Freizeit (mit Audios)

Wandern mit Odenwälder Mundart im Weschnitztal

Von 
Vanessa Schmidt
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Die „Macher“ des Mundart Wanderwegs: Hedi (v.l.) und Siegfried Schmidt, Fritz Ehmke, Bernd Ginader, Berthold Kuntz und Gerhard Wecht. © Mundart Wanderweg/Dietlinde Ehmke

Rhein-Neckar. Die ersten Osterglocken blühen, die Parkanlagen werden grüner, und bei einem Spaziergang in der Mittagssonne ist es gar nicht mehr so kalt. Der Frühling steht in den Startlöchern, und viele halten sich wieder mehr draußen auf. Wer einen Wochenendausflug plant, den dürfte es dafür bald ins Weschnitztal ziehen. Denn dort wurde diese Woche ein besonderer Wanderweg eröffnet, der sich dem Odenwälder Dialekt widmet. Vorbei an Streuobstwiesen und durch Wälder führt ein Mundart-Wanderweg, unter anderem ausgestattet mit sogenannten Babbelboxen, die Tonaufnahmen im Dialekt abspielen.

„Beim Wandern lässt sich so ein Bezug zum kulturellen Brauchtum herstellen“, betont Landrat Christian Engelhardt, der das Projekt als Schirmherr von Anfang an unterstützt hat. Außerdem wirken die Mundartfreunde Südhessen mit sowie der Geo Naturpark Bergstraße Odenwald, die Gemeinden vor Ort und „MundArtisten“ aus der Region. Weitere Träger sind die ortsansässigen Wanderklubs in Rimbach und Mörlenbach sowie Fritz Ehmke, der die Audiobeiträge für die Babbelboxen verarbeitete. „Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten lief wirklich super“, findet Ehmke.

Modautal als Vorbild

Gemeinsam mit Hedi und Siegfried Schmidt vom Odenwaldklub (OWK) Mörlenbach und Gerhard Wecht sowie Berthold Kuntz vom OWK Rimbach stellt er das Projekt vor - für das es ein Vorbild gab. Im Modautal (Landkreis Darmstadt-Dieburg) gibt es schon einen Mundart Wanderweg. Durch Kontakte zu Vertretern des Wanderwegs dort und Mundartkünstlern entstand auch im Weschnitztal der Wunsch, einen Wanderweg anzusiedeln. Aus Überlegungen folgen erste Gespräche und bald Treffen zur Umsetzung. Eine der wichtigen Fragen dabei: Wo soll der Wanderweg verlaufen? „Wir wissen, wo die schönsten Wege sind und sich die Wanderung mit einer Rast in Gasthäusern verbinden lässt. Also haben wir Routen ausgearbeitet“, erzählen die OKW-Vertreter. Anfangs war die Route zu lang, dann musste der Weg umgelegt werden, weil er durch ein Waldstück mit einsturzgefährdeten Bäumen führte. „Es gab viele Abänderungen, bis wir eine feste Route hatten. Wir sind den Weg etliche Male abgelaufen.“

Und so funktioniert’s



Um die Mundart-Beiträge abzuhören, braucht man eine Handy-App oder nutzt die Kamera zum Einscannen der QR-Codes, die zu einer Auswahl der Audios weiterleitet. Dort lassen sich die Beiträge abspielen.

An zwei Stationen des Mundart Wanderwegs sind Babbelboxen aufgestellt, an denen sich die Beiträge per Knopfdruck abspielen lassen. Die Boxen hat Fritz Ehmke gebaut. „Ein Schuhkarton, der Mundart babbeln kann“ – so beschreibt er die kleine Box. Die Boxen verfügen über ein Solar-Panel und laden sich selbstständig und nachhaltig auf.

Weitere Infos zum Mundart Wanderweg gibt es online unter www.gebabbel-suedhessen.de/wanderwege/weschnitztal vs

Der Mundart Wanderung startet nun auf der Juhöhe bei Mörlenbach und verläuft in einem Rundweg. „Damit die Besucher auch wieder bei ihrem Auto rauskommen“, so der OWK. Der längere Weg misst rund elf Kilometer und dauert rund drei Stunden. Wer nicht so lange unterwegs sein will, kann den Weg abkürzen und fünf Kilometer durch das Weschnitztal wandern. „So bieten wir zwei Möglichkeiten an. Die kürzere Route dürfte vor allem für Familien interessant sein, die mit Kinderwagen unterwegs sind“, betont Hedi Schmidt. Wichtig war der Gruppe auch, Mörlenbach und Rimbach mit dem Weg zu verbinden. Die OWK arbeiten schon seit Jahren bei der Planung ihrer eigenen Jahreswanderungen zusammen. „Durch die Vereinsarbeit sind wir schon lange verbunden“, so die Vertreter.

Um sich den Weg digitalisiert bei der Planung anzeigen zu lassen, nutzten die Wanderer die App „Komoot“. Die Webseite zeigt in der Übersicht den Weg an und enthält Infos zum Schwierigkeitsgrad und zur Dauer der Wanderung sowie zu den zurückgelegten Höhenmetern.

Ein wichtiger Bestandteil des Wanderwegs: die Babbelboxen und Audios von Fritz Ehmke. „Wir wollen den Leuten in Zeiten der Pandemie einen Spaß-Faktor bieten und sie zum Lachen bringen“, so Ehmke, der die Beiträge in seinem kleinen Tonstudio zuhause bearbeitet hat.

AUDIO: Station 2 - Höhenweg: Ein Mundartlied von Siggi Winkler

AUDIO: Station 2 - Höhenweg: Mundartkurs

Aufgaben absolvieren

So gibt es unter anderem Begrüßungsbeiträge in Mundart von den Bürgermeistern der Orte. An jeder der sechs Stationen stellt auch Hedi Schmidt etwas zur Mundart vor. Sechs Beiträge können Wanderer an jedem Standort abhören. An zwei Stationen per Babbelbox, an den anderen durch das Einscannen von QR-Codes. Abgespielt werden Lieder oder Anekdoten im Dialekt - außerdem werden Örtlichkeiten vorgestellt und Mundart-Lektionen angeboten. Bis zur nächsten Station können Wanderer so kleine Aufgaben absolvieren. Jede Station ist dabei mit einem Schild gekennzeichnet.

Um genügend Audiobeiträge für den Weg zu sammeln, startete die Gruppe einen Aufruf. „Es haben sich viele Leute gemeldet“, berichtet Ehmke stolz. Das Projekt finanziert sich außerdem durch ein Förderprogramm des Landes Hessen und einen Sponsor vor Ort.

AUDIO: Station 3 - Waldsee: Mundartgedicht von Roland Junghans

AUDIO: Station 3 - Waldsee: Mörlebacher Hoandkeesfra

Wichtig ist Ehmke, dass die Beiträge nicht zu lang sind. „Damit die Leute beim Zuhören nicht das Interesse verlieren.“ 15 bis 20 Minuten können Wanderer, wenn sie jeden Beitrag anhören, an einer Station verweilen oder die Beiträge auf dem Handy öffnen und auf dem Weg zur nächsten Station abspielen. Auch Landrat Engelhardt betont: „Als touristischer Anziehungspunkt muss der Weg verschiedenen Ansprüchen gerecht werden. Damit bildet der Mundart Wanderweg auch die Vielfalt der Dialekte ab.“

Wie unterschiedlich die Dialekte sogar von Ortschaft zu Ortschaft sein können - auch das zeigen die Audios entlang des Wanderwegs. „Ich bin kein Kind der Region und lerne bei den Dialekten auch ständig Neues dazu“, verrät Engelhardt lachend.

AUDIO: Station 6 - Kreiswald: Über das Schnappsbrennen

AUDIO: Station 6 - Kreiswald: Mundartlied

Ehmke und die OWK-Vertreter planen derweil schon eine Erweiterung für den Wanderweg. In Wabenform sollen weitere Routen entstehen, die den bisherigen Weg ergänzen. „Der Mundart Wanderweg soll leben und wachsen. Ich denke, wir haben eine Sensation geschaffen, die sich an alle Altersgruppen richtet.“

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