Sportstättenbau

Wie ein Fußballplatz in Ober-Absteinach zum Klimaschutz beiträgt

Von 
Stefan Jünger
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Rein optisch ist der neue Kunstrasen von einem normalen Kunstrasen nicht zu unterscheiden. Ob das Beispiel des Fußballvereins Schule macht? © Fritz Kopetzky

Ober-Abtsteinach. Rasenfasern aus Raps, Einstreugranulat aus Olivenkernen – eine Pionierleistung ist dem FC Ober-Abtsteinach (FCO) bei der Entwicklung eines klimaneutralen Fußballplatzkonzepts gelungen. Das dokumentierte nicht nur die 90-prozentige Förderung dieses außergewöhnlichen Projekts namens „Waste Field“ durch den Bund, sondern auch die politische Prominenz, die an der Einweihungsfeier teilnahm. So war der hessische Innen- und Sportminister Peter Beuth eigens aus Wiesbaden an den Hardberg gekommen, um die innovative Arbeit eines auf ökologischer Basis entwickelten Kunstrasens beim FCO zu würdigen.

Das Projekt ist vor allem mit einem Namen verbunden: Tobias Engert. In einer Präsentation stellte der Wissenschaftler das Projekt noch einmal in allen Phasen vor: von der Entscheidung, die Sanierung des alten Kunstrasenfeldes mit einem ganz neuen Ansatz in Angriff zu nehmen, nämlich in Form eines biobasierten Aufbauprinzips mit Rasenfasern aus Raps und Einstreugranulat aus Olivenkernen, über die Berechnung der Umweltdaten und die Verhandlungen mit den zuständigen Behörden bis hoch zu den Bundesministerien und der kompletten Wiederverwertung des alten Kunstrasenmaterials. Die Ausführung fand letztlich auch noch in Kooperation mit dem ortsansässigen Unternehmen MET, Weltmarktführer bei Kunstrasenplätzen, statt. Am Ende hatte der FCO das Vorhaben nicht nur zwei Monate früher abgeschlossen als veranschlagt, sondern bei den Kosten auch noch 24 000 Euro gegenüber der Planung eingespart.

„Wir können froh sein, dass es so einen Verein gibt, der hier vorangeht“, erklärte der Innenminister, der sich sehr beeindruckt zeigte. Die Entscheidung der Europäischen Union, aufgrund des Mikroplastikaustrags Kunstrasenplätze mit Gummigranulat verbieten zu wollen, habe in Wiesbaden angesichts der Vielzahl von betroffenen Vereinen Sorgen verursacht. „Das stellt gerade auch die Landkreise und Kommunen vor große Probleme.“ Umso wertvoller sei deshalb das Beispielkonzept des FCO.

Nationalhymne zum Schluss

Christian Engelhardt, Landrat im Kreis Bergstraße, fand ebenfalls anerkennende Worte für Tobias Engert. Dieser habe aus einem Anliegen vor Ort ein nationales Anliegen, sogar eine international bedeutsame Spitzenleistung gemacht: „Was hier passiert ist, ist Champions League“, sagte er unter dem begeisterten Applaus der Gäste. Bürgermeisterin Angelika Beckenbach findet: „Über Umweltschutz, Recycling, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit wird im Moment viel gesprochen“ , hier sei nicht viel gesprochen, sondern gemacht worden. „Das Jahr 2022 werde in der Chronik des Vereins einen besonderen Platz einnehmen“, hob Michael Jöst hervor. Er ist Vorsitzender des FCO, der dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Anlass genug, dass am Ende auf Wunsch des Vereins katholische Kirchenmusiker die deutsche Nationalhymne zum Besten gaben.

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