„Glücksatlas“

Trotz Wohlstand: Baden-Württemberger empfinden vergleichsweise wenig Lebensglück

Trotz Top-Lebensqualität bleibt das Glücksgefühl im Südwesten aus – wobei die Mannheimerinnen und Mannheimer sich besonders glücklich zeigen. Welche Gründe die Forscher sehen und was das für uns bedeutet.

Von 
Jessica Blödorn
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Wo in Deutschland die Menschen am glücklichsten sind, wertet der „Glücksatlas“ aus. © Milo Hess/ZUMA Press Wire/dpa

Rhein-Neckar. Baden-Württemberg zählt zu den wohlhabendsten Bundesländern – dennoch liegt das subjektive Wohlbefinden nur im Mittelfeld. Das geht aus dem aktuellen „Glücksatlas“ der Universität Freiburg hervor, der mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt wurde.

Mit einer durchschnittlichen Lebenszufriedenheit von 7,09 Punkten auf einer Skala von 0 bis 10 belegt der Südwesten Platz neun im bundesweiten Vergleich. Obwohl das Land laut Studie objektiv die zweithöchste Lebensqualität aufweist, sprechen die Forscher von einem „Underperformer“ – also von einem Missverhältnis zwischen guten Voraussetzungen und geringem Zufriedenheitsgefühl. Besonders deutlich sei das in Nordwürttemberg und Nordbaden, während Südbaden besser abschneide. Mannheim sticht als Großstadt mit überdurchschnittlichem Wohlbefinden hervor, Karlsruhe liegt dagegen am unteren Ende des Rankings.

Die Gründe für das durchwachsene Ergebnis sehen die Autoren unter anderem in den hohen Lebenshaltungskosten sowie einer Lücke zwischen gewünschtem und tatsächlichem Einkommen. Im Durchschnitt verdienen die Menschen in Baden-Württemberg rund 450 Euro weniger, als sie für ein „gutes Leben“ als notwendig erachten. In Bayern liegt diese Lücke bei 340 Euro, in Hessen bei 310 Euro. Auch mit ihrer Freizeitgestaltung zeigten sich viele Befragte im Südwesten unzufrieden.

Bundesweit zeigen sich große regionale Unterschiede

Die Studie zeigt zudem deutliche Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen. Männer haben ihr Zufriedenheitsniveau von vor der Corona-Pandemie wieder erreicht, Frauen dagegen nicht. Besonders alleinlebende ältere Menschen und Geringverdiener berichten von einem Rückgang des Wohlbefindens – Gründe seien laut Studie unter anderem Vereinsamung und gestiegene Lebenshaltungskosten.

Ein Blick auf andere Bundesländer zeigt eine breite Spanne. Spitzenreiter ist Hamburg mit 7,33 Punkten, gefolgt von Bayern und Rheinland-Pfalz mit jeweils 7,21 Punkten. Schlusslichter sind Berlin (6,83), das Saarland (6,78) und Mecklenburg-Vorpommern (6,06). Hessen liegt mit 7,02 Punkten knapp unter dem Bundesdurchschnitt und fällt auf Rang zehn zurück. Auch dort sprechen die Autoren von einem „Underperformer“.

Die Daten basieren auf Befragungen von insgesamt 13.905 Menschen im Alter ab 16 Jahren zwischen Juli 2024 und Juni 2025 durch das Institut für Demoskopie Allensbach. Ergänzend wurden im Juni 2025 durch Ipsos weitere 5.148 Bürger zu Lebensbereichen wie Arbeit, Einkommen, Familie und Freizeit befragt. Beide Umfragen gelten als repräsentativ. (mit dpa)

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