Rhein-Neckar. Wochenlange Trockenheit hat die Grundwasserstände zum Teil deutlich absinken lassen. Grundwasser ist jedoch die Quelle, aus der auch die Wasserförderer der Region das lebensnotwendige Nass zapfen. Ein Gespräch mit Kathrin Böttcher, der Referentin für Wasserwirtschaft und Ressourcenschutz bei der MVV.
Frau Böttcher, wie lange muss es noch trocken bleiben, bis mein Wasserhahn zuhause versiegt?
Kathrin Böttcher: Das wird nicht passieren.
Wir sitzen also auf einer quasi unversiegbaren Quelle?
Böttcher: Ja. Wir von der MVV fördern in unseren Wasserwerken im Käfertaler Wald, Rheinau und dem Wasserwerk Schwetzinger Hardt des ZWK (Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz) Grundwasser aus drei Tiefen, vor allem aus dem oberen Grundwasserleiter, in der Hardt und im Käfertaler Wald auch aus dem mittleren Grundwasserleiter. Da geht es in Tiefen bis 150 Meter runter. Einen sehr großen Teil des Wassers fördern wir aber aus den oberen 40 Metern.
Wie kommt’s, dass hier so viel Wasser vorhanden ist?
Böttcher: Das liegt daran, dass wir uns hier im Oberrheingraben befinden. Es gibt hier eines der bedeutendsten Grundwasser-Reservoirs in ganz Europa. Wir haben eben Glück, dass wir uns nicht beispielsweise im Schwarzwald befinden und auf Quellen angewiesen sind, die vor allem durch Niederschläge gespeist werden.
Aber die Trockenheit lässt den Grundwasserstand schon schwanken, oder?
Böttcher: Es gab schon immer Schwankungen in den Grundwasserständen. Tatsächlich waren die Niederschläge in den letzten Jahren aufs Jahr gesehen gar nicht so gering. Und auch Modelle der LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) sagen, dass die Niederschläge in Summe nicht dramatisch zurückgehen werden. Aber sie verlagern sich und finden eben mehr im Winter statt. Das führt allerdings zu extrem starken Trockenperioden im Sommer. Die werden dann für andere Nutzer wie zum Beispiel die Landwirtschaft oder den Forst zum großen Problem.
Die Grundwasserbildung findet also im Winter statt, weil es da mehr regnet?
Böttcher: Nicht nur das. Wir haben dann auch weniger Verdunstung wegen der geringeren Temperaturen. Pflanzen wachsen zudem weniger und brauchen dadurch weniger Wasser. Der Boden ist insgesamt feuchter und kann das Wasser besser aufnehmen und ins Grundwasser leiten. Der Regen fließt nicht oberflächig ab. Die Bedingungen für die Neubildung von Grundwasser sind im Winter insgesamt einfach deutlich besser.
Wie hoch oder tief steht denn gerade der Grundwasserpegel?
Böttcher: Bei uns steht das Grundwasser aktuell bei zirka zehn Metern an. Das schwankt minimal. Die letzten vier Wochen sind für den Grundwasserstand nicht ausschlaggebend.
Wirken sich trockene Jahre auf den Grundwasserstand aus?
Böttcher: 2018 war beispielsweise insgesamt ein sehr trockenes Jahr. So etwas sieht man dann auch am Grundwasserspiegel, sogar bis heute. Ein weiteres extrem trockenes Jahr im Rhein-Neckar-Raum war 2003. Das war sogar noch heißer und trockener als die vergangenen Jahre. Das sieht man immer noch an unseren Grundwassermessstellen. Die Stände sind seitdem zwar wieder angestiegen, aber nicht auf das Niveau vor 2003. Trotzdem haben diese Schwankungen keinerlei Einfluss auf unsere Trinkwasserversorgung. Übrigens gab es in den 1990er Jahre noch deutlich tiefere Messstände.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Wir sind also noch nicht auf den Grundwasser-Tiefstständen angekommen, obwohl die Meteorologie eine deutliche Zunahme an Trockenjahren in der jüngsten Vergangenheit festgestellt hat?
Böttcher: Genau. Seit den 1990er Jahren wurden viele Wasserspartechniken entwickelt und eingesetzt. Auch die Industrie hat deutlich weniger Wasserverbräuche seit dieser Zeit. Und das ist ein entscheidender Grund, weshalb sich die Grundwasserstände so stark erholt haben. Zu Beginn von 2003 waren sie also auf einem Höchststand und sind danach erst abgefallen.
Wieviel Niederschläge pro Jahr sind denn für eine Grundwasserneubildung notwendig?
Böttcher: 2016 war beispielsweise mit insgesamt rund 700 Millimetern ein eher nasses Jahr für den Raum Mannheim. Der Landesschnitt liegt sogar langfristig bei 900 Millimetern. Zum Vergleich: 2018 gab es im Raum Mannheim dagegen nur 520 Millimeter Niederschlag. Wichtig ist, dass auf trockene Sommer nasse Winter folgen. Denn da findet, wie schon beschrieben, hauptsächlich die Grundwasserneubildung statt.
Wo sparen Sie persönlich Wasser?
Böttcher: Ich stelle das Wasser beim Einseifen unter der Dusche ab. Auch beim Zähneputzen lasse ich kein Wasser laufen. Doch das sind ja eigentlich Selbstverständlichkeiten. Aber ich trinke sehr gerne Leitungswasser. Da spare ich nicht.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-warum-die-grundwasserquellen-der-rhein-neckar-region-niemals-versiegen-_arid,1977189.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,11.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/rheinau-hochstaett.html