Kiesabbau

Silbersee 2.0: Neuer Baggersee entsteht bei Bobenheim-Roxheim

Neben der B 9 zwischen Ludwigshafen und Worms türmen sich neuerdings einige Sandkegel. Sichtbares Zeichen, dass hier gerade eine neues Kieswerk entsteht. Der Betreiber steht in den Startlöchern

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Bernhard Zinke
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Von der B 9 aus sind nur drei Sandhügel zu sehen. Aus der Luft sind die Dimensionen des Kieswerks Bonnau zu erahnen. Links gegenüber der B 9 lassen sich die Ausläufer des Silbersees erkennen. © Bernhard Zinke

Rechts neben der B 9 auf dem Weg zwischen Ludwigshafen und Worms türmen sich aktuell mehrere Sandkegel in die Höhe. Das ist das deutlich sichtbare Zeichen, dass hier der nächste große Baggersee in der Region entsteht - exakt gegenüber des beliebten Silbersees bei Bobenheim-Roxheim. Aktuell befindet sich das Kieswerk Bonnau, so der offizielle Name, noch im Testlauf. „Wir warten eigentlich nur auf die Zertifizierung“, sagt Christoph Kopper, Geschäftsführer des Betreibers Willersinn Minerals.

Seit Anfang März wachsen nun vier Sandberge in die Höhe. Seit dieser Zeit werden die Maschinen kalibriert und die Technik eingestellt. Denn auch Sand und Kies kann nicht einfach so aus dem Boden geholt und verkauft werden. Es benötigt wie alle anderen Produkte das europäische Zertifikat CE, bevor es in den Verkauf gehen kann.

Sortiert wird der Sand nach seiner Körnung. Der feine Sand geht in den Tiefbau, der etwas hochwertigere grobkörnige Stoff bis zu einer Körnung von zwei Millimetern Dicke findet in der Betonindustrie Abnehmer. Alle gröberen Stoffe aus der Grube werden als Kies verkauft.

Parallel zu den unabhängigen Qualitätskontrollen laufen auch die internen Untersuchungen. „Von uns aus können wir loslegen. Wir brauchen eigentlich nur noch den offiziellen Stempel“, sagt Kopper. Er hofft, dass der Betrieb Mitte April beginnen kann. Dann werden auch die Sandberge, die entlang der B 9 sichtbar sind, noch deutlich wachsen.

Grundwasser bereits sichtbar

Was indessen nicht von der Bundesstraße aus sichtbar ist, sind die Ausmaße der künftigen Kiesgrube. Schon jetzt ist eine riesige Fläche vom Ackerboden freigelegt. In Teilen befindet sich bereits Wasser in der Grube. „Das ist das Grundwasser, das an dieser Stelle etwa drei bis vier Meter unter der Geländeoberkante liegt“, informiert Kopper, der zugleich auch Geschäftsführer der Kiesbaggerei Alois Omlor ist.

Insgesamt, so sehen es die Pläne vor, wird der Baggersee sich auf eine Oberfläche von etwa 70 Hektar ausbreiten. Damit bleibt er deutlich kleiner als der Silbersee, der auf der gegenüberliegenden Seite der B 9 liegt. Der misst etwa 112 Hektar und ist nach dem Laacher See immerhin der zweitgrößte See von Rheinland-Pfalz. Aber im Gegensatz zum Silbersee, aus dem in kleinem Umfang auch immer noch Sand gefördert wird, wird der Bonnau-See voraussichtlich nicht als Naherholungsgebiet und Badesee genutzt werden können. Die Uferbereiche sollen später einmal komplett der Natur überlassen werden. So sehen es Planungs- und Genehmigungsunterlagen vor. Man werde auch kleine Auenwälder anlegen und so eine hochwertige Naturschutzfläche schaffen, die Lebensraum für eine Vielfalt von Tieren biete, die bislang auf den Ackerflächen keinen Lebensraum gefunden haben.

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Nutzung bis zu 30 Jahre

Nutzen will Willersinn Materials das Kieswerk für etwa 25 bis 30 Jahre. Gefördert werden können Mengen von etwa 400 000 bis 500 000 Tonnen im Jahr, je nach Bedarf. Gebaggert wird bis zu einer Geländetiefe von etwa 20 Metern unter der Geländeoberkante. Tiefer darf das Unternehmen an dieser Stelle nicht gehen. Die Hydrogeologen haben das Gelände untersucht und eine Trennschicht in dieser Tiefe entdeckt. Diese soll unangetastet bleiben, damit sich die Grundwasserleiter in den unterschiedlichen Tiefen nicht miteinander vermischen. In anderen Regionen Deutschlands könne man durchaus tiefer graben, aber hier gebe es eben die geologischen Begrenzungen, sagt Kopper.

In den vergangenen drei bis vier Jahren herrschte durch den Boom der Baubranche eine sehr starke Nachfrage nach Sand. Allerdings sei auch in den Kiesbaggereien mittlerweile angekommen, dass Zinsen kräftig gestiegen sind, die Inflation ihren Tribut fordert und manche Bauherren dann doch von ihrem Vorhaben ablassen. „Aber wir gehen davon aus, dass es bei einer Delle bleibt“, sagt Christoph Kopper.

Die Planungen für das Kieswerk Bonnau reichen indessen weiter zurück, deutlich länger als zehn Jahre. Eigens dafür gründete die etablierte Firma Willersinn das Unternehmen Willersinn Materials. In dieses stieg schließlich das Unternehmen Omlor aus Homburg im Saarland ein, das unter anderem auch im südhessischen Groß-Rohrheim und im rheinhessischen Hamm Kiesbaggerwerke betreibt. Die Genehmigung für das Kiewerk Bonnau erteilten die Behörden im Mai 2020. Im Oktober 2021 wurden die Zufahrtsstraßen parallel zur B 9 gebaut. Und ab dem Frühjahr 2022 entstand auf einer fünf Hektar großen Fläche das auch hochwassersichere Werksgelände. Jetzt wartet das Unternehmen auf den offiziellen Startschuss.

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