Unterhaltung

Rufus Beck präsentiert Sommernachtstraum im Luisenpark

Rufus Beck, Schauspieler und Hörspielsprecher, präsentiert William Shakespeares „Sommernachtstraum“ im Luisenpark als „musikalische Stand-up-Comedy“

Von 
Markus Mertens
Lesedauer: 
Rufus Beck bei seinem „Sommernachtstraum“ auf der Seebühne des Mannheimer Luisenparks. © Markus Mertens

Mannheim. Es ist eine laue Sommernacht im Mannheimer Luisenpark. Hinter der Seebühne beleuchtet das letzte goldene Orange der Sonne die Gondolettas – und auch die Besucher dieses ungewöhnlichen Abends treffen bereits ein. Es ist ein Abend, wie er fast schon mustergültig in jenes Skript passt, das sich William Shakespeare einst für seinen „Sommernachtstraum“ vorgestellt haben dürfte. Und der Clou daran: Genau diesen Stoff will der Schauspieler und Hörspielsprecher Rufus Beck als „musikalische Stand-up-Comedy“ präsentieren.

Zur Unterstützung hat sich Beck dabei niemand geringeren als die Formation Tango Transit ausgewählt, die sich mit vielen ähnlichen Projekten längst einen Namen gemacht hat – und auch an diesem Abend keineswegs enttäuscht. Denn Akkordeonist Martin Wagner, Hanns Höhn (Kontrabass) und Schlagzeuger Andreas Neubauer verzieren die wörtliche Rede nicht nur mit beliebigem akustischen Ornamentalschmuck: Diese hoch energetischen Kompositionen zwischen Jazz und World Music, südamerikanischer Folklore und bisweilen auch situativer Klangkomik haben voll und ganz ihre eigene Berechtigung.

Beck hängt an Pointen

Gäbe es da nicht einen zentralen Haken. Denn streng genommen geht es in den gut zwei Stunden beim Seebühnenzauber eigentlich gar nicht um Shakespeare – es geht vielmehr um Rufus Beck und das, was er gerne als „Sommernachtstraum“ deuten würde. Zugegeben: Die Hauptingredienzien stimmen. Wir hören von Hermia und Lysander, die sich lieben und doch nicht dürfen. Beck erzählt von Demetrius, diesem rasenden Liebhaber, dem – weil leider ohne Tinder aufgewachsen – einfach diese smarte Männlichkeit fehlt.

Und dann gibt es da natürlich noch Theseus, den Herzog, der zur großen Heirat mit seiner holden Hippolyta ein bisschen Glanz und Glamour mit einem Theaterwettbewerb schaffen will. Die Tollpatschigkeit der Handwerksgesellen um Anführer Zettel, ihr Vorhaben, ausgerechnet das Drama um Pyramus und Thisbe zu präsentieren: All das kommt vor und auch leidlich zu kurz, aber es kommt offen gestanden nicht wirklich zur Geltung.

Zu sehr hängt Beck an Pointen wie jenen, die holde Helena zum „Mensch gewordenen Pirelli-Kalender“ zu stilisieren, sich über die Liebeswirren mit dem Schalk namens Puck gar selbst lustig zu machen und schließlich zu wenig erquicklichen Gemeinplätzen zurückzugreifen. Männer, so der Protagonist dieser Stunden, seien eben die rationalen unter den Partnern und Frauen auch heute noch immer der emotionale Part. Käme die Frau demnach mit Problemen rund um Arbeit und Kollegen nach Hause, so rät Beck, seien Lösungsorientierung und direkte Ratschläge nicht wirklich das Mittel der Wahl. Bekäme es der Mann dagegen hin, höchst interessiert für zwei Stunden verständnisvoll mit Nicht-Antworten wie „Achso!“, „Mhm“ und „Tja“ zu antworten, bliebe der Angetrauten nichts anderes übrig, als sich heiter über das grandiose Verständnis zu freuen – und unvermittelt mit dem Partner ins Bett zu springen.

Heitere Geschichtsstunde durch die Literatur

Beck ist freilich clever genug, diese wenig subtilen Gags in seine Version des „Sommernachtstraums“ mit einzubauen, aber das große Humor-Potenzial sucht man hier leider vergeblich. Ein bisschen mutet der Abend daher wie jene ZDF-History-Sendungen an, bei denen Guido Knopp zwar schon Geschichte vermittelte, mit all seiner Deutungsmacht und Popularität dabei aber eigentlich vor allem selbst im Vordergrund stand.

Wer es mit literarischer Korrektheit, stilistischer Finesse und hohen humoristischen Ansprüchen nicht so wirklich genau nimmt, eigentlich für Rufus Beck gekommen ist und die inhaltlichen Spielarten nur als Begleiterscheinung betrachtet, dürfte sich von diesem Bühnenspiel bestens unterhalten gefühlt haben. Jedem anderen muss dieser musikalisch-schauspielerische Exkurs vielmehr wie Rufus Becks heitere Geschichtsstunde durch die Welt der Literatur vorkommen. Zu welchem Befund wer nun kommen mag, darüber dürften sich die Geister des Geschmacks freilich streiten – doch im Zweifel kann Puck für alle Kritiker ja auch noch etwas Liebesnektar erübrigen.

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen