Gedenken (mit Video und Fotostrecke)

Parade zu Ehren der Queen: Mit 60 Welsh Corgis durch die Speyerer Innenstadt

Schottische Dudelsackklänge, britische Flaggen und viele kurze, plüschige Hunde: So sind 60 Corgis samt Herrchen und Frauchen durch die Maximilianstraße gezogen

Von 
Lisa Uhlmann
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Dudelsackspieler Oliver Köhler (l.) und Hobby-Züchterin Sabine Thomas (m.) führen die rund 60 Welsh Corgis durch die Speyrer Fußgängerzone. © Lisa Uhlmann

Speyer. Das tiefe Runterbeugen, um auf Augenhöhe mit den kurzbeinigen Corgis zu kommen, lohnt sich: Direkt wird man freudig mit der Schnauze beschnuppert – und nicht selten landen dann gleich zwei winzige, flauschige Vorderpfötchen samt halbem Hund im eigenen Schoß. Schon nach wenigen Minuten Aufenthalt im Pulk von fast 60 Welsh Corgis, die sich an diesem sonnigen Herbstsonntag auf einem Parkplatz für die Corgi-Parade zu Ehren von Großbritanniens verstorbener Königin Elizabeth II. gesammelt haben, besteht kein Zweifel mehr: Diese Tierchen sind nicht nur verdammt niedlich– sondern auch verdammt selbstbewusst.

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Rund 60 plüschige Hunde: Die Corgi-Parade durch Speyer im Video

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„Wir sind heute zum ernsthaften Gedenken hergefahren. Schließlich werden wir ständig angesprochen, und gefragt, ob das nicht die Hunde der Queen sind. Dann sagen wir nur: ,Nee, das sind unsere eigenen!’“, sagt Ulrike Lyda schmunzelnd. Mit ihrem Mann Thorsten, der die vier Welsh Corgi Cardigans Manty, Beckett, Bones, Pepper samt britischem Halstuch an der Leine führt, ist Lyda dafür sogar aus der Nähe von Koblenz angereist.

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Mit 60 Welsh Corgis durch die Speyerer Innenstadt

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Dudelsack und Anekdoten

Und damit der Einladung der Corgi-Hobby-Züchterinnen Sabine Thomas und Michaela Zimmermann gefolgt. „Wir haben Hundekekse für die Corgis und bedruckte Tassen sowie das Lieblingsgetränk der Queen für die Besitzer mitgebracht“, erklärt Thomas vor dem Start. Die Idee zur Parade stammt aus Großbritannien, wurde von Hobby-Züchterinnen auch hier aufgegriffen. So kommt es, dass an diesem Tag fast zeitgleich unzählige Corgi-Halter im britisch angehauchten Outfit aus dem Südwesten in Speyer zusammen finden sowie in Norddeutschland und Bayern, um der Schirmherrin der Hunderasse, wie Thomas sie beschreibt, ihren letzten Tribut zu zollen.

Schließlich ist die Biografie von Elizabeth II. eng verwoben mit der Hunderasse, gibt es ulkige Anekdoten um das königliche Zusammenleben im Buckingham-Palace mit den einstigen Bauernhunden. Einige Geschichten davon hat die britische Sendeanstalt BBC zusammengetragen. Sie erzählen, wie alles begann: Nämlich mit Susan, als Geschenk zum 18. Geburtstag von Prinzessin Elizabeth. Zwar hatte die Adlige bereits als Mädchen von ihrem Vater, Georg VI., die Corgis Dookie und Jane geschenkt bekommen. Die pfiffige Pembroke Dame Susan aber sollte später noch für viel Aufsehen sorgen – etwa in den Flitterwochen mit Prinz Philip. Dort tauchte die Hündin unerwartet auf, heimlich mitgeschmuggelt nach der Hochzeit unter einem Teppich in der königlichen Kutsche.

Zwar gibt es an diesem Tag in Speyer keine royale Kutsche, dafür führt Dudelsackspieler Oliver Köhler die Parade in original schottischer Tracht samt Dudelsackklängen durch die Fußgängerzone. Die Corgis selbst lassen sich trotz Marschlied „Amazing Grace“ nicht aus der Ruhe bringen, stimmen lieber in das gemeinschaftliche Bellen ein. Mitten drin, zwischen walisischen Flaggen und kurzbeinigen Fellnasen, läuft ein echtes Schwergewicht mit, der Neufundländer Kayou. Besitzer Harald Kollecker aus Bobenheim-Roxheim stellt gleich klar: Zuhause ist es der kleine Pembroke Emilio, der den Ton angibt.

Der Welsh Corgi

Der Welsh Corgi stammt aus Wales, Großbritannien. Laut dem Rassehundeverein „Club für Britische Hütehunde“, gibt es bei den Corgis zwei getrennte Rassen, den Cardigan und den Pembroke.

Er ist eine der ältesten Hunderassen der Welt. Erste Erwähnungen reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Seit dem 12. Jahrhundert ist der Corgi als Hüte- und Treibhund für Rinder und Ponys bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Corgis (damals noch „Cur“, kleiner Arbeitshund genannt) auf landwirtschaftlichen Ausstellungen gezeigt.

Die ausdauernden Kraftpakete mit Grips benötigen eine konsequente aber liebevolle Erziehung. lia

Klein aber willensstark

„Durch Social Media ist ein Boom entstanden. Man darf nicht vergessen: Das sind immer noch durchsetzungsstarke Treibhunde. Da muss man durchgreifen“, weiß Hobby-Züchterin Zimmermann, die überwältigt ist von der großen Teilnahme. Wie willensstark so ein kleiner Corgi sein kann, haben auch die Mitarbeitenden im Dienste der britischen Krone früh zu spüren bekommen: Dokumentiert ist laut BBC etwa, dass Hündin Susan einen der königlichen Wachposten sowie einen „Royal Clock-Winder“ (königlicher Uhrendreher) gebissen haben soll. Letztere stellen bis heute jährlich die rund 400 antiken Uhren in Windsor Castle und Buckingham Palace per Hand um. Ihre treue Begleiterin hat die Monarchin übrigens nach 15 Jahren beerdigt. Ein royales Ende für einen Hund – und der Startschuss für das königliche Leben der Corgis. Denn Elizabeth sollte über die nächsten 60 Jahre die Zucht dieser Rasse mit mehr als 30 Nachfahren von Susan perfektionieren – und so den Welsh Corgi vor dem Aussterben bewahren.

Angekommen im Speyerer Café Maximilian verteilen sich die 60 Hunde dank ihrer handlichen Größe dann unter den Tischen, während Herrchen und Frauchen sich über Kuchen freuen. Wie es dem Corgi gelungen ist, eine Monarchin um die Pfote zu wickeln, wissen die Teilnehmenden aus erster Hand: „Die machen einfach süchtig. Das sind charakterstarke Hunde, die gerne diskutieren und selbst entscheiden. Sie sind genauso eigen wie wir“, findet Halterin Lyda.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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