Speyer. Der Tag des offenen Denkmals gilt als bundesweit größtes Kulturereignis: In rund 2000 Städten und Gemeinden werden einmal im Jahr die Türen von bis 7000 denkmalgeschützten Bauten geöffnet. Dieses Jahr findet die zentrale Eröffnungsveranstaltung in Speyer statt. Über die Entscheidung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) äußerte sich Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler im Trausaal des 1230 errichteten Speyerer Altpörtels, eines der bedeutendsten mittelalterlichen Stadttürme, „sehr, sehr stolz“.
Motto des Tags des offenen Denkmals ist "Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte"
Die Domstadt übernimmt damit den Staffelstab von Münster, wo im vergangenen Jahr der Tag des offenen Denkmals eröffnet worden ist. Das Kulturereignis steht am Sonntag, 8. September, unter dem Motto: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Laut DSD-Vorstand Steffen Skudelny hat die Vielfalt denkmalgeschützter Objekte für Speyer als zentralem Austragungsort gesprochen.
Entscheidend sei ebenso die fürsorgliche Haltung, mit der die rheinland-pfälzische Stadt mit ihren Kulturgütern umgehe. In einer Epoche voller Umbrüche stünden Denkmäler als Zeugnisse der Vergangenheit für einen historisch seriösen Umgang mit der Vergangenheit. Gleichwohl herrschten bei Eigentümern denkmalgeschützter Objekte häufig Bedenken gegenüber den damit verbundenen gesetzlichen Regelungen, so Skudelny. Sie fühlten sich verunsichert oder durch Bauvorschriften gegängelt.
420 geschützte Einzeldenkmale alleine in Speyer
In dieser Situation will die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn Aufklärungsarbeit leisten. Ihr gehören nach eigenen Angaben rund 200 000 Zustifter an. Gefördert würden rund 600 Projekte im Jahr. DSD-Vorstand Skudelny zufolge werde jedoch allgemein zu wenig in den Denkmalschutz investiert. Die Kosten seien bei Sanierungen entsprechend hoch. Zur „Bürgerverantwortung“ gehöre eine kontinuierliche Denkmalpflege. Historische Gebäude seien auch in energetischer Hinsicht nachhaltiger als moderne Immobilien. Entscheidend für die Förderung denkmalgeschützter Objekte durch die DSD sei weniger deren jeweiliges Alter als deren historische Relevanz und dokumentarischer Wert.
In Speyer machten 420 geschützte Einzeldenkmale gemeinsam mit weiteren Natur- und Bodendenkmalen die besondere Struktur der Stadt aus. Speyer begeistere mit einer über 2000-jährigen Geschichte. Die Stadt sei als SchUM-Stätte ein „wertvolles Wahrzeichen und Symbol einer lebendigen jüdischen Tradition“, unterstrich Steffen Skudelny.
Auch Oberbürgermeisterin Seiler verwies auf den Kaiserdom und den Judenhof als zwei Unesco-Welterbestätten. An ihnen lasse sich verdeutlichen, warum der Schutz des Kulturerbes von besonderer Bedeutung sei.
Sie zählte die denkmalgeschützten Stätten zu den wichtigsten Identifikationsfaktoren, die Speyer zu bieten habe. Es handle sich um Schätze, die obendrein einen maßgeblichen Einfluss auf die Stadtentwicklung und -gestaltung ausübten.
Tag des offenen Denkmals soll Aktivitäten für alle Generationen bieten
Seit wenigen Jahren werde in Speyer auch über ein Stadtdenkmal nachgedacht; so eigne sich die Altstadt aus Sicht von Befürwortern dafür, als denkmalgeschützt anerkannt zu werden. Unterdessen formulierte auch die Oberbürgermeisterin mit Blick auf den öffentlichen Investitionsstau einen politischen Appell, den Denkmalschutz mit entsprechenden Mitteln auszustatten.
Der Tag des offenen Denkmals trifft am 8. September mit dem letzten Tag des Speyerer Altstadtfestes zusammen. Die Oberbürgermeisterin erwartet dahingehend ein „intensives Wochenende“. Geboten werden sollen, so Stefanie Seiler, „niedrigschwellige Angebote für alle Generationen“.
Die Auftaktveranstaltung findet auf einer Open-Air-Bühne an der Maximilianstraße in der Nähe des Kaiserdoms statt. Bei einem interaktiven Markt der Möglichkeiten sind Akteure der Denkmalpflege vertreten. Geboten wird ein vielseitiges Bühnenprogramm. Geplant sind ferner ein Benefizkonzert zugunsten des Denkmalschutzes sowie Stadtführungen und Rundgänge.
Auch gibt es die Möglichkeit, Handwerkern in Verbindung mit denkmalgeschützten Objekten über die Schulter zu schauen. Ferner werden Zugänge zu historisch bedeutsamen Räumlichkeiten geschaffen, die normalerweise verschlossen bleiben. So kann man den dunklen Kerker besichtigen, der im Seitentor des Altpörtels eingelassen ist, und sich in Anbetracht der kärglichen Einrichtung ein wenig gruseln lassen.
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