Heidelberg/Ladenburg. Menschenmengen tummeln sich am Sonntag in Heidelberg auf der Alten Brücke und rund um den Fluss. Auf dem Wasser: der Star des Tages. Das U-Boot U 17 macht einen Steinwurf von der Alten Brücke entfernt Station. Das Tauchboot ist auf dem Weg zum Technikmuseum Sinsheim. Die einmalige Gelegenheit, das U-Boot aus der Nähe zu betrachten, nutzen unzählige Besucher. Fast alle zücken ihre Handys, machen Fotos von dem riesigen Gefährt.
„Kuck mal, da ist es!“, sagt ein Vater zu seinem kleinen Sohn. Der Kleine auf seinem Arm jauchzt begeistert. Martina und Ralf machen ein Selfie von sich und dem U-Boot. „Ich bin Oldtimer-affin und habe auch den Tauchschein“, sagt der Heidelberger. „Wann kann man schon mal das U-Boot aus der Nähe anschauen?“ Das Paar ist extra deswegen an den Neckar gefahren. Er würde am liebsten einen Blick ins Innere werfen. Ralf war bereits in einem U-Boot drin. „Da steckt viel Technik drin.“ Martina schaut sich das U-Boot lieber von außen an, sie hat Platzangst. Wenn das Boot präpariert ist und der Öffentlichkeit präsentiert wird, will sich das Ehepaar das U-Boot noch mal im Technik Museum in Sinsheim anschauen.
„Wahnsinn“, entfährt es Heike. Sie ist mit ihrem Mann Arnd nach der Arbeit zur Alten Brücke gekommen. „Drin fahren möchte ich nicht“, sagt sie. Ihr Mann sieht es nüchterner: Er ist Maschinenbauingenieur und vor allem an der Technik interessiert. „Eine Tagesfahrt könnte ich mir schon vorstellen.“
Bei aller Faszination auch kritische Töne über ein Kriegsgerät
Petra und Klaus aus der Nähe von Pforzheim sind zu Besuch bei ihrem Sohn Tim in Heidelberg. Tims Freundin Julia hat ihnen vorgeschlagen, an den Neckar zu gehen. Klaus interessiert sich für die technischen Details. Doch neben all der Faszination fürs U-Boot sieht er auch den Zweck eines solchen Wassergefährts kritisch. „Sie werden gemacht, um Menschen zu töten“, sagt er. Das U-Boot erinnere ihn auch daran, dass es in Europa einen Krieg gebe und diese Boote auch im Einsatz seien. „Da waren und sind Menschen drin.“ In Speyer haben er, Petra, Tim und Julia die U 17 bereits besichtigt. „Es war faszinierend, aber auch bedrückend eng“, erinnert er sich.
Markus ist mit seinen Kindern Ben und Nele extra aus Eberbach gekommen, um einen Blick auf das Boot zu erhaschen. Mit dem großen Menschenaufkommen hätte der Familienvater nicht gerechnet. „Spannend“, sagt sein Sohn. Das Trio hat sich das U-Boot zuerst in der Totale angeschaut, jetzt sind sie von der Brücke nach unten gegangen um es aus der Nähe zu betrachten. Bekim und seine Frau Katharina sind mit ihren Kindern Adil und Flora beim U-Boot.
Manuela und Andreas nehmen mit ihrem Sohn Lasar am Neckar, der das U-Boot genau unter die Lupe nimmt. „Was wohl der Skorpion und die drei Delfine bedeuten?“, will der Junge aus Wieblingen wissen. U-Boote findet er gut, und die U 17 ganz besonders, erzählt der Neunjährige mit leuchtenden Augen. Eine Fahrt damit fände Lasar klasse.
Fördermitglieder des Museums begleiten die Fahrt
Erika und Reinhard sind Fördermitglieder des Technikmuseums in Sinsheim. „Da muss man herkommen“, sagt der Sinsheimer und lächelt. Generell findet das Ehepaar es wichtig, bei großen und einzigartigen Ereignissen wie diesen dabei zu sein. „Vor allem wenn es vor der Haustür stattfindet“, sagt Erika. Sie werden das U-Boot auf den kommenden Stationen im Kraichgau weiter begleiten. Reinhard fotografiert und filmt die Überfahrt.
Susanne und Silvio sind mit ihrer Tochter Lucia und deren neunjährigem Sohn Ilyas aus Weinheim hergekommen. „Ich finde es cool“, sagt der Junge. Die treibende Kraft war jedoch Susanne. „So was sieht man nicht jeden Tag“, sagt sie. „Faszinierend finde ich die Größe des Boots und wie es möglich ist, dass es unter Wasser schwimmen kann.“ Die Vorstellung, dass es im U-Boot lediglich Betten für die Hälfte der Besatzung gibt, da diese sich die Schlafstätten teilt, beschäftigt nicht nur Susanne. „Toll, ein gebrauchtes Bett“, sagt Lucia und lacht.
„Man schläft zwar auf der warmen Matratze, aber jeder hat seinen eigenen Schlafsack“, sagt Jürgen Gädigk augenzwinkernd. Der 63-Jährige war von 1996 bis 2006 immer wieder an Bord der U 17. „Die längste Etappe dauerte drei Wochen, unter anderem von der Karibik bis nach New York, erzählt der ehemalige Schiffstechnische Offizier. Mit dem U-Boot, das in Eckernförde stationiert war, verbindet er viele schöne Erinnerungen. Das Beste sind für ihn aber die langjährigen Freundschaften zu anderen Crewmitgliedern. „Die Kameradschaft ist bestehen geblieben“, sagt er. „Man trifft sich immer noch und versteht sich gut.“
Am Samstag hat der 350-Tonnen-Koloss eine spannende Reise von Mannheim nach Heidelberg hinter sich gebracht. Er muss unter tiefen Brücken hindurch und durch enge Schleusen fahren – teilweise ist das Millimeterarbeit. Zum Teil muss der Ponton mit Wasser gefüllt und abgesenkt werden. Manche Engstellen kann er nur mit mehr Tiefgang passieren.
Menschenauflauf am Hochwassersperrtor
Auch durch das Hochwassersperrtor bei Ladenburg muss U 17 hindurch. Normalerweise ist hier nicht viel los – wegen des maritimen Oldtimers ist die Brücke jetzt voller Menschen. Der Ilvesheimer Wolfgang Schneider ist einer der etwa 50 Zuschauer. Der 77-jährige Rentner war bei der Marine und ist selbst U-Boot gefahren. Trotzdem findet er es spannend, dass er ein U-Boot nun „ganz sieht, nicht bloß im Wasser“. Auch der zehnjährige Joel freut sich. Mit seinen Eltern und seinem Hund war er bereits früh morgens auf der Mannheimer Maulbeerinsel. Er findet das Ereignis faszinierend, „weil man ein U-Boot nicht so oft sieht“. Besonders die Größe von U 17 beeindruckt ihn. Genauso gespannt wie die anderen Zuschauer schaut er zu, wie das U-Boot unter dem Hochwassersperrtor hindurchfährt: Eine knappe Sache, die aufrecht nicht möglich wäre. In Mannheim wurde das ausgemusterte U-Boot um 76 Grad zur Seite geneigt, damit es unter den Brücken hindurchpasst.
Wenige Kilometer weiter kommt der Schwertransport auch gerade so unter der Neckarbrücke in Ladenburg durch. Auf der Festwiese warten schon Hunderte Menschen mit Handys und Kameras. So auch Uwe Wick, der aber noch mehr mitgebracht hat: einen Camping-Tisch, Stühle, Lachs und Sekt. Mit seiner Frau und Freunden frühstückt er am Neckarufer, während U 17 vorbeigleitet. „Solche Aktionen sollte man feiern“, sagt der Ladenburger. Aber auch Michael Schuhmann ist begeistert: „Sowas kommt nicht oft vor.“ Deshalb ist er mit seinem Kanu bis zum Rand des abgesperrten Bereichs gefahren, um möglichst nah dabei zu sein.
An diesem Montag um 7 Uhr geht die Reise weiter nach Eberbach, wo der Ponton gegen 15 Uhr erwartet wird. Wer nicht persönlich dabei sein kann: Unter www.technikmuseum.de/u17 lässt sich die Reise online mitverfolgen.
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