Rhein-Neckar. 2019 avancierte die Filmdokumentation „Hiwwe wie Driwwe“ in den Kinos der Region zum Überraschungserfolg. Mehr als 20 000 Menschen begleiteten die Film-Crew auf ihrer Reise nach Pennsylvania, wo sie nach Spuren des pfälzischen Dialekts suchte, den Auswanderer aus der Kurpfalz vor über 300 Jahren in die USA brachten. Fünf Jahre später kommt nun die Fortsetzung des Films in die Kinos - und die ist vor allem eins: eine Liebeserklärung an die „Palz“, ihre „Sprooch“ und ihre „Leit“. Und: Natürlich geht es auch wieder nach Amerika.
In „Hiwwe wie Driwwe zwää - Als ob emol ned gelangt hädd“ sind die Zuschauerinnen und Zuschauer mit dem Fußgönheimer Mundart-Musiker Monji El Beji unterwegs, auch bekannt als Sänger der Pfalzrock-Band „Fine R.I.P.“. In der Pfalz nimmt der 47-Jährige sie mit auf die Kalmit, den höchsten Berg des Pfälzerwalds, zum berühmt-berüchtigten Klapprad-Cup. Und zu Gesprächen über die Pfalz: mit dem ehemaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck, der entspannt im Gartenstuhl über den Pfälzer Lebensstil plaudert und über die künstliche Trennung von Pfalz und Kurpfalz, die historisch zusammengehörten.
Weltpremiere und Premierentour
- Die Fortsetzung der Kultdokumentation „Hiwwe wie Driwwe“ feiert am Sonntag, 14. April, um 16.30 Uhr in der „Filmwelt“ in Landau Weltpremiere.
- In mehreren Kino-Sälen wird der Film parallel gezeigt. Danach gibt es eine Begegnung mit Filmemacher Benjamin Wagener sowie mit Mitwirkenden des Films. Hauptdarsteller Monji El Beji, Leadsänger der Bands „Fine R.I.P“ und „Woifeschdkänisch“, wird dabei mit seinem Bandkollegen Christoph Erbach die Musik des Films präsentieren.
- Im Anschluss gibt es eine Premieren-Tour durch die Kino-Säle der Region, bei der Regisseur und/oder Mitwirkende des Films dabei sein werden – etwa am Samstag, 20. April, 18 Uhr im Mannheimer „Atlantis“, im Luxor-Filmpalast in Walldorf am Montag, 22. April, 19 Uhr und im Luxor-Filmpalast in Heidelberg, am Dienstag, 23. April, um 20:30 Uhr.
- Ab 25. April ist der Film offiziell im Kino zu sehen.
- Weitere Infos zum Film, den Premierenterminen und geplanten Doppelnächten mit Teil 1 und 2 unter: www.hiwwewiedriwwe.com
Er habe früher oft darüber nachgedacht, ob man mit der Kurpfalz zusammen nicht ein sehr erfolgreiches Bundesland hätte prägen können, sagt Beck in der Filmdokumentation und kommt zu dem Schluss: „Das wäre sicher so gewesen.“
Nach 45 Minuten Pfalzliebe geht es in die USA
Auch trifft sich Monji mit Comedian Christian „Chako“ Habekost, Karikaturist Steffen Boiselle - und er erkundet mithilfe anderer Pfälzer die Unterschiede zwischen Vorder- und Hinterpfalz, „Pälzisch Toskana“ und „Grumbeer Palz“. Bei der Fortsetzung der Kultdokumentation wird viel gelacht, etwa wenn Thomas Merz alias „Edsel“, Sänger der „Anonyme Giddarischde“, über Lebensgefühl und Pfälzer Unarten spricht. Und doch geht es immer auch um Substantielles und um historische Fakten, die meist Autor und Pfalz-Experte Michael Landgraf umreißt.
Landgraf zeichnet etwa die Spuren des Karikaturisten Thomas Nast nach, der im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie seine pfälzische Heimat in Landau verließ und in die USA auswanderte. Dort erschuf er im Erwachsenenalter nach dem Vorbild des „Belzenickels“ die Figur des Santa Claus und wurde einer der führendsten politischen Karikaturisten der USA.
Und dann geht es - nach rund 45 Minuten Pfalzliebe - auch für Monji El Beji in die USA, genauer gesagt nach Pennsylvania, wo er mit dem Klapprad unterwegs ist. Rund 500 000 Amerikaner sprechen bis heute den Dialekt, der sich aus dem „Pälzisch“ des 18. Jahrhunderts und dem Englischen speist, zum sogenannten „Pennsylvania Dutch“ verschmolz. In den USA nimmt Monji etwa am Sprachunterricht teil, erkundet die gemeinsame Pfälzer Vergangenheit und trifft auf Doug Madenford, den Protagonisten aus dem ersten Film.
Zwei Jahre lang hat die Crew um Benjamin Wagener und Protagonist Monji El Beji an dem Film gearbeitet, das Drehbuch hat der 42-jährige Wagener vor über vier Jahren geschrieben, doch dann kam die Pandemie, die Dreharbeiten verzögerten sich. Mitte Juni 2022 hieß es dann endlich „Film ab“ in den USA. Für eine Fortsetzung, die kein klassischer Independent Film mehr ist. Technisch haben die Filmemacher nachjustiert, neues Equipment beschafft. Und viel mehr gedreht. „Wir hatten rund 200 Stunden Rohmaterial“, sagt Regisseur Wagener und lacht. „Das hat die Postproduktion sehr viel aufwendiger gemacht.“
Eine unvergessliche Zeit für alle Mitglieder der Filmcrew
Die beiden vergangenen Jahre seien wie im Flug vergangenen, sagt Monji El Beji bei einem Videotelefonat mit dieser Redaktion. Die Zeit werde er nie vergessen. Die Leute aus dem Team und er, sie seien richtig gute Freunde geworden, „mit Benny telefoniere ich jeden Tag“, sagt er.
Diese beiden Jahre seien für ihn und seine Familie aber auch anstrengend gewesen, zumal er weiter jeden Tag zur Arbeit ging. Monji El Beji arbeitet hauptberuflich als Sozialpädagoge in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Und dann macht er mit seiner Band „Fine R.I.P.“ und als „Woifeschdkänisch“ mit der gleichnamigen Formation noch Musik. Und so ergab es sich fast wie von selbst, dass der 47-Jährige zusammen mit Christoph Erbach, dem Bassisten seiner Band Fine R.I.P., den Soundtrack zum Film schrieb. Elf Stücke sind es worden - eine musikalische Hommage an die Pfalz.
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Ab Mitte April geht die Crew in den Kinos der Region auf Premierentour, die „Weltpremiere“ des Films ist für den 14. April in Landau geplant - genau fünf Jahre und einen Tag nach der Weltpremiere des ersten Teils. Weitere Vorstellungen finden in der Premierenwoche etwa in Frankenthal, Grünstadt, Neustadt und auf rechtsrheinischer Seite in Mannheim, Walldorf und Heidelberg statt. Benjamin Wagener, Monji El Beji und Christoph Erbach wollen bei allen Terminen in der Premierenwoche vor Ort sein, „bissl Musik“ machen und schauen, wie ihr Film ankommt. Und dann? Benjamin Wagener und Monji El Beji schmunzeln während des Videotelefonats in ihre Kameras. Vielleicht geht es danach weiter. Und man munkelt, es könnte die Crew für einen dritten Teil nach Südamerika verschlagen.
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