Bad Dürkheim. Hinter dem Bauzaun und den gelben „Betreten-verboten-Schildern“ liegt ein rechteckiges Häuschen mit weißen Sprossenfenstern, das viele Ausflügler im Kurpark von Bad Dürkheim gerne für einen Kaffee und ein Stück Torte angesteuert haben. Im Moment ist das Traditionslokal „Café Traubenkur“ geschlossen. Doch spätestens ab September soll es sich wie ein Phönix aus der Asche als „Café Pompöös“ zum Trend-Treffpunkt mausern. Mit dem Modezaren Harald Glööckler als Marke im Hintergrund haben die Brüder Bernd und Jochen Frey die „Traubenkur“ von der Stadt Bad Dürkheim gepachtet.
Die Verbindung zum exzentrischen Designer Glööckler kommt nicht von ungefähr: „Bei den Inhabern handelt es sich um meinen Schwiegersohn Jochen und seinen Bruder“, hatte Glööcklers Ehepartner Dieter Schroth im Januar gegenüber dieser Zeitung erklärt. Das Duo hatte sich bereits in der Vergangenheit in der Gastronomie-Szene bewegt und möchte das Café laut Stadt innen völlig umgestalten. Doch zunächst renoviert die Stadt das 1935 erbaute Lokal mit der wunderschönen Terrasse. Ursprünglich sollte das „Pompöös“ im Frühjahr seine Pforten öffnen, doch der Termin ist nicht zu schaffen. „Die Frage, wann endlich eröffnet wird, erreicht alle Beteiligten täglich. Und die Vorfreude der Glööckler-Fans ist jetzt schon sehr groß“, so Schroth auf Anfrage.
„Wir hätten es auch gerne schneller über die Bühne gebracht“, sagt Bauamtsleiter Dieter Petry im Gespräch mit dieser Zeitung. „Aber das Gebäude steht unter Denkmalschutz und jeder einzelne Sanierungsschritt wird mit der Denkmalschutzbehörde in Mainz abgeklärt“, berichtet er. Zudem sei die „Traubenkur“ in den 80er Jahren vom damaligen Pächter in Eigenregie umgebaut worden. „Wir wussten also nicht, was uns erwartet.“
Hoher Sanierungsbedarf
So seien die Abwasserleitungen unter dem Gebäude völlig marode gewesen. „Als wir die ausgetauscht haben, ist uns klar geworden, dass die Bodenplatte aus Sandstein nicht überall tragfähig ist und wir sie ersetzen müssen. Einige Zeit habe auch die Planung eines Anbaus an der Südostseite des Cafés in Anspruch genommen. „Der ebenerdige Bau hat keinerlei Nebenräume, nur den 80 Quadratmeter großen Gastraum, eine Küche und zwei nach Geschlechtern getrennte Toiletten“, berichtet Petry. Da sich die Vorschriften in der Gastronomie seit den 80er Jahren erheblich verändert hätten, benötige man nun ein Personal-WC sowie einen Lager- und Kühlraum. Beides habe man nun in dem 15 Quadratmeter großen Anbau untergebracht.
Ebenfalls viel Abstimmungsbedarf habe es mit den künftigen Pächtern gegeben. „Sie möchten natürlich vieles nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten“, sagt der Bauamtsleiter. Die Lizenz- und Geschäftspartner von dem in Kirchheim lebenden Harald Glööckler hätten viele Gestaltungsideen eingebracht. Die Stadt als Eigentümerin finanziere indes nur die Standardausstattung, die Kosten liegen laut Baureferat bei etwa 450 000 Euro. Ob es im neuen Café im Kurpark nun mondäne goldene Sessel mit rotem Samtbezug, üppige Kronleuchter oder opulente Tapeten geben wird, überlassen die Pächter noch der Fantasie der zukünftigen Gäste. Fest steht aber wohl, dass der schillernde Glööckler dem bundesweit ersten Café – das unter dem Namen „Pompöös“ firmiert – seine designerische Handschrift mitgeben möchte.
Eigene Kaffeekollektion
Was die Speisekarte angeht, so wird es wie in der Traubenkur bei Kaffee, Kuchen und Snacks bleiben: „Wenn man einen größeren Gastronomiebetrieb mit warmen Gerichten einrichten will, ist eine Lüftungsanlage mit Energierückgewinnung vorgeschrieben, und dafür ist definitiv kein Platz“, sagt Petry. Obwohl die Pächter zwischenzeitlich zu dieser „großen Lösung“ tendiert hätten, sei nun alles einvernehmlich geklärt.
Da Glööckler seit April mit der Ettlinger Rösterei Ettli eine eigene Kaffeekollektion vertreibt, sollte im „Pompöös“ für schwarzes Gold jedenfalls reichlich gesorgt sein.
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