Pandemie - Im Kreiskrankenhaus Grünstadt werden alle Patienten und Besucher auf Corona getestet

Soldaten untersuchen vor der Kliniktür

Von 
Simone Jakob
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In einem Zelt vor dem Eingang des Kreiskrankenhauses Grünstadt leisten die Bundeswehrsoldaten (v.l.) Jan Kreger, Selina Otto und Tim Benthien Amtshilfe bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. © Simone Jakob

Grünstadt. „Bei uns sind die Patienten gut aufgehoben“, sagt der Hauptgefreite Tim Benthien und nimmt vorsichtig einen Abstrich. „Die Arbeit hier im Krankenhaus macht Spaß und wir leisten unseren Dienst gerne da, wo wir am meisten gebraucht werden“, ergänzt sein Kollege Jan Kreger. Seit einer Wochen untersuchen die beiden Bundeswehrsoldaten mit ihrer Kollegin Selina Otto in einem weißen Zelt vor dem Haupteingang des Grünstadter Kreiskrankenhauses alle Patienten und Besucher mit einem Schnelltest auf das Coronavirus.

„Ziel ist es, die Funktionsfähigkeit unserer Klinik aufrechtzuerhalten und Mitmenschen vor unerkannten Infizierten zu schützen“, erklärt Verwaltungsdirektor Udo Langenbacher. Deshalb gebe es seit vergangenen Montag täglich bis zu 150 Schnelltests vor dem Eingang. „Egal ob man zum Röntgen kommt oder einen Bekannten besuchen möchte, jeder wird mit dem Antigen-Test gecheckt. Heute morgen war der erste ambulante Patient dabei, der positiv auf das Coronavirus getestet worden ist. Damit haben wir verhindert, dass eine Infektionsquelle in das Krankenhaus gelangen kann.“ Der Betroffene sei nun zu seinem Hausarzt geschickt worden, wo ein klassischer PCR-Test den Befund bestätigen müsse. „Symptome hatte er keine.“ Die Soldaten vom Sanitätsregiment Dornstadt bei Ulm sind für Langenbacher eine effektive Hilfe: „Nur mit unserem Personal könnten wir das nicht bewältigen. Deshalb haben wir einen Hilfsantrag bei der Bundeswehr gestellt, der postwendend genehmigt worden ist.“ Tests seien ausreichend vorhanden: „Wir haben noch 3000 auf Lager.“

Registrierung am Eingang

Am Zelteingang registriert ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Patienten und Besucher, die sich mit 1,50 Meter Abstand auf der Seite mit den grünen Pfeilen anstellen. „Manchmal geht es zu wie im Taubenschlag, dann ist es wieder ruhig“, erzählt Benthien. Acht mit Wänden voneinander getrennte Testplätze stehen zur Verfügung. „Wenn alle besetzt sind, nimmt man im Wartebereich Platz.“ Allerdings erst, nachdem die Hände desinfiziert worden sind und ein Klinikmitarbeiter die Temperatur gemessen und eine professionelle Maske ausgegeben hat.

„Etwa 350 Soldaten leisten in Rheinland-Pfalz derzeit Amtshilfe in Sachen Corona“, berichtet Oberstleutnant Günter Bohn, Leiter des Informationsdienstes beim Landeskommando Rheinland-Pfalz. 200 von ihnen seien mit der Kontaktverfolgung betraut. „In den Gesundheitsämtern sitzen unter anderem Fallschirmjäger, Soldaten der Artillerie und IT-Experten am Telefon. Denn für einen solchen Hilfseinsatz melden sich die Soldaten freiwillig“, erklärt Bohn. Etwa 100 Mann helfen bei der Organisation in den Testcentern und die 50 Experten vom Sanitätsdienst würden mit medizinischen Aufgaben wie den Abstrichen in Grünstadt betraut.

„Wir haben unsere tatkräftigen Helfer, die im Schichtdienst von sechs Uhr morgens bis 18 Uhr abends arbeiten, in drei Apartments im Personalwohnheim untergebracht“, erzählt Langenbacher. Zudem sorge die Klinik für Verpflegung und stelle die Schutzausrüstung. Zunächst soll der Einsatz bis Mitte Januar dauern, „danach wird neu entschieden.“ Außer am 24. und am 31. Dezember seien die Soldaten immer im Dienst. „Das Virus kennt keinen Feiertag“, sagt Bohn.

„Da wir ständig getestet werden, wissen wir, wie sich das anfühlt. Vielleicht können wir es den Patienten deshalb besser erklären“, vermutet Tim Benthien. Dass er möglicherweise Weihnachten in der Pfalz verbringen muss, findet er nicht schlimm. „Ich fühle mich wohl hier.“

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