Sinsheim. Eine Internet-Bekanntschaft, ein missglückter Drogendeal und die Rachepläne dreier Frauen haben einem 25-jährigen Sinsheimer drei Wochen Haft beschert.
Bereits im August vergangenen Jahres hatten sich drei Frauen an die Polizei gewandt. Sie gaben an, eine von ihnen, eine 21-Jährige, habe einen 25-jährigen Mann im Internet kennengelernt und sich mit ihm verabredet. Sie habe beim persönlichen Treffen mit dem Mann aber ein mulmiges Gefühl gehabt. Deshalb habe sie ihre 27-jährige Schwester und deren Partnerin „zu Hilfe“ gerufen, worauf der Mann der Schwester ins Gesicht geschlagen und ihren Geldbeutel gestohlen haben soll. Die Heidelberger Staatsanwaltschaft ließ den Mann – wegen dringenden Verdachts des Raubes – in seiner Wohnung verhaften.
Wie die Polizei nun mitteilt, wurde der 25-Jährige allerdings drei Wochen später schon wieder entlassen – weil die drei Frauen gelogen und sich an die Beamten gewandt haben sollen, um sich an dem 25-Jährigen zu rächen. „Offenbar haben die drei Frauen den 25-Jährigen für ein gescheitertes Drogengeschäft verantwortlich gemacht“, sagt Polizeisprecher Norbert Schätzle. So soll der 25-Jährige den Frauen den Kontakt zu einem Drogendealer vermittelt haben, der laut Polizei mit dem Geld der Frauen verschwand. „Die Frauen dachten, der 25-jährige sei ein Komplize des Dealers, sie haben ihn dann bei der Polizei bewusst zu Unrecht des Raubes bezichtigt“, sagt Schätzle. Da der Mann Konsequenzen wegen der Drogengeschäfte fürchtete, habe er zunächst geschwiegen.
Erst als er abermals befragt wurde und die Beamten die Handydaten der Beteiligten ausgewertet hatten, nahm der Fall seine überraschende Wendung. „Da der Mann selbst kein unbeschriebenes Blatt ist, haben wir auch relativ lange mit der Veröffentlichung der neuen Erkenntnisse gewartet“, sagt Schätzle.
Aufatmen in Sinsheim
Die Heidelberger Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen die drei Frauen wegen des dringenden Verdachts der Freiheitsberaubung und wegen falscher Verdächtigung.
Gegen die 27-Jährige und ihre Partnerin wurde Haftbefehl erlassen, der inzwischen aber – gegen Auflagen – wieder ausgesetzt wurde.
Die Sinsheimer können indes aufatmen. Im vergangenen Sommer entwickelte sich das Areal rund um den Schwimmbadweg, auf dem auch das Treffen mit der Dating-Bekanntschaft stattgefunden haben sollte, mehr und mehr zum Angst-Raum.
Bereits Anfang August war dort ein 67-Jähriger überfallen worden, der auf einer Parkbank saß. Ein Mann hatte den Rentner laut Polizei mit einer Waffe bedroht, seinen Geldbeutel gestohlen und dann in die Luft geschossen. „Auch dieser Fall ist inzwischen aufgeklärt, die Täter wurden festgenommen. Für die Sinsheimer ist es aber eine sehr gute Nachricht, dass sich hier kein weiterer Raubüberfall zugetragen hat“, so Schätzle.
Sondern eine Geschichte, in der es um eine Internet-Bekanntschaft, einen geplatzten Drogen-Deal und die Rachepläne dreier Frauen ging.
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