Rhein-Neckar. Der erste Stichtag ist an diesem Mittwoch. Bis dann sollten die Führerscheinbesitzer der Geburtsjahrgänge 1953 bis 1958 ihren grauen – oder auch schon rosafarbenen – „Lappen“ umgetauscht haben. Dafür gibt es nun europaweit einheitliche und fälschungssichere Führerscheine im Scheckkartenformat. Den Umtausch haben freilich nicht alle pünktlich geschafft.
Die Fahrerlaubnisbehörden haben einen gewaltigen Berg an Arbeit vor sich: Rund 43 Millionen Führerscheine müssen im Lauf der kommenden Jahre umgetauscht werden – gestaffelt zunächst nach den Geburtsjahren der Besitzer. Davon sind 15 Millionen Führerscheine auf Papier, die bis 1998 ausgestellt wurden, aber auch schon 28 Millionen Kartenführerscheine, die zwischen dem 1. Januar 1999 und dem 18. Januar 2013 ausgegeben wurden.
Führerschein-Umtausch
- EU-weit werden bis 2033 alle Führerscheine umgetauscht, die vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden.
- Der Umtausch erfolgt zunächst nach Geburts-, später nach Ausstellungsjahr, kostet 25 Euro. Der neue Führerschein ist 15 Jahre gültig.
- Es sind keine neuen Prüfungen oder Gesundheitsnachweise nötig.
- Für den Umtausch sind nötig: Personalausweis oder Reisepass, biometrisches Foto, den aktuellen Führerschein und eventuell eine Karteikartenabschrift der Behörde, die den Führerschein ausgestellt hat.
- Bis 19. Juli bleibt ein verpasster Umtausch folgenlos. Danach kostet die Ordnungswidrigkeit zehn Euro.
Rhein-Neckar-Kreis
Dementsprechend hoch sind auch die Zahlen in den regionalen Ämtern: Alleine im Rhein-Neckar-Kreis sind nach Angaben des Landratsamtes rund 85 000 Bürgerinnen und Bürger vom Pflichtumtausch betroffen. In der ersten Tranche trifft es rund 17 000 Einwohner, die ihren Papierführerschein gegen die Karte auswechseln. Zum Stichtag im kommenden Jahr, am 19. Januar 2023, seien dann die Jahrgänge 1959 bis 1964 an der Reihe – nach Angaben es Landratsamtes etwa 17 000 weitere Fahrerinnen und Fahrer.
„Der Ansturm ist aktuell sehr hoch“, berichtet Kreissprecherin Silke Hartmann von der Situation im Straßenverkehrsamt. Dass es mit einem pünktlichen Umtausch zum Stichtag nicht klappen würde, war auch angesichts der Pandemie frühzeitig klar. Dank Lockdown und Zugangsbeschränkungen sei die Nachfrage erst Mitte des vergangenen Jahres richtig angestiegen und habe sich umso mehr verdichtet, als das Datum des Fristendes näher rückte. Aktuell müssen Antragsteller rund sechs Wochen auf ihre neue Scheckkarte warten, so der Rhein-Neckar-Kreis.
Derzeit schaffen die Mitarbeiter der Behörde rund 2000 Anträge pro Monat. Weil der Ansturm nicht aus heiterem Himmel kam, hat das Landratsamt frühzeitig aufgestockt und bietet zusätzliche Termine an, die flexibel gehandhabt werden könnten.
Ludwigshafen
Die Stadt Ludwigshafen hat einen ähnlichen Arbeitsanfall im Lauf der kommenden Jahre zu bewältigen. Hier vermuten die Verwaltungsmitarbeiter eine Summe von rund 86 000 Führerscheinen, die bis spätestens 2033 umgestellt werden müssen. Das seien allerdings nur Näherungswerte, sagt ein Sprecher. Denn die Daten der Straßenverkehrsbehörde geben nicht her, ob die Führerscheinbesitzer etwa umgezogen oder verstorben seien. Und außerdem wohnten auch viele Bürgerinnen und Bürger in der Stadt, die ihren Führerschein hier gar nicht gemacht haben. Aber natürlich könnten auch sie hier die Fahrerlaubnis umtauschen, mit einer entsprechenden Karteikartenabschrift der Behörde, die den Führerschein ausgestellt hat.
Insgesamt haben rund 1800 Bürgerinnen und Bürger einen Termin zwischen Dezember und März bei der Führerscheinstelle in der Achtmorgenstraße 9 gebucht. Aktuell müssen sie im Schnitt drei Monate auf das neue Ausweisdokument warten. Je vollständiger die Anträge seien, desto schneller könne das Verfahren über die Bühne gehen. Wenn dagegen noch Dokumente, Atteste oder ähnliches nachzuliefern seien, könnte die Bearbeitungszeit auch länger dauern. Um den Ansturm zu bewältigen, hat die Stadt Ludwigshafen 1,5 Stellen neu geschaffen und besetzt.
Mannheim
Die Stadt Mannheim geht von 6000 bis 7000 Anträgen jährlich aus, was einer Gesamtzahl von ebenfalls an die 80 000 Umtauschen nahekommt. Das bedeute etwa eine Vervierfachung der bisherigen Zahl der Anträge, so ein Sprecher. Die Führerscheinstelle sei für diese Aufgaben befristet personell aufgestockt und umorganisiert worden. Deshalb komme es nur in Einzelfällen zu einer leicht verlängerten Bearbeitungszeit. Noch in diesem Jahr will die Stadt Mannheim einen deutlich komfortableren digitalen Antrag auf Führerschein-Umtausch anbieten. Möglich mache dies die Teilnahme der Stadt als Pilotkommune an einem länderübergreifenden „Digitalisierungslabor“.
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