Kriminalität

Tötungsdelikt erschüttert Heppenheim

Ein Verbrechen erschüttert die Heppenheimer Nordstadt: Ein Mann soll seine Ehefrau in der Blütenstraße getötet haben.

Von 
Astrid Wagner
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In Heppenheim wurde eine 34 Jahre alte Frau getötet. © picture alliance/dpa

Heppenheim. Es nieselt leicht am Montagmorgen. Der Himmel ist grau, es ist ein trister Tag. In der Heppenheimer Nordstadt läuft der übliche Verkehr, ein paar Spaziergänger mit Hunden sind unterwegs, huschen schutzsuchend unter den nächsten Baum. Es ist ruhig. Nichts deutet mehr auf das schreckliche Verbrechen hin, das sich am Abend zuvor in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses in der Blütenstraße zugetragen hat: Ein 56-jähriger Mann soll seine 34-jährige Ehefrau im Treppenhaus mit einem Messer tödlich verletzt haben.

Zeuge überwältigt mutmaßlichen Täter im Haus

Laut Polizei meldeten Anwohner gegen 20.15 Uhr am Sonntagabend eine Auseinandersetzung. Ein Zeuge habe den mutmaßlichen Täter noch im Mehrfamilienhaus überwältigen können und festgehalten, bis die Polizei eintraf und ihn festnahm. Die Frau erlag noch im Rettungswagen ihren Verletzungen, bevor sie mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus transportiert werden konnte. Am Montagnachmittag wurde gegen den beschuldigten Ehemann Untersuchungshaftbefehl erlassen. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei steht er unter Mordverdacht. Die Ermittlungen zum genauen Ablauf der Tat und den Hintergründen dauern an.

Fassungslosigkeit nach Bluttat in der Heppenheimer Nordstadt

Wie Nachbarn berichten, habe die Familie zwei minderjährige Kinder, die vor der Tat jedoch nach draußen hätten flüchten können.

Das Tötungsdelikt ist am Montagmorgen Gesprächsthema Nummer eins in dem Wohnviertel im Norden der Kreisstadt. Die wenigen Passanten sind noch immer geschockt. „Ich wohne nebenan, habe am Abend Schreie gehört, kurz darauf dann die Polizeisirenen“, erzählt eine Frau. Sie berichtet, dass „wahnsinnig viel Polizei“ vor Ort gewesen sei und dass „im Laufe des Abends zahlreiche Schaulustige – teils mit Kindern an der Hand – herbeigelaufen sind.“ Das Haus sei jedoch weiträumig abgesperrt gewesen.

Neben Polizei und Rettungskräften war auch das Kriseninterventionsteam – die Notfallseelsorge – des Kreises vor Ort, wie Landrat Christian Engelhardt in einem Posting in den sozialen Medien berichtet.

Der zweite Mord in der Region in kurzer Zeit

„Die waren ganz unauffällig“, so der Eindruck einer Passantin von der betroffenen Familie. Sie hat Tränen in den Augen. Das genaue Gegenteil behauptet ein nach eigenen Angaben in der Nachbarschaft wohnender Rentner: „Da gab es immer wieder Streit und Schreierei“, sagt er. „Aber dass es so endet, konnte ja keiner wissen.“ Andere Nordstadt-Bewohner erinnern sich an den Femizid in Bensheim: Dort soll im Dezember 2024 ein Mann seine Ex-Frau vor den Augen der zehnjährigen Tochter erstochen haben.

Am Freitag vergangener Woche hat am Darmstädter Landgericht der Mordprozess begonnen. „Schrecklich, dass so etwas immer wieder passiert. Und dann auch noch direkt bei uns im Viertel“, sagt eine entsetzte junge Frau, die ein Kleinkind auf dem Arm hält.

Laut Bundeskriminalamts (BKA) wurden 2023 in Deutschland 938 Mädchen und Frauen Opfer versuchter oder vollendeter Tötungsdelikte – sogenannte Femizide – davon starben 360 Frauen; das entspricht fast einem solchen Femizid pro Tag. Außerdem stieg die Zahl der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen um 5,6 Prozent auf insgesamt 180.715 Betroffene.

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