Ludwigshafen. Die Stadt Ludwigshafen kämpft mit einer Rattenplage. Und an der sind die Menschen im Stadtgebiet nicht ganz unschuldig. Im vergangenen Jahr gingen bei der Stadtverwaltung rund 900 Meldungen wegen sogenannten Schädlingsbefalls ein – mit den Nagern in der Hauptrolle. Dies geht aus der Jahresbilanz des Bereichs Öffentliche Ordnung der Stadt Ludwigshafen hervor.
Sie weist für das Jahr 2024 insgesamt rund 8.500 Einsätze des Kommunalen Vollzugsdienstes aus. In etwa einem Viertel der Fälle ging es um Verstöße wie Bettelei, illegales Lagern und nicht eingehaltene Hunde-Anleinpflicht. Dazu kommen viele Einsätze bei Menschen, die sich in psychischen Ausnahmesituationen befanden – rund dreimal pro Tag haben es die Mitarbeiter mit derartigen Fällen zu tun.
Die Rattenbekämpfung ist und bleibt ein großes Thema.
„Die Rattenbekämpfung ist und bleibt ein großes Thema“, sagt Bereichsleiter Martin Graf. Die Mitarbeiter der Verwaltung waren deswegen rund 300 Mal im Stadtgebiet unterwegs, nach Meldungen von Bürgerinnen und Bürgern. Und sie beauftragten 100 Mal die Kammerjäger zur Bekämpfung der Nager. Die Behörde sei zentrale Anlaufstelle für die Bürger.
Auch wenn grundsätzlich jeder selbst dafür verantwortlich sei, dass sein Grundstück sauber und rattenfrei ist, griffen die Verantwortlichen der Stadt auch insbesondere den Besitzern von Ein- und Zweifamilienhäusern bei der Schädlingsbekämpfung unter die Arme. Neben der Beratung erhielten die Bürgerinnen und Bürger kostenlose Köderboxen und Fraßköder.
Probleme mit Ratten in Ludwigshafen werden durch Fütterung verstärkt
Dieses flächendeckende Problem sei zum Teil aber hausgemacht. „Zum einen sind falsch gelagerter Abfall und herumliegende Essensreste dafür verantwortlich. Dazu haben wir leider immer noch sehr viele Menschen, die glauben, man müsste die armen Ratten und Tauben füttern, weil die ja sonst nichts zu fressen finden – was die Probleme nur noch verstärkt“, zeigt Graf Unverständnis.
Der KVD in Zahlen
Jede Nacht gehen zirka 25 bis 30 Anrufe ein.
Im Schnitt legen die KVD-Einsatzkräfte in einer Nacht bis zu 250 Kilometer in den Dienstfahrzeugen im Stadtgebiet zurück.
2024 verzeichnete der Kommunale Vollzugsdienst insgesamt 8576 Einsätze. Darunter Allgemeine Sicherheitsstreifen (2.031), Gefahrenabwehrverordnung (2.290), Lärm / Lärmbeschwerden (1.081), Maßnahmen im Rahmen des Landesgesetzes über Hilfen bei psychischen Erkrankungen (1.055), Gaststätten (406) und Einsätze wegen illegaler Müllablagerungen (65).
Pro Tag haben es die Mitarbeiter mit rund drei Einsätzen im Rahmen des Landesgesetzes über Hilfen bei psychischen Erkrankungen zu tun.
Über das Tagesgeschäft hinaus nimmt der KVD etwa 250 gezielte Aufträge im Jahr wahr. Dazu zählen Kontrollen bei der Nutzung von Außenbestuhlung in der Gastronomie oder Maßnahmen wegen nicht angeleinter Hunde.
Geringer geworden ist der Rattenbefall hingegen im Stadtteil Hemshof-Nord. War der Bereich vormals noch ein Hotspot, konnten die Beschwerden durch die gemeinsamen Bemühungen von Stadt und Einwohnern von 105 Meldungen im Jahr 2019 um rund 75 Prozent auf 26 gesenkt werden. Ebenfalls im Fokus der Rattenbekämpfung stehen aktuell die Stadtteile Gartenstadt, Mundenheim, Rheingönheim und Süd.
Verkehrsüberwachung nun Teil des Bereichs Ordnung
Seit Januar gehört die Verkehrsüberwachung ebenfalls zum Bereich Öffentliche Ordnung. Allein in diesem Jahr hat die Behörde bereits fast 32.000 Tempoverstöße registriert. Der gravierendste Fall war demnach ein Raser auf der Dessauer Straße, der mit Tempo 125 bei erlaubten 50 Stundenkilometern gemessen wurde. „Derjenige, der drei oder vier km/h zu schnell unterwegs ist, ist nicht das Problem – wenn jemand aber mit mehr als 70 Sachen zu viel unterwegs ist, ist das für mich schlicht kriminell“, sagt Graf.
Meine Leute werden ja gerne als Wegelagerer und Abzocker beschimpft, aber wenn ich die Zahlen sehe, wird deutlich, wie wichtig diese Arbeit ist
Zusätzlich wurden im selben Zeitraum mehr als 40.000 Verstöße im ruhenden Verkehr festgestellt. 2.255 Fahrzeuge mussten wegen Parkverstößen abgeschleppt werden. „Meine Leute werden ja gerne als Wegelagerer und Abzocker beschimpft, aber wenn ich die Zahlen sehe, wird deutlich, wie wichtig diese Arbeit ist“, sagt der Bereichsleiter. Ihre Aufgabe sei es, die Straßen der Stadt und der Stadteile sicherer zu machen. Deshalb frage man auch regelmäßig bei den jeweiligen Ortsvorstehern nach, wo sie die Probleme in ihrem Bereich sehen. „In den Altstadtgebieten und den Stadtteilen sind es häufig die engen Kreuzungen, an denen es gefährlich wird. Deshalb stehen diese Stellen bei uns auch verstärkt im Fokus“, erklärt Graf.
Zwischen sechs und sieben Millionen Euro an Bußgeldern spülten die Falschparker und Raser jährlich in die Kassen der Stadt. „Und auch wenn es oft behauptet wird – es gibt keinerlei Vorgaben des Dezernenten, dass gewisse Fallzahlen gebracht werden müssen“, wirft der Beigeordnete und Kämmerer Andreas Schwarz schmunzelnd ein.
Über 900 Kontrollen bei der Lebensmittelüberwachung
Zu den Tätigkeitsfeldern des Bereichs zählen neben dem Kommunalen Vollzugsdienst und der Verkehrsüberwachung auch die Bereiche „Gaststätten, Lebensmittelüberwachung und Gesundheit“ sowie „Gewerbe und Ordnung“. In die Zuständigkeit der Abteilung Gaststätten, Lebensmittelüberwachung und Gesundheit fallen im Stadtgebiet beispielsweise zirka 1.700 Restaurants, Bäckereien, Kioske und dergleichen, die regelmäßig kontrolliert werden. Bei 906 Kontrollen verzeichneten die städtischen Mitarbeiter 266 Mal geringe Mängel und 95 Mal schwere Mängel, die entsprechende Sanktionen wie Strafverfahren nach sich zogen.
Lebensmittelkontrollen
Zu den Aufgaben der Lebensmittelüberwachung zählen Hygienekontrollen in Betrieben, die Probenahme , die Annahme von Beschwerdeproben von Verbrauchern und die Überwachung des Handels mit frei verkäuflichen Arzneimitteln .
2024 hat die Behörde 906 Kontrollen von Lebensmittelbetrieben durchgeführt.
Dabei wurden 96 schwerere Mängel und 266 geringe Mängel festgestellt.
In 90 Fällen waren kostenpflichtige Nachkontrollen nötig.
Außerdem wurden 92 Ordnungswidrigkeiten in Gaststätten geahndet.
In den Zuständigkeitsbereich der Abteilung Gewerbe und Ordnung fallen unter anderem Waffenkontrollen, die Bekämpfung von Schwarzarbeit und Geldwäsche. Im vergangenen Jahr zählte die Abteilung insgesamt 186 Ordnungswidrigkeitsverfahren. Dabei dominierten Verstöße gegen das Waffenrecht. Nach Angaben der Behörde ging es hauptsächlich um die unsachgemäße Lagerung von Waffen oder das verbotene Mitführen von Messern in der Öffentlichkeit. „Einhand- und Springmesser sind besonders bei jungen Herren sehr beliebt. Offenbar ist man kein Mann, wenn man kein Messer in der Tasche hat“, sagt Graf.
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