Nahverkehr

Seilbahn in Mannheim: Chancen und Planungsstand im Überblick

Für Besucher der Buga in Mannheim gehörte eine Seilbahn-Fahrt zu den Höhepunkten. Das Verkehrsmittel könnte in die Region zurückkehren. So ist der Stand.

Von 
Christian Schall
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Bei der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim beförderte eine Seilbahn Besucher zwischen Luisenpark und Spinelli-Gelände. © picture alliance/dpa

Rhein-Neckar. Für Besucher der Bundesgartenschau (Buga) 2023 in Mannheim gehörte eine Fahrt mit der Seilbahn zwischen Spinelli-Gelände und Luisenpark zu den Höhepunkten. Obwohl die Anlage, wie geplant, längst abgebaut ist und in diesem Sommer zur Weiternutzung im Tiroler Skigebiet Kappl wieder aufgebaut wird, ist das Thema Seilbahn in der Region weiter präsent. Das Verkehrsmittel könnte bald eine Renaissance erleben, um einen Beitrag zu leisten, die Verkehrsprobleme zwischen Rhein und Neckar zu lösen. Der Verband Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) und der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) sind offen dafür.

„Seilbahnverbindungen können den ÖPNV sinnvoll ergänzen, deshalb stehen wir dem Thema grundsätzlich offen gegenüber“, sagt MRN-Sprecher Boris Schmitt. „Ob und wo Seilbahnverbindungen dann allerdings konkret sinnvoll möglich sind, muss von den jeweilig zuständigen Partnern individuell geprüft und dann auch beurteilt werden.“

Auf Anfrage erklärt der VRN, noch drei mögliche Optionen in der Region zu prüfen: zwischen Mannheim und Altrip, temporär während der Brückensanierungen zwischen Mannheim und Ludwigshafen sowie in Heidelberg vom S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen zum Neuenheimer Feld. „Es laufen derzeit Machbarkeitsstudien, die durch externe Gutachter begleitet werden“, sagt VRN-Geschäftsführer Michael Winnes. „Erste Ergebnisse werden im Laufe des Jahres erwartet und in enger Abstimmung mit den betroffenen Kommunen weiter diskutiert.“

Seilbahnen seien „eine spannende und sinnvolle Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Angebot“ und könnten bei Barrieren wie Flüssen oder dicht bebauten Gewerbegebieten eine effiziente Alternative sein, um Verkehrsengpässe zu umgehen. Die Erfahrungen bei der Buga hätten gezeigt, dass das Verkehrsmittel von der Bevölkerung gut angenommen werde.

In einer Studie wurden sogar 20 Korridore betrachtet

Eine Konzeptstudie „Seilbahnsysteme im VRN“ hat ursprünglich sogar 20 potenzielle Einsatzgebiete für Seilbahnverbindungen identifiziert. Daraus wurden die drei oben genannten Korridore für weitere Untersuchungen ausgewählt, weil ihnen die höchsten Realisierungschancen zugerechnet werden.

Wie Winnes erläutert, werden zurzeit mit Blick auf die anstehenden, notwendigen Brückensanierungen vor allem die Möglichkeiten einer temporären Seilbahn zwischen Mannheim und Ludwigshafen intensiv geprüft. „Eine Seilbahn könnte unterstützen, die mit den Sanierungen verbundenen Verkehrsengpässe zu entschärfen.“ Wie es nun weitergeht, hänge von den Ergebnissen der Untersuchungen sowie den politischen Entscheidungen in den Kommunen ab. „Sollten diese positiv ausfallen, können konkrete Planungen angestoßen werden“, so Winnes. Er stellt aber klar: „Noch stehen wir mitten in den Analysen.“

Eine wichtige Grundvoraussetzung zur Umsetzung ist der politische Wille, betont der VRN-Geschäftsführer. In Mannheim scheint dieser vorhanden zu sein. Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) hatte im Januar beim „Gipfel der Metropolregion“, einer von dieser Redaktion veranstalteten Diskussionsrunde mit seinen Amtskollegen aus Ludwigshafen und Heidelberg, eine Seilbahn zwischen Mannheim und Ludwigshafen ins Gespräch gebracht. „Wir haben mit Verkehrsexperten die Möglichkeiten von Seilbahnverkehren in der Region prüfen lassen, dabei ist eine Reihe von Konzeptstudien entstanden“, sagte Specht. „Eine davon werden wir wieder rausholen, wenn die Brücken saniert werden müssen, dann wird eine Punkt-zu-Punkt-Seilbahn zwischen Mannheim und Ludwigshafen wieder eine Rolle spielen.“

Neben der politischen Unterstützung nennt Winnes weitere wichtige Faktoren: „Eine Seilbahn muss außerdem sinnvoll in das bestehende Verkehrsnetz eingebunden werden. Dazu gehören Anbindungen an Busse, Bahnen und andere Verkehrsträger.“ Bestehende Verkehrsflüsse oder Siedlungsstrukturen einer Stadt oder Region dürften durch eine Seilbahn nicht negativ beeinflusst werden. Und schließlich: „Eine Seilbahn sollte nicht nur eine attraktive Idee sein, sondern auch langfristig wirtschaftlich betrieben werden können.“ Dazu zählten Bau- und Betriebskosten, Nachfrageprognosen und Finanzierungsmöglichkeiten.

Straßenbahn bevorzugt: Keine Seilbahn für PHV

Kein Thema mehr ist eine durchgehende Seilbahn-Verbindung, um in Heidelberg den entstehenden Stadtteil Patrick-Henry-Village (PHV) anzubinden. Nach einem Beschluss des Gemeinderats soll das PHV, in dem eines Tages bis zu 10.000 Menschen leben werden, per Straßenbahn an die Innenstadt angeschlossen werden. Darüber hinaus ist geplant, eine mögliche Verlängerung der Straßenbahn bis nach Schwetzingen zu untersuchen.

Eine Kosten-Nutzen-Analyse hat ergeben, dass die Straßenbahn eine deutlich höhere Wirtschaftlichkeit sowie eine bessere Anbindung an das bestehende Verkehrsnetz bietet. Langfristig als Option bestehen und vertieft geprüft werden soll laut VRN der Abschnitt zwischen dem S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen und dem Neuenheimer Feld. Sie sei nach Aussage Winnes nur sinnvoll, wenn man sie in Wieblingen mit einer leistungsstarken Park & Ride-Anlage verknüpfe.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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