Rhein-Neckar. Je mehr Elektroautos in Deutschland fahren, desto stärker wird auch über deren Sicherheit diskutiert - vor allem wenn ein E-Auto in Brand gerät. 23 614 Elektroautos wurden im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz neu zugelassen, in Baden-Württemberg liegt die Zahl neu zugelassener elektrisch betriebener PKW bei 71 328. Von der Gesamtzahl zugelassener PKW in diesen Bundesländern machen E-Autos in Rheinland-Pfalz rund 22 Prozent aus, in Baden-Württemberg sind es 19 Prozent. Die Bundesländer liegen im deutschen Ranking damit auf dem zweiten und dritten Platz nach Schleswig-Holstein. Dort machen E-Autos fast ein Viertel (24 Prozent) aller zugelassener Autos aus.
Ladesäulen in Tiefgaragen
Trotz dieses Trends gibt es noch viele Unsicherheiten hinsichtlich der E-Mobilität, vor allem wenn es um die Brandgefahr der Autos geht. Debattiert wurde unter anderem darüber, ob mit Lithium-Batterien betriebene Fahrzeuge neben Verbrennern in Tiefgaragen parken dürfen. Mittlerweile stehen in vielen Tiefgaragen Ladesäulen - in Fachkreisen ist dies überhaupt kein Thema mehr.
Das E-Auto - doch nicht brandgefährlich? „Die Gefahr ist potenziell nicht höher als bei konventionellen Antrieben, die Problematik ist nur die Dauer und Taktik des Löscheinsatzes in Tiefgaragen“, sagt Florian Bittler, Sprecher der Stadt Ludwigshafen. Auch die Mannheimer Feuerwehr macht bei der Brandgefahr von E-Autos und Verbrennern keinen Unterschied. „Aufgrund des Stahls und massiven Verbaus von Kunststoff ist das Brandrisiko hoch. Da dies aber auch bei Autos mit Verbrenner-Motor so ist, besteht letztlich kein Unterschied“, betont Désirée Leisner, Sprecherin der Stadt Mannheim. Der Rhein-Neckar-Kreis erklärt sogar: „Das Brandrisiko ist grundsätzlich niedriger einzuschätzen als bei konventionell angetriebenen Fahrzeugen.“
Eine Selbstentzündung eines Elektroautos ohne externe Einwirkung währender der Fahrt, im Stand oder beim Laden aufgrund eines technischen Defektes ist extrem selten.
Unterschiede gibt es jedoch im Ablauf der Brandbekämpfung: Um ein brennendes E-Auto zu löschen, wird viel Wasser benötigt, so die Stadt Mannheim. Die Feuerwehr Ludwigshafen und der Rhein-Neckar-Kreis sprechen von sehr zeitintensiven Einsätzen. Geraten Zellen der Antriebsbatterie in Brand, ist laut ADAC von einem „Thermal Runaway“ die Rede - in einem solchen Fall müsse die Feuerwehr die Batterie mit Wasser kühlen. Bei einem Fahrzeug mit Verbrennermotor kann dem in Brand geratenen Treibstoff mittels Löschschaum Sauerstoff entzogen werden, um die Flammen zu ersticken. Bei den Lithium-Ionen-Akkus von E-Autos sei dies, wie der ADAC erklärt, nicht möglich: „Bei einem Feuer wird die Energie vor allem im Innern des Akkus freigesetzt, wo der Brand wie bei einem Dominoeffekt von Teilzelle zu Teilzelle überspringt. Um diesen zu löschen, hilft nur kühlen. Damit das gelingt, benötigt man in der Regel mehr Wasser als gewöhnlich.“ Allerdings betont der ADAC auch: „Eine Selbstentzündung eines Elektroautos ohne externe Einwirkung währender der Fahrt, im Stand oder beim Laden aufgrund eines technischen Defektes ist extrem selten.“
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Versuche hätten zudem gezeigt, dass die Brandintensität nicht von der Antriebsart eines Fahrzeugs abhänge, sondern vor allem vom Material. Heutzutage verbauen Automobilhersteller vorwiegend Kunststoff, wodurch die Rauch- und Hitzeentwicklung im Vergleich zu früher verstärkt werde, so der ADAC. Das Löschen eines E-Autos ist deshalb aufwendiger. Häufiger in Brand geraten die batteriebetriebenen Fahrzeuge deshalb aber nicht.
Keine Auffälligkeiten bei E-Autos
„Es gibt in unserer Statistik keine Auffälligkeit dazu, dass E-Autos häufiger brennen“, sagt Henning Engelage, Pressesprecher des Gesamtverbandes der Versicherer. Die aktuellsten Zahlen, die dem Verband von 2021 vorliegen, weisen aus, wie viele Schäden es an Fahrzeugen wegen Brand und Explosionen gab. 2021 wurden 11 650 Fälle zu Brand- und Explosionsschäden gemeldet. Die auf den ersten Blick hohen Zahlen sollten dabei im Verhältnis betrachtet werden: Rund zwei Millionen Schäden wegen Glasbruch stehen den Brand- und Explosionsschäden gegenüber. Wiederum 240 000 Fälle zählt die Statistik des Verbandes bei Wildschäden. „Bei der Zahl für Brände ist anzunehmen, dass E-Autos nur einen kleinen Teil ausmachen. Es gibt viel weniger von diesen Fahrzeugtypen“, führt Pressesprecher Engelage aus. Auch die Zahl von generellen Fahrzeugbränden gehe laut Verband zurück. 2011 lag die Statistik des Verbandes bei Fahrzeugbränden noch 43,9 Prozent höher.
Keine spezielle Vorbereitung auf Brände von E-Autos
Speziell auf Brände von E-Autos würden sich die Feuerwehren der Region nicht vorbereiten. Dies hängt laut Leisner damit zusammen, dass sich die Einsatztaktik nicht vom Vorgehen beim Löschen anderer Fahrzeuge unterscheidet. Daher seien keine gesonderten Übungseinsätze erforderlich, da die Einsatzkräfte mit der gleichen Schutzausrüstung ausrücken. Einsatzkräfte tragen einen umluftunabhängigen Atemschutz und eine vollständige Schutzkleidung für die Brandbekämpfung, beschreibt Silke Hartmann, Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises.
Vorsicht sei laut Pressesprecher Bittler von der Stadt Ludwigshafen allerdings beim Umgang mit brennenden Batterien geboten, da austretendes Elektrolyt brennbar und ätzend ist, weshalb die Einsatzkräfte beim Löschen auf die Gefahr einer Rückzündung achten müssten. Auch das Löschwasser kann beim Brand der Batterie eines E-Autos stärker mit Schadstoffen belastet sein, meint der Rhein-Neckar-Kreis. Daher erfolge im Nachgang eine Information an die zuständige Kläranlage und die untere Wasserbehörde. „Das in die Kanalisation gelangte Löschwasser kann in das Havariebecken der Kläranlage umgeleitet werden“, heißt es weiter vom Kreis.
Genügend Löschwasser
Um die Wasserversorgung beim Löschen des Brandes vor Ort muss sich die Ludwigshafener Feuerwehr indes nicht sorgen: Sie verfügt über je drei Großtanklöschfahrzeuge mit je 5000 Litern Fassungsvermögen. Außerdem gibt es laut Bittler einen Sattelzug mit Tankcontainer, der 23 500 Liter Löschwasser speichern kann. Ist ein in Brand geratenes E-Auto gelöscht, wird es in Ludwigshafen von einem zertifizierten Entsorgungsunternehmen abtransportiert, mit dem die Feuerwehr eine Vereinbarung hat. Oft musste dieses zum Abtransportieren eines ausgebrannten Elektroautos offenbar noch nicht anrücken. Bittler teilt mit, dass die Feuerwehr zuletzt vor rund zwei Jahren zum Brand eines E-Autos ausgerückt ist. Hierbei handelte es sich aber lediglich um einen Kabelbrand. In Mannheim gab es laut Pressesprecherin Leisner wiederum „verschiedene Brände von E-Fahrzeugen“. Genauere Angaben zu Zahlen machte die Stadt nicht. Dem Rhein-Neckar-Kreis lagen keine Zahlen zu Bränden vor.
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