinsheim vorgestellt. Das Ziel: Positive Praxisbeispiele geben, um möglichst viele Sportvereine zum nachhaltigen Handeln anzuregen und zu begeistern.

Zukunftsthema im Blick

„Jeder von uns hat das Thema Nachhaltigkeit auf der Agenda“, sagt Willi Ernst, Vorsitzender des Sportkreises Sinsheim. Das sei das Zukunftsthema, bei dem sich auch die Vereine positionieren müssen, findet er. Nicht zuletzt auch mit Blick auf die Jugend, die in Sachen Umwelt ein enormes Problembewusstsein entwickelt habe, siehe Bewegungen wie „Fridays for Future“.

Das Themenspektrum schwappe längst hinein in die Vereine. Die Sportkreise seien für die Breitenwirkung geradezu prädestiniert, findet Ernst: „Wir drei Sportkreise hier repräsentieren über 1000 Vereine mit mehr als 335 000 Mitgliedern“, zählt er vor. Das sei immerhin ein Drittel der Bevölkerung. Dies verschaffe dem Thema zusätzlich eine Breitenwirkung mit Handlungsansätzen, die vor Ort stattfinden.

Nachhaltig Verein(t)

  • Die Online-Datenbank für Sportvereine ist das Ergebnis eines gemeinsamen Workshops der Sportkreise Mannheim, Heidelberg und Sinsheim.
  • Seit Mai 2022 überlegen die Sportkreise, wie sich Vereine für nachhaltiges Handeln begeistern lassen.
  • Die Datenbank mit Positivbeispielen, Ansprechpartnern und weiteren Infos findet sich unter nachhaltig-vereint.de.

Dabei sind die Ideen im Grunde Selbstverständlichkeiten, sie müssen nur konsequent angewandt werden. So deutet die Volleyballspielgemeinschaft Helmstadt regelmäßig Spieler aus, die bei Wettbewerben oder Trainingseinheiten explizit darauf achten und ihre Mannschaftskameradinnen und -kameraden dazu anhalten, dass am Ende der Abfall aus der Kabine im mitgebrachten Müllsack landet.

Der TSV Schönau, immerhin einer der größeren Vereine mit mehr als 1000 Mitgliedern, verzichtet in der Kommunikation mittlerweile komplett auf Papier. Rundschreiben, Einladungen, Sitzungsprotokolle gibt es nur noch digital. Außerdem hat sich der Verein eigenes Geschirr angeschafft, das bei Vereinsfesten ausgegeben wird.

Umweltbewusst: Willi Ernst (v.l.), Bernd Welz, Sabine Hamann, Gerhard Schäfer und Boris Schmitt. © Klima Arena

„Das bedeutet eine ziemliche Umstellung“, schildert der Heidelberger Sportkreisvorsitzende Gerhard Schäfer. Es sei ja auch einfach, das Plastikgeschirr in die Tonne zu werfen, aber halt nicht ressourcenschonend. Der Umstieg auf Mehrweg müsse dagegen organisiert, das Geschirr gespült und saubergehalten werden.

Finanzielle Ersparnis

Spätestens dann, wenn im Verein Anschaffungen fällig werden, kämen die Vorstände zwangsläufig auf das Thema Nachhaltigkeit. Wer ein eigenes Vereinshaus hat, packt sich bei der nächsten Sanierung eine Photovoltaik-Anlage drauf, um Strom einzuspeisen, beim neuen Flutlicht sparen LEDs Energie. Und beim neuen Kunstrasen geht der VFL Heiligkreuzsteinach neue Wege, ersetzt die Gummikügelchen durch geschredderte Olivenkerne als Einstreugranulat gegen Rutschverletzungen.

Den Vorteil der Positivbeispiele schildert Bernd Welz, Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger und Chef der Klima Arena. Sie sollen nicht nur als Ideenschmiede dienen, sondern auch als Recherchequelle. Denn jedes Projekt nennt einen konkreten Ansprechpartner mit Telefonnummer und/oder E-Mail-Adresse.

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„Wir wollen es den Ehrenamtlichen so einfach wie möglich machen, an die nötigen Informationen zu kommen“, betont Welz. Deswegen gibt es im Angebot noch weiterführende Infos überregionaler Verbände wie dem DFB oder dem Bayrischen Badminton Verband.

Dabei ist die Internet-Seite bereit für Neues. Entsprechende Angebote können leicht eingetragen werden. Die Sportkreise schauen allerdings vor der Veröffentlichung drauf, dass kein Schindluder mit der Übersicht getrieben werden kann. Unterstützt wird das Projekt „Nachhaltig Verein(t) in die Zukunft“ von der Metropolregion Rhein-Neckar, die die technische Umsetzung kostenlos zur Verfügung stellt und bei Bedarf ausbaut.

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