Rückschläge - Seit 11. Juni durchkrault der 35-jährige Joseph Heß den Fluss von der Quelle an – und muss dabei mehrere Pannen in Kauf nehmen

Rekordversuch im Rhein: Schwimmer wollte am Freitag Mannheim passieren

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Andreas Hummel (dpa)
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Joseph Heß schwimmt während einer Trainingseinheit in der Elbe. Der Chemnitzer Langstreckenschwimmer ist seit 14 Tagen im Rhein unterwegs. © Sebastian Kahnert

Germersheim/Chemnitz. Rückschlag für Langstreckenschwimmer Joseph Heß aus Chemnitz: In nur 25 Tagen will er den Rhein von der Quelle bis zur Mündung durchkraulen, doch die erste Halbzeit seiner Extremtour ist bereits von einigen Pannen überschattet. Ein Magen-Darm-Infekt und ein Defekt des Begleitboots hätten ihn zwei Tage in Verzug gebracht, sagte der 35-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Am Freitag wollte er Ludwigshafen und Mannheim passieren und bis nach Worms schwimmen.

„Wir waren drauf und dran, die Tour abzubrechen“, gestand Heß mit Blick auf den Schaden am Motorboot. Damit all die Vorbereitungen und das Training nicht umsonst waren und weil auf die Schnelle kein Charterboot zu bekommen gewesen sei, habe er flugs ein gebrauchtes Boot gekauft.

Auch die Strömung habe ihn auf einem längeren Abschnitt des Flusses im Stich gelassen, erzählte Heß. Grund seien Schleusen gewesen. „Dann muss man sich jeden Kilometer zu 100 Prozent selbst aus der Schulter erarbeiten.“ Dabei habe er nicht nur acht bis zehn Stunden am Tag, sondern bis zu zwölf Stunden schwimmen müssen, um sein Soll zu schaffen. Er sei nun jedoch guter Dinge, den Verzug aufzuholen. Allein am Donnerstag habe er eine halbe Tagesetappe wett gemacht und rund 75 Kilometer geschafft. „Ich bin nach so einem Tag wieder richtig euphorisch.“

Dass die Tour auch wegen des regen Schiffsverkehrs nicht ungefährlich ist, habe er immer wieder erfahren, berichtete Heß. Gerade der Sog der Schiffe dürfe nicht unterschätzt werden. „Da wird einem ganz anders.“ Wenn es brenzlig zu werden drohe, dann lege er einen Stopp am Ufer ein oder gehe an Bord seines Bootes - auch bei besonders gefährlichen Flussabschnitten.

Heß berichtete von etlichen interessanten Begegnungen bei seiner Tour. „Viele Menschen winken uns von Brücken und Schleusen zu.“ Eine Familie habe mit Keksen und Salzstangen am Ufer auf ihn gewartet.

Erkenntnisse für die Wissenschaft

Der promovierte Wirtschaftsingenieur hat am 11. Juni am Tomasee in der Schweiz seinen Schwimm-Marathon gestartet, Anfang Juli will er die Nordsee erreichen. Die Gesamtstrecke ist mehr als 1 200 Kilometer lang. Heß ist nicht er Erste, der den Rhein der Länge nach bezwingen will - mit nur 25 Tagen will er dies aber in so kurzer Zeit schaffen wie noch keiner vor ihm. Im Jahr 2014 durchschwamm mit Andreas Fath ein gebürtiger Speyerer Wissenschaftler in einem Tauchanzug den 1231 Kilometer langen Rhein von der Quelle bis zur Mündung, um Sponsoren für ein Wasseranalysegerät zu werben und zugleich die Öffentlichkeit für den Gewässerschutz zu sensibilisieren. 2016 veröffentlichte er in dem Buch „Rheines Wasser“ erste Untersuchungsergebnisse der Wasserproben aus dem Rhein. Auch Joseph Heß stellt sich bei seinem Abenteuer in den Dienst der Forschung und arbeitet mit Wissenschaftlern der Hochschulen in Leipzig, Chemnitz und Mittweida sowie der Hochschule Furtwangen in Baden-Württemberg zusammen. Wie Fath sammelt er Wasserproben, die Erkenntnisse über den Zustand des Rheins liefern sollen.

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