Neustadt. „Zur Zeit ist das Restaurant leider geschlossen“, heißt es noch am Montag auf der Homepage der Betriebs-GmbH des Hambacher Schlosses. Erst zur Wintersaison ab dem 1. November soll das Restaurant 1832 demnach wieder öffnen. Doch nun geht es doch schneller. Ab Montag, 10. Oktober, werden wieder Gäste bewirtet. Denn im Insolvenzverfahren hat sich eine Lösung gefunden – zumindest übergangsweise: In den nächsten 15 Monaten, bis zum 31. Dezember 2023, wird der bisherige Betriebsleiter Max Darstein als Geschäftsführer des 1832 vorerst interimsweise mit seinem Team von der Eventgastro Pfalz einspringen, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion erklärte.
„Der Stiftung Hambacher Schloss ist es gelungen, im Rahmen einer Interimslösung einen versierten Betreiber für die Schlossgastronomie und den Veranstaltungsbetrieb zu finden“, heißt es in einer Mitteilung seitens der Stiftung Hambacher Schloss. Diese habe „Darstein in den vergangenen Monaten als professionellen und verlässlichen Partner kennengelernt. Wir freuen uns daher, dass er mit seinem engagierten Team die Stiftung dabei unterstützt, den Betrieb aufrecht zu erhalten.“ erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Innenminister Roger Lewentz. Damit sei zunächst gewährleistet, dass der Veranstaltungsbetrieb aufrechterhalten werden könne.
DIe Stiftung Hambacher Schloss
- Die Stiftung Hambacher Schloss wurde nach eigenen Angaben am 1. Februar 2002 als Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet.
- Ziel der Stiftung ist es, das Schloss als bedeutende historische Stätte für die Entwicklung der Demokratie in Deutschland und die europäische Zusammenarbeit zu erhalten und zu pflegen.
- Mit einer Dauerausstellung, einem Veranstaltungsprogramm sowie durch zielgruppenorientierte Vermittlungsangebote soll das gelingen.
- Die Stifter sind das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Neustadt , der Landkreis Bad Dürkheim sowie der Bezirksverband Pfalz.
- Institutionell gefördert wird die Stiftung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Keine Einigung mit Stiftung
Optimal ist die Interimslösung in Darsteins Augen aber nicht. Obwohl der Gastronom das Restaurant lückenlos zum 1. Oktober habe übernehmen wollen, hat das 1832 seit dem 19. September geschlossen. Grund dafür ist laut Darstein, dass er und die Stiftung zuletzt bei der Nutzung der Räume im Schloss nicht auf einen Nenner kamen. „Die Stifter waren sich nicht einig, was die Stiftung leisten soll in den nächsten zehn Jahren“, beschreibt Darstein das Problem.
Dabei sah es im Vorfeld noch gut aus: „Wir haben eine tolle und faire Idee gefunden. Aber diese wurde über den Haufen geworfen“, ärgert sich Darstein. Es habe bereits ein unterschriftsreifer Vertrag vorgelegen, es hätten nur noch Details geklärt werden müssen. Angeboten wurde der Stiftung laut Darstein, die Räumlichkeiten am Montag und Dienstag nutzen zu können. Die restliche Woche sollten die Räumlichkeiten für Veranstaltungen des 1832 vorbehalten werden. Bei Nichtnutzung und freien Kapazitäten hätte der Stiftung offen gestanden, die Räume zu nutzen. Doch das war der Stiftung wohl nicht genug. Zum Vertragsabschluss für eine endgültige Lösung kam es deswegen letztendlich nicht. „Die Stiftung hat sich dagegen entschieden“, so Darstein.
Wenigstens übergangsweise wurde nun eine Lösung gefunden. “Momentan wurde die Raumnutzung nach Absprache vereinbart“, sagt Darstein, der die nicht vorhandene Flexibilität der Stiftung bemängelt. Diese bewege sich nicht genug auf das 1832 zu. „Eine hohe Pacht, aber dann wenig bieten – das kann es nicht sein“, bemängelt Darstein. Für die Zukunft sei es auf der Basis schwierig, einen Kompromiss zu finden. „Der Stifterzweck soll mehrere Tage in Anspruch nehmen“, erläutert Darstein. Doch auch er möchte mit dem 1832 Veranstaltungen ausrichten und Geld verdienen: „Wir brauchen die Möglichkeit, die Mitarbeiter zu bezahlen“, macht er deutlich.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Trotzdem macht Darstein mit seinem Team bis zum 31. Dezember 2023 weiter. Die Stiftung unterstütze dabei und trage das unternehmerische Risiko mit, ist es Darstein wichtig anzumerken. Für eine endgültige Lösung sei er aber nur bereit, „wenn der Stifterzweck feststeht“. Es könne ab 1. Januar 2024 auf Fortführung oder das Aus Darsteins im 1832 hinauslaufen. „Es muss einen Stifterzweck geben“, ist Darstein klar. „Aber es geht nur im Einklang mit der Gastronomie“.
Gastro-Aus auf Schloss Engers
Für Darstein und das Restaurant läuft es einfach nicht rund. Seitdem Darstein den Betrieb im März übernommen hatte, habe er „so wenig gastronomisch gearbeitet wie noch nie“, betont er. Dabei sieht er enormes Potenzial für die Gastronomie am Hambacher Schloss. Doch „die letzten Monate ging es nur darum, Schadenbegrenzung zu betreiben“, hebt Darstein hervor. Grund dafür war die Insolvenz des bisherigen Betreibers des 1832, der Schloss Engers Betriebs-GmbH, bei der einiges schief gelaufen sei. Auf dem Schloss in Neuwied konnte weder Gastronomie noch Hotel aufrecht erhalten werden, wie vom Insolvenzverwalter zwischenzeitlich mitgeteilt wurde. Zukünftig soll das Schloss von der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz genutzt werden. Da die Hambacher Schloss Betriebs-GmbH eine hundertprozentige Tochter dieser Betreibergesellschaft in Neuwied war, folgte eine Kettenreaktion. Denn die Hambacher Schloss Betriebs-GmbH stellte gezwungenermaßen einen Folgeinsolvenzantrag.
„Ich hätte das Projekt eigentlich nicht weitergeführt“, verrät Darstein. Doch er sieht sich in der Pflicht und Verantwortung. Zum einen, weil er viele Leute für das Projekt begeistern konnte, die er nicht enttäuschen will. Zum anderen, weil es darum gehe, „den Ruf des Hambacher Schlosses zu schützen“. Darstein ist nun voller Tatendrang: „Mit meinem Team möchte ich den Tages- und Veranstaltungsgästen des Schlosses mit regionalem und saisonalem Essen, Pfälzer Weinen und zuvorkommendem Service eine stimmige Ergänzung zum Angebot der Stiftung bieten“, wird er in der Mitteilung der Stiftung zitiert. Das Restaurant 1832 wird demnach ab nächsten Montag wieder täglich geöffnet sein. Alle angekündigten beziehungsweise privat gebuchten Veranstaltungen werden laut Stiftung planmäßig stattfinden.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-uebergangsloesung-fuer-das-restaurant-1832-im-hambacher-schloss-gefunden-_arid,2002258.html