Straßenbau II - Behörden ziehen wegen "technischer Probleme" die Notbremse / Termin für Freigabe noch völlig offen

Tunnel "bis auf Weiteres" geschlossen

Lesedauer: 

Nach dem offiziellen Akt nehmen die Bürger den Branich-Tunnel in Beschlag - zu Fuß erst einmal. Doch dabei wird es zunächst auch bleiben.

© Schwetasch

Schriesheim. Wie lange es dauern wird, bis der Branich-Tunnel endlich für den regulären Verkehr freigegeben wird, das konnte und wollte gestern keiner der Beteiligten sagen. "Bis auf weiteres" lautet die Zeitangabe, auf die sich die Pressesprecherin des Rhein-Neckar-Kreises, Silke Hartmann, alleine festlegen mochte.

Nach Angaben des Stuttgarter Verkehrsministeriums soll am heutigen Montag entschieden werden, wann der Tunnel für den Verkehr freigegeben wird. Bis dahin werde der Verkehr, wie bisher auch, durch den Ort geführt, hieß es.

Alarmtechnik macht Probleme

Nach Angaben des Ministeriums funktioniert in dem Tunnel die Sicherheitstechnik noch nicht einwandfrei. So müsste es eigentlich automatisch einen Alarm in der Leitzentrale geben, wenn in dem Tunnel Fluchttüren geöffnet werden. Hier gebe es aber noch Mängel. Auf Grund strenger gewordener Sicherheitsvorschriften komme es bei großen Bauwerken aber immer wieder vor, dass auch nach der Eröffnung nachgebessert werden müsse, beschwichtigte das Ministerium.

Nach Darstellung des Landratsamtes hatten sich die Vertreter der beteiligten Behörden und Firmen bei einem Treffen am Sonntag kurz vor 12 Uhr darauf verständigt, das Bauwerk "bis auf Weiteres" nicht für den Verkehr freizugeben. "Die Computertechnik muss nachjustiert werden", begründete Silke Hartmann. Die Entscheidung sei mit Zustimmung von Landrat Stefan Dallinger gefallen. Dem Rhein-Neckar-Kreis obliegt als Betreiber die Verkehrssicherungspflicht für den Tunnel.

"Die Baustelle Branich-Tunnel geht in die Verlängerung" - mit dieser zeitgemäßen Formulierung kommentierte Schriesheims Bürgermeister Hansjörg Höfer am Sonntagmittag die Entscheidung von Regierungspräsidium und Landratsamt, das Bauwerk entgegen der ursprünglichen Planung weder am Sonntag noch am Montag zu öffnen.

"Wir waren an dieser Entscheidung nicht beteiligt, denn wir sind weder Eigentümer noch Betreiber des Tunnels", erläutert Höfer. Eigentümer sei das Land, Betreiber der Rhein-Neckar-Kreis. Die Stadt sei lediglich darüber informiert worden, dass es EDV-Probleme in der Sicherheitstechnik gebe: "Ich denke, die können frühestens ab Montag behoben werden", schätzt Höfer.

Obwohl nicht daran beteiligt, äußerte Höfer Verständnis für die Entscheidung der übergeordneten Behörden: "Sicherheit muss absoluten Vorrang haben", betonte er: "Wir haben jetzt so lange auf den Tunnel gewartet; da kommt es auf ein paar Tage auch nicht an."

Allerdings empfindet der Bürgermeister die eingetretene Entwicklung als "schlichtweg schade"; sie werfe einen Schatten auf die ausgesprochen erfolgreichen Eröffnungsfeierlichkeiten: "Tausende von Bürgern haben den Tunnel besichtigt." Und auf dem Festplatz gefeiert worden sei bis nach Mitternacht. -tin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen