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Weinheimer Kerwe: Petition gegen neues Konzept gestartet

Gegen die Pläne der Stadt Weinheim für weniger Lärm und mehr Sicherheit formiert sich Widerstand in den sozialen Medien. Oberbürgermeister Just will nun vermitteln

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i.k./pro
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Kaum ein Durchkommen im Weinheimer Gerberbachviertel bei der Kerwe 2022. Die Stadtverwaltung legt jetzt neue Richtlinien fest. © Ralf Mittelbach

Weinheim. Die Weinheimer wollen sich das Feiern, wie sie es bisher gewohnt waren, nicht verbieten lassen. Nachdem die Stadtverwaltung am Montag ein neues Konzept für die Kerwe vorstellte, das auf weniger Lärm und mehr Sicherheit setzt, schwappte eine Welle der Entrüstung durch die sozialen Medien. Eine Online-Petition auf dem Portal „Change.org“ wurde bis Dienstagabend mehr als 2500 Mal unterschrieben.

Marcel Gräber hatte die Petition unter dem Titel „Für eine vielfältige Kerwe auch mit Bumbum“ am Montag um 19 Uhr gestartet. Darin heißt es: „Die Änderungen zur Kerwe 2023 sind wahrlich nicht im Zeichen der Vielfältigkeit und repräsentieren nicht das, was die Kerwe eigentlich ist: vier Tage gute Laune, gute Musik, Straußwirtschaften und überragende Vereinsarbeit.“

Nur bedingt Verständnis für Anwohner

Mit dieser Petition möchte Gräber ein Zeichen setzen, dass die neuen Richtlinien der Stadtverwaltung „definitiv der falsche Ansatz“ sind. Er schreibt: „50 Unterschriften hat es benötigt, um die beliebte Kerwe einmal komplett auf den Kopf zu stellen, nun möchte ich die Stadt mit 50 (und mehr) Gegenunterschriften zum Nachdenken auffordern: Ist das der richtige Weg? Möchte man so die Kerwe feiern?“

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Iris Kleefoot
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Im Gespräch mit dieser Zeitung zeigt sich Gräber überwältigt von den vielen Unterschriften, die binnen kürzester Zeit unter die Petition gesetzt wurden. „Dass das so durch die Decke geht, hätte ich nicht erwartet“, sagt der 25-Jährige, der seit ein paar Jahren in Hemsbach lebt, aber in Weinheim aufgewachsen ist. „Im Herzen bin ich natürlich immer noch Weinheimer“, erklärt er und macht aus der Leidenschaft für die Kerwe keinen Hehl. Gräber: „Sie ist das Highlight des Jahres, gehört für uns zum Kulturgut.“ Und gerade das Gerberbachviertel mit seiner Vielfalt an Straußwirtschaften gehört für ihn dazu.

Oberbürgermeister Manuel Just (r.) und Peter Gérard, Vorsitzender des Heimat- und Kerwevereins, bei der Eröffnung der Weinheimer Kerwe im August 2019. © Sascha Lotz

Kritisch sieht Gräber auch die Einschränkung der Beschallung. Musikboxen sollen künftig nur noch in Innenräumen aufgestellt werden dürfen oder in das Innere von Höfen gerichtet werden. Verständnis für die Anwohner, die sich mit 50 gesammelten Unterschriften an Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just gewandt und damit die neuen Regelungen angestoßen haben, hat der Verfasser der Petition nur bedingt. „Natürlich ist es vier Tage lang laut, aber eben nur einmal im Jahr“, so Gräber. Und wenn man in das Gerberbachviertel zieht, müsse einem das bewusst sein. „Die Kerwe gibt es doch nicht erst seit gestern.“

Das sagt Weinheims OB Manuel Just

Auch Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just äußerte sich am Dienstag. Über die Pressestelle der Stadt ließ er mitteilen, dass gerade, „um die Kerwe zu sichern und zu bewahren“, für die Zukunft Formate entwickelt werden müssten, „die einen gesellschaftlichen Konsens möglich machen“. Aufgabe der Stadt sei, „einen Weg der Mitte zu finden“, der auch die Rechte der Anwohner nicht außer Acht lasse und die Sicherheit der Besucher gewährleiste. Just kündigte an, die Stadt wolle ein vermittelndes Gespräch zwischen Anwohnern und Straußwirtschaftbetreibern organisieren. Ziel sei es, „möglicherweise auch langfristig Kompromisse und Lösungen zu finden“.

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