Gewalt

Von Jugendlichen bedroht und gedemütigt - Video aus Weinheim sorgt für Entsetzen

Ein Video, das in den sozialen Medien kursiert, zeigt Aggressivität unter Jugendlichen auf offener Straße. Sprachlos macht auch die Reaktion der Passanten - die einfach vorbeilaufen.

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Carsten Propp
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In der Weinheimer Fußgängerzone kam es zu der Auseinandersetzung. © Fritz Kopetzky

Weinheim. Gewalt unter Jugendlichen auf offener Straße – dieses Thema ist seit Dienstag in Weinheim Stadtgespräch. Auslöser ist ein Video, das in den Sozialen Medien kursiert. Es zeigt, wie zwei Jugendliche am Samstag, 9. Juli, gegen 18 Uhr in der Weinheimer Fußgängerzone zwei andere Jugendliche mit einem Klappmesser und einem Stilett bedrohen, Kopfstöße andeuten, nach ihren Opfern treten, sie beschimpfen und schließlich niederknien lassen – als Zeichen der „Unterwerfung“, während Passanten vorbeilaufen oder die Szene filmen.

Wie Tobias Hoffert von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Mannheim am Mittwoch erklärte, seien den Ermittlern alle Tatverdächtigen bekannt. Das gelte auch für die Beteiligten eines handgreiflichen Streits, der tags zuvor in der Grundelbachstraße ausgetragen wurde und nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei mit dem Vorfall in der Fußgängerzone im direkten Zusammenhang steht. Nichts deute derzeit darauf hin, dass die Handyvideos, die von beiden Vorfällen existieren, „gestellt“ oder „gespielt“ sein könnten, so der Polizeisprecher weiter.

Sozialamt wird eingeschaltet

Gegen die Tatverdächtigen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet – unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung und Bedrohung. Allerdings seien die Beteiligten bis auf eine Ausnahme unter 14 Jahre alt und damit strafunmündig. In solchen Fällen werde das Jugendamt eingeschaltet, um gegebenenfalls weitere Schritte einzuleiten. Zudem seien die Streetworker des Stadtjugendrings Weinheim informiert worden.

Doch nicht nur die Aggressivität, mit der die Jugendlichen in dem Video zu Werke gehen, sorgte bei vielen Menschen für Entsetzen. Auch die Tatsache, dass etliche Erwachsene zu sehen sind, die an der Gruppe vorbeigehen, ohne den bedrohten Jugendlichen (12 und 13 Jahre jung) zu helfen, macht fassungslos.


„Wenn Stichwaffen im Spiel sind, sollte man nicht selbst einschreiten, sondern am besten sofort den Notruf 110 wählen“, lautet Hofferts Rat – „am besten mit etwas Abstand zum Tatgeschehen“. Doch auch für die Notruf-Option hat sich in den beiden Weinheimer Fällen offenbar keiner der Passanten entschieden.
Oberbürgermeister Manuel Just zeigte sich erschüttert über das Verhalten der Jugendlichen, aber auch über die Begleiterscheinungen: „Vor allem das teilnahmslose Verhalten der Passanten stimmt mich traurig.“ Selbst wenn sie selbst Angst gehabt haben, hätte sich Just gewünscht, dass sie sich Mitstreiter gesucht hätten, um den Opfern zu helfen.
Martin Wetzel, Geschäftsführer des Stadtjugendrings, erklärte: „Wir wollen nichts beschönigen, dieser Fall ist erschreckend, vor allem wegen der viralen Verbreitung – aber der Umgang mit Gewaltszenen zwischen Jugendlichen gehört fast schon zum Tagesgeschäft unserer Streetworker. Wo wir sie wahrnehmen, sprechen wir die Konflikte an und schreiten ein. Gewalt- und Konfliktbearbeitung ist daher ein Schwerpunkt des Streetworkings und eine Daueraufgabe.“

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